Alle diese Veränderungen sind jedoch in den ersten Tagen nach der Conception vorüber, und es verbleiben diese Or- gane sodann vollkommen ruhig. -- An den Mutterröh- ren bemerken wir den ebenfalls erhöhten Zustand von Ge- fäßthätigkeit, wobei zugleich die Muskularthätigkeit zur peri- staltischen Bewegung, um den Fruchtkeim nach dem Uterus zu führen, aufgeregt wird. Späterhin ruhen auch diese Theile, obwohl man nicht übersehen darf, daß sie als Theile des allgemeinen Fruchtganges (s. I. Thl. §. 27.) auch an den Veränderungen, welche der Fruchtgang überhaupt und beson- ders der mittlere Theil desselben, der Uterus, zeigt, Antheil nehmen, und sich daher ebenfalls in der Schwangerschaft mit vergrößern, so daß man sie am Ende derselben bedeutend größer als im nichtschwangern Zustande antrifft.
§. 743.
Veränderungen des Fruchthälters. Dieser zeigt nun die bedeutendsten Abweichungen von dem Zustande vor der Schwangerschaft, so daß wir die Umänderungen desselben in Wahrheit denen fast, welche das Ei erleidet, gleichachten können. Die Ursache hiervon ist, weil ja eben das Leben und Wachsen des Eies fortwährend durch das Bildungsleben des Uterus bedingt ist, und natürlich das letztere erhöht seyn muß, wenn das erstere fortrücken soll. Der Uterns aber, welcher in der Schwangerschaft der eigentliche Heerd der gesammten Bildungsthätigkeit wird, zeigt nun dreifache Veränderungen, 1) seinem Parenchyma, der Struktur seiner Wände nach, 2) seiner Form, 3) seiner Lage nach, welche Veränderungen wir nun im Einzelnen durchgehen.
§. 744.
1) Die Substanz der Gebärmutterwände be- treffend, so wird diese namentlich in sofern verändert, als alle ihre Gefäße, ganz vorzüglich jedoch ihre Venen sich ver- längern und so beträchtlich erweitern, daß die ganzen Wände des Uterus in der Schwangerschaft theils weit stärker wer- den (am Sitze der Placenta, wo die Gefäße im Uterus am
Alle dieſe Veraͤnderungen ſind jedoch in den erſten Tagen nach der Conception voruͤber, und es verbleiben dieſe Or- gane ſodann vollkommen ruhig. — An den Mutterroͤh- ren bemerken wir den ebenfalls erhoͤhten Zuſtand von Ge- faͤßthaͤtigkeit, wobei zugleich die Muskularthaͤtigkeit zur peri- ſtaltiſchen Bewegung, um den Fruchtkeim nach dem Uterus zu fuͤhren, aufgeregt wird. Spaͤterhin ruhen auch dieſe Theile, obwohl man nicht uͤberſehen darf, daß ſie als Theile des allgemeinen Fruchtganges (ſ. I. Thl. §. 27.) auch an den Veraͤnderungen, welche der Fruchtgang uͤberhaupt und beſon- ders der mittlere Theil deſſelben, der Uterus, zeigt, Antheil nehmen, und ſich daher ebenfalls in der Schwangerſchaft mit vergroͤßern, ſo daß man ſie am Ende derſelben bedeutend groͤßer als im nichtſchwangern Zuſtande antrifft.
§. 743.
Veraͤnderungen des Fruchthaͤlters. Dieſer zeigt nun die bedeutendſten Abweichungen von dem Zuſtande vor der Schwangerſchaft, ſo daß wir die Umaͤnderungen deſſelben in Wahrheit denen faſt, welche das Ei erleidet, gleichachten koͤnnen. Die Urſache hiervon iſt, weil ja eben das Leben und Wachſen des Eies fortwaͤhrend durch das Bildungsleben des Uterus bedingt iſt, und natuͤrlich das letztere erhoͤht ſeyn muß, wenn das erſtere fortruͤcken ſoll. Der Uterns aber, welcher in der Schwangerſchaft der eigentliche Heerd der geſammten Bildungsthaͤtigkeit wird, zeigt nun dreifache Veraͤnderungen, 1) ſeinem Parenchyma, der Struktur ſeiner Waͤnde nach, 2) ſeiner Form, 3) ſeiner Lage nach, welche Veraͤnderungen wir nun im Einzelnen durchgehen.
§. 744.
1) Die Subſtanz der Gebaͤrmutterwaͤnde be- treffend, ſo wird dieſe namentlich in ſofern veraͤndert, als alle ihre Gefaͤße, ganz vorzuͤglich jedoch ihre Venen ſich ver- laͤngern und ſo betraͤchtlich erweitern, daß die ganzen Waͤnde des Uterus in der Schwangerſchaft theils weit ſtaͤrker wer- den (am Sitze der Placenta, wo die Gefaͤße im Uterus am
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Alle dieſe Veraͤnderungen ſind jedoch in den erſten Tagen
nach der Conception voruͤber, und es verbleiben dieſe Or-
gane ſodann vollkommen ruhig. — An den Mutterroͤh-
ren bemerken wir den ebenfalls erhoͤhten Zuſtand von Ge-
faͤßthaͤtigkeit, wobei zugleich die Muskularthaͤtigkeit zur peri-
ſtaltiſchen Bewegung, um den Fruchtkeim nach dem Uterus
zu fuͤhren, aufgeregt wird. Spaͤterhin ruhen auch dieſe Theile,
obwohl man nicht uͤberſehen darf, daß ſie als Theile des
allgemeinen Fruchtganges (ſ. I. Thl. §. 27.) auch an den
Veraͤnderungen, welche der Fruchtgang uͤberhaupt und beſon-
ders der mittlere Theil deſſelben, der Uterus, zeigt, Antheil
nehmen, und ſich daher ebenfalls in der Schwangerſchaft mit
vergroͤßern, ſo daß man ſie am Ende derſelben bedeutend
groͤßer als im nichtſchwangern Zuſtande antrifft.
§. 743.
Veraͤnderungen des Fruchthaͤlters. Dieſer zeigt
nun die bedeutendſten Abweichungen von dem Zuſtande vor
der Schwangerſchaft, ſo daß wir die Umaͤnderungen deſſelben
in Wahrheit denen faſt, welche das Ei erleidet, gleichachten
koͤnnen. Die Urſache hiervon iſt, weil ja eben das Leben
und Wachſen des Eies fortwaͤhrend durch das Bildungsleben
des Uterus bedingt iſt, und natuͤrlich das letztere erhoͤht
ſeyn muß, wenn das erſtere fortruͤcken ſoll. Der Uterns
aber, welcher in der Schwangerſchaft der eigentliche Heerd
der geſammten Bildungsthaͤtigkeit wird, zeigt nun dreifache
Veraͤnderungen, 1) ſeinem Parenchyma, der Struktur
ſeiner Waͤnde nach, 2) ſeiner Form, 3) ſeiner Lage nach,
welche Veraͤnderungen wir nun im Einzelnen durchgehen.
§. 744.
1) Die Subſtanz der Gebaͤrmutterwaͤnde be-
treffend, ſo wird dieſe namentlich in ſofern veraͤndert, als
alle ihre Gefaͤße, ganz vorzuͤglich jedoch ihre Venen ſich ver-
laͤngern und ſo betraͤchtlich erweitern, daß die ganzen Waͤnde
des Uterus in der Schwangerſchaft theils weit ſtaͤrker wer-
den (am Sitze der Placenta, wo die Gefaͤße im Uterus am
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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