Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Stand des Wissens und der Cultur am Ende des zwölften Jahrh. hunderts eine etwas verschiedene Richtung auf, so erhält sich doch dieSymbolisirung noch lange, weit über den Zeitraum hinaus, welcher die Blüthe des Physiologus umfaßt. Wie noch das tridentiner Concil durch den römischen Katechismus die Bedeutsamkeit dieser figürlichen Verwendung anerkennen ließ, so finden sich vor und nach ihm zahl- reiche Belege für diese, eigentlicher Erkenntniß fremd gegenüberstehende Erfassung der Natur. Beispielsweise mag hier nur auf Alanus ab In- sulis73), Hildefonsus74) und Ioannes Institor75) verwiesen werden. Stand des Wissens und der Cultur am Ende des zwölften Jahrhunderts. Es wurde oben der Gründung der beiden Bettelorden gedacht, Hatte Karl der Große durch Gründung und Förderung von Schu- 74) In den lib. II. itineris deserti quo pergitur post baptismum (Baluze, Miscellan. ed. Mansi T. II. p. 39) werden von Cap. LIII bis LXXI zunächst das Solatium avium spiritualium, dann die significationes von Vögeln, Schlangen und Säugethieren angeführt. 75) Derselbe zählt im Breviloquium animi cujuslibet reformativum die symbolischen Beziehungen von zwanzig Vögeln auf, zu denen er auch die Fleder- maus rechnet. - Weiteres ist bei Pitra, Spicilegium. Tom. III. zu finden. V. Carus, Gesch. d. Zool. 10
Stand des Wiſſens und der Cultur am Ende des zwölften Jahrh. hunderts eine etwas verſchiedene Richtung auf, ſo erhält ſich doch dieSymboliſirung noch lange, weit über den Zeitraum hinaus, welcher die Blüthe des Phyſiologus umfaßt. Wie noch das tridentiner Concil durch den römiſchen Katechismus die Bedeutſamkeit dieſer figürlichen Verwendung anerkennen ließ, ſo finden ſich vor und nach ihm zahl- reiche Belege für dieſe, eigentlicher Erkenntniß fremd gegenüberſtehende Erfaſſung der Natur. Beiſpielsweiſe mag hier nur auf Alanus ab In- ſulis73), Hildefonſus74) und Ioannes Inſtitor75) verwieſen werden. Stand des Wiſſens und der Cultur am Ende des zwölften Jahrhunderts. Es wurde oben der Gründung der beiden Bettelorden gedacht, Hatte Karl der Große durch Gründung und Förderung von Schu- 74) In den lib. II. itineris deserti quo pergitur post baptismum (Baluze, Miscellan. ed. Mansi T. II. p. 39) werden von Cap. LIII bis LXXI zunächſt das Solatium avium spiritualium, dann die significationes von Vögeln, Schlangen und Säugethieren angeführt. 75) Derſelbe zählt im Breviloquium animi cujuslibet reformativum die ſymboliſchen Beziehungen von zwanzig Vögeln auf, zu denen er auch die Fleder- maus rechnet. ‒ Weiteres iſt bei Pitra, Spicilegium. Tom. III. zu finden. V. Carus, Geſch. d. Zool. 10
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Stand des Wiſſens und der Cultur am Ende des zwölften Jahrh.
hunderts eine etwas verſchiedene Richtung auf, ſo erhält ſich doch die
Symboliſirung noch lange, weit über den Zeitraum hinaus, welcher
die Blüthe des Phyſiologus umfaßt. Wie noch das tridentiner Concil
durch den römiſchen Katechismus die Bedeutſamkeit dieſer figürlichen
Verwendung anerkennen ließ, ſo finden ſich vor und nach ihm zahl-
reiche Belege für dieſe, eigentlicher Erkenntniß fremd gegenüberſtehende
Erfaſſung der Natur. Beiſpielsweiſe mag hier nur auf Alanus ab In-
ſulis 73), Hildefonſus 74) und Ioannes Inſtitor 75) verwieſen werden.
Stand des Wiſſens und der Cultur am Ende des
zwölften Jahrhunderts.
Es wurde oben der Gründung der beiden Bettelorden gedacht,
der Dominikaner und Franziskaner. Um die hervorragende Stellung,
welche dieſelben im 13. Jahrhundert der Entwickelung der Wiſſenſchaf-
ten gegenüber einnahmen, beurtheilen zu können, iſt eine flüchtige Er-
innerung an die allgemeinen Culturverhältniſſe, unter denen ſie ent-
ſtanden, nicht unzweckmäßig. Daß ſie den Benediktinern den Beruf der
Lehrerſchaft für das Volk abnahmen, wurde nach den Zuſtänden dieſer
Genoſſenſchaft oben kurz angedeutet. Tiefer liegende Gründe laſſen in
ihnen die unabſichtlichen Verbreiter und Erhalter der Wiſſenſchaftlichkeit
erkennen, ſelbſt in Zeiten, wo die Kirche durch ihre Satzungen mehr
dahin zu wirken ſuchte, das Wiſſen vom Glauben abhängig zu machen,
als den letzteren durch Erweiterung des Wiſſens zu ſtützen.
Hatte Karl der Große durch Gründung und Förderung von Schu-
73) Alanus ab Insulis, Oculus s. Summa. Argentor. s. a. (Pitra).
74) In den lib. II. itineris deserti quo pergitur post baptismum (Baluze,
Miscellan. ed. Mansi T. II. p. 39) werden von Cap. LIII bis LXXI zunächſt das
Solatium avium spiritualium, dann die significationes von Vögeln, Schlangen
und Säugethieren angeführt.
75) Derſelbe zählt im Breviloquium animi cujuslibet reformativum die
ſymboliſchen Beziehungen von zwanzig Vögeln auf, zu denen er auch die Fleder-
maus rechnet. ‒ Weiteres iſt bei Pitra, Spicilegium. Tom. III. zu finden.
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Zitationshilfe: | Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/156>, abgerufen am 03.03.2025. |