sein für einige Zeit gewissermaßen aufgibt und nun wieder ganz in den Kreis des Unbewußtseins zurückkehrt. Alle Thätigkeit ist nämlich hiedurch sofort wieder gleichsam zur ursprünglichen geworden, sie ist wieder eingetreten in die¬ jenige Form psychischen Lebens, wo von keinem Erlernen, Einüben, und Verlernen die Rede sein kann, sondern wo Alles geschieht aus eigner innerer d. i. göttlicher Macht¬ vollkommenheit; und hiemit ist denn auch nothwendig ver¬ bunden, daß die Abspannung, die Ermüdung, welche nur da möglich wurde, wo das Einzelleben versucht hatte, als ein besondres aus dem Zuge des Allgemeinen zeitweise sich hervorzuheben, hier nun unmittelbar, durch das Aufgeben dieser Einzelheit, wirklich wieder großentheils oder ganz aufgehoben und beseitigt werden muß. Die Thatsache, daß nichts mehr von einer angestrengten bewußten Thätigkeit der Seele wiederherstellt, nichts mehr die eingetretene Ab¬ spannung des bewußten Seelenlebens vermindert als ein oft nur kurzer Schlaf, die Thatsache der Kräftigung, die unser bewußtes Seelenleben alltäglich durch den regelmäßig wiederkehrenden nächtlichen Schlaf erfährt, ja die That¬ sache daß nach den heftigsten Aufregungen des bewußten Lebens, nicht selten eine eintretende Ohnmacht -- d. i. eben ein zeitweises gänzliches Aufgeben des Bewußtseins -- am allerbesten das erschöpfte Leben beruhigt und zu neuen Kraft-Anstrengungen wieder fähig macht, war lange be¬ kannt und die Aerzte hatten daraus gar manche wichtige Folgerungen für ihre Kunst gezogen, allein die Erklärung eines solchen Vorganges fehlte und findet nun hier erst ihre vollkommne Nachweisung.
e. Von Dem, was im unbewußten Seelenleben an krankhaften Zuständen vorkommen kann.
Nachdem sich bei den frühern Untersuchungen ergeben hatte, daß das primitive Unbewußte, in wie fern es die
ſein für einige Zeit gewiſſermaßen aufgibt und nun wieder ganz in den Kreis des Unbewußtſeins zurückkehrt. Alle Thätigkeit iſt nämlich hiedurch ſofort wieder gleichſam zur urſprünglichen geworden, ſie iſt wieder eingetreten in die¬ jenige Form pſychiſchen Lebens, wo von keinem Erlernen, Einüben, und Verlernen die Rede ſein kann, ſondern wo Alles geſchieht aus eigner innerer d. i. göttlicher Macht¬ vollkommenheit; und hiemit iſt denn auch nothwendig ver¬ bunden, daß die Abſpannung, die Ermüdung, welche nur da möglich wurde, wo das Einzelleben verſucht hatte, als ein beſondres aus dem Zuge des Allgemeinen zeitweiſe ſich hervorzuheben, hier nun unmittelbar, durch das Aufgeben dieſer Einzelheit, wirklich wieder großentheils oder ganz aufgehoben und beſeitigt werden muß. Die Thatſache, daß nichts mehr von einer angeſtrengten bewußten Thätigkeit der Seele wiederherſtellt, nichts mehr die eingetretene Ab¬ ſpannung des bewußten Seelenlebens vermindert als ein oft nur kurzer Schlaf, die Thatſache der Kräftigung, die unſer bewußtes Seelenleben alltäglich durch den regelmäßig wiederkehrenden nächtlichen Schlaf erfährt, ja die That¬ ſache daß nach den heftigſten Aufregungen des bewußten Lebens, nicht ſelten eine eintretende Ohnmacht — d. i. eben ein zeitweiſes gänzliches Aufgeben des Bewußtſeins — am allerbeſten das erſchöpfte Leben beruhigt und zu neuen Kraft-Anſtrengungen wieder fähig macht, war lange be¬ kannt und die Aerzte hatten daraus gar manche wichtige Folgerungen für ihre Kunſt gezogen, allein die Erklärung eines ſolchen Vorganges fehlte und findet nun hier erſt ihre vollkommne Nachweiſung.
e. Von Dem, was im unbewußten Seelenleben an krankhaften Zuſtänden vorkommen kann.
Nachdem ſich bei den frühern Unterſuchungen ergeben hatte, daß das primitive Unbewußte, in wie fern es die
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ſein für einige Zeit gewiſſermaßen aufgibt und nun wieder
ganz in den Kreis des Unbewußtſeins zurückkehrt. Alle
Thätigkeit iſt nämlich hiedurch ſofort wieder gleichſam zur
urſprünglichen geworden, ſie iſt wieder eingetreten in die¬
jenige Form pſychiſchen Lebens, wo von keinem Erlernen,
Einüben, und Verlernen die Rede ſein kann, ſondern wo
Alles geſchieht aus eigner innerer d. i. göttlicher Macht¬
vollkommenheit; und hiemit iſt denn auch nothwendig ver¬
bunden, daß die Abſpannung, die Ermüdung, welche nur
da möglich wurde, wo das Einzelleben verſucht hatte, als
ein beſondres aus dem Zuge des Allgemeinen zeitweiſe ſich
hervorzuheben, hier nun unmittelbar, durch das Aufgeben
dieſer Einzelheit, wirklich wieder großentheils oder ganz
aufgehoben und beſeitigt werden muß. Die Thatſache, daß
nichts mehr von einer angeſtrengten bewußten Thätigkeit
der Seele wiederherſtellt, nichts mehr die eingetretene Ab¬
ſpannung des bewußten Seelenlebens vermindert als ein
oft nur kurzer Schlaf, die Thatſache der Kräftigung, die
unſer bewußtes Seelenleben alltäglich durch den regelmäßig
wiederkehrenden nächtlichen Schlaf erfährt, ja die That¬
ſache daß nach den heftigſten Aufregungen des bewußten
Lebens, nicht ſelten eine eintretende Ohnmacht — d. i. eben
ein zeitweiſes gänzliches Aufgeben des Bewußtſeins —
am allerbeſten das erſchöpfte Leben beruhigt und zu neuen
Kraft-Anſtrengungen wieder fähig macht, war lange be¬
kannt und die Aerzte hatten daraus gar manche wichtige
Folgerungen für ihre Kunſt gezogen, allein die Erklärung
eines ſolchen Vorganges fehlte und findet nun hier erſt ihre
vollkommne Nachweiſung.
e. Von Dem, was im unbewußten Seelenleben an krankhaften Zuſtänden
vorkommen kann.
Nachdem ſich bei den frühern Unterſuchungen ergeben
hatte, daß das primitive Unbewußte, in wie fern es die
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/104>, abgerufen am 22.12.2024.
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