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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 1620.

Was die übrigen Theile des Körpers betrifft, so finden
sich vorzüglich oft Regelwidrigkeiten in der Brusthöhle vor,
nicht sowohl immer als Folgen der Krankheit, sondern häufiger
als schon früher vorhandene Regelwidrigkeiten, welche die
Disposition zum Kindbettfieber vermehren. War hingegen die
Pleura selbst in der Krankheit ergriffen, so zeigen sich auch
die Spuren der Entzündung Ausschwitzung, Verwachsung, Ei-
terung u. s. w. ganz wie auch nach anderen heftigen und
bösartigen Pneumonien. Das Gehirn findet man bei Puerperal-
fiebern mit vorherrschenden Leiden der Unterleibsorgane selten
auf eine in die Sinne fallende Weise verändert. Bei den
Verstorbenen hingegen, wo die Hirnhäute ihr vorherrschendes
Leiden durch Manie und Delirien zu erkennen gaben, zeigen
sich diese Theile ausgezeichnet blutreich, die Gefäßhaut ist
zuweilen mit coagulabeler Lymphe bedeckt, und Ausschwitzungen
von Wasser in den Hirnhöhlen, auf der Basis cerebri, und
im Rückenwirbelkanale, sind keine seltne Erscheinung.

§. 1621.

Nachdem wir somit das vorzüglich Bemerkenswerthe über
Verlauf und Ausgang des Kindbettfiebers durchgegangen haben,
wird es leichter werden zu einer Darlegung des Wesentli-
chen
dieser Krankheit zu gelangen, worauf dann noch über
ursächliche Momente und Prognose das Weitere beizufügen
seyn wird.

§. 1622.

Es ist aber nicht möglich zur klaren Einsicht des Wesent-
lichen hierbei zu gelangen, dafern man nicht die Eigenthümlichkeit
der Wochenperiode überhaupt scharf aufgefaßt hat, weßhalb
zunächst auf das was §. 849 bis 871 angegeben wurde,
zurückgewiesen werden muß. Ferner ist es nöthig die innige
Verwandschaft fest zu halten welche zwischen Bildungsproceß
und Entzündung besteht, wodurch es erklärlich wird wenn

§. 1620.

Was die uͤbrigen Theile des Koͤrpers betrifft, ſo finden
ſich vorzuͤglich oft Regelwidrigkeiten in der Bruſthoͤhle vor,
nicht ſowohl immer als Folgen der Krankheit, ſondern haͤufiger
als ſchon fruͤher vorhandene Regelwidrigkeiten, welche die
Dispoſition zum Kindbettfieber vermehren. War hingegen die
Pleura ſelbſt in der Krankheit ergriffen, ſo zeigen ſich auch
die Spuren der Entzuͤndung Ausſchwitzung, Verwachſung, Ei-
terung u. ſ. w. ganz wie auch nach anderen heftigen und
boͤsartigen Pneumonien. Das Gehirn findet man bei Puerperal-
fiebern mit vorherrſchenden Leiden der Unterleibsorgane ſelten
auf eine in die Sinne fallende Weiſe veraͤndert. Bei den
Verſtorbenen hingegen, wo die Hirnhaͤute ihr vorherrſchendes
Leiden durch Manie und Delirien zu erkennen gaben, zeigen
ſich dieſe Theile ausgezeichnet blutreich, die Gefaͤßhaut iſt
zuweilen mit coagulabeler Lymphe bedeckt, und Ausſchwitzungen
von Waſſer in den Hirnhoͤhlen, auf der Basis cerebri, und
im Ruͤckenwirbelkanale, ſind keine ſeltne Erſcheinung.

§. 1621.

Nachdem wir ſomit das vorzuͤglich Bemerkenswerthe uͤber
Verlauf und Ausgang des Kindbettfiebers durchgegangen haben,
wird es leichter werden zu einer Darlegung des Weſentli-
chen
dieſer Krankheit zu gelangen, worauf dann noch uͤber
urſaͤchliche Momente und Prognoſe das Weitere beizufuͤgen
ſeyn wird.

§. 1622.

Es iſt aber nicht moͤglich zur klaren Einſicht des Weſent-
lichen hierbei zu gelangen, dafern man nicht die Eigenthuͤmlichkeit
der Wochenperiode uͤberhaupt ſcharf aufgefaßt hat, weßhalb
zunaͤchſt auf das was §. 849 bis 871 angegeben wurde,
zuruͤckgewieſen werden muß. Ferner iſt es noͤthig die innige
Verwandſchaft feſt zu halten welche zwiſchen Bildungsproceß
und Entzuͤndung beſteht, wodurch es erklaͤrlich wird wenn

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[579/0605] §. 1620. Was die uͤbrigen Theile des Koͤrpers betrifft, ſo finden ſich vorzuͤglich oft Regelwidrigkeiten in der Bruſthoͤhle vor, nicht ſowohl immer als Folgen der Krankheit, ſondern haͤufiger als ſchon fruͤher vorhandene Regelwidrigkeiten, welche die Dispoſition zum Kindbettfieber vermehren. War hingegen die Pleura ſelbſt in der Krankheit ergriffen, ſo zeigen ſich auch die Spuren der Entzuͤndung Ausſchwitzung, Verwachſung, Ei- terung u. ſ. w. ganz wie auch nach anderen heftigen und boͤsartigen Pneumonien. Das Gehirn findet man bei Puerperal- fiebern mit vorherrſchenden Leiden der Unterleibsorgane ſelten auf eine in die Sinne fallende Weiſe veraͤndert. Bei den Verſtorbenen hingegen, wo die Hirnhaͤute ihr vorherrſchendes Leiden durch Manie und Delirien zu erkennen gaben, zeigen ſich dieſe Theile ausgezeichnet blutreich, die Gefaͤßhaut iſt zuweilen mit coagulabeler Lymphe bedeckt, und Ausſchwitzungen von Waſſer in den Hirnhoͤhlen, auf der Basis cerebri, und im Ruͤckenwirbelkanale, ſind keine ſeltne Erſcheinung. §. 1621. Nachdem wir ſomit das vorzuͤglich Bemerkenswerthe uͤber Verlauf und Ausgang des Kindbettfiebers durchgegangen haben, wird es leichter werden zu einer Darlegung des Weſentli- chen dieſer Krankheit zu gelangen, worauf dann noch uͤber urſaͤchliche Momente und Prognoſe das Weitere beizufuͤgen ſeyn wird. §. 1622. Es iſt aber nicht moͤglich zur klaren Einſicht des Weſent- lichen hierbei zu gelangen, dafern man nicht die Eigenthuͤmlichkeit der Wochenperiode uͤberhaupt ſcharf aufgefaßt hat, weßhalb zunaͤchſt auf das was §. 849 bis 871 angegeben wurde, zuruͤckgewieſen werden muß. Ferner iſt es noͤthig die innige Verwandſchaft feſt zu halten welche zwiſchen Bildungsproceß und Entzuͤndung beſteht, wodurch es erklaͤrlich wird wenn

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/605>, abgerufen am 21.11.2024.