diese Gefäße ohne unmittelbare Anastomose demungeachtet Stoffe vom Uterus aufnehmen? -- Nun ist aber schon daraus, daß, wie wir bemerkt haben, die Flocken am Ei früher existiren, als die Gefäße im Ei, klar, daß die Gefäße nicht selbst die Flocken bilden, dagegen ist es höchst wahrscheinlich und auch im dreimonatlichen Ei ziemlich deutlich nachzuwei- sen, daß neben den Gefäßen der Frucht an ihren feinsten Enden, da wo sie in die Fasern der Lederhaut sich verlieren, stets kleine Knötchen (Bulbi) vorhanden sind (welche nicht selten in wirkliche größere Blasen z. B. bei Traubenmolen, übergehen) so daß die Gefäße wohl durch diese Bulbos theils vielleicht wirklichen Chylus, theils eine oxydirte Lymphe (um sie mit dem Blute zu mischen) aufzusaugen im Stande sind *), wobei ohne Zweifel auch die Struktur der mit vielen Klap- pen versehenen Venen des Mutterkuchens ihnen zu Statten kommen muß **). (Vergl. §. 679--681.)
§. 697.
Im Innern des Eies sind Chorion und Amnion noch immer getrennt, das Nabelbläschen ist verschwunden, so wie die Vasa omphalomeseraica; der Urachus ist geschlossen, der Nabelstrang länger, im Verhältniß zum Embryo dünner und gewunden Der Embryo selbst wird gegen Ende die- ses Monats über 3 Zoll lang, der Kopf ist noch immer von einer zu den übrigen Partien unverhältnißmäßigen Größe, seine Theile aber sind mehr entwickelt, die Augen zeigen deutliche obwohl geschlossene Augenlider, welcher (bei meh- reren Säugethieren auch nach der Geburt fortdauernden) äus- sern Verschließung, die der Pupille durch die Membrana
*)Ocken (s. Lucina v. SieboldIII. Bd. S. 295.) vergleicht diese Bulbos auch den Darmzotten, glaubt aber, daß sie blos den Chylus ins Amnion führen.
**) Man hat allerdings öfters das Daseyn von lymphatischen Gefäßen im Nabelstrange, dem Mutterkuchen und den Eihäuten vermuthet, allein nie dieselben wirklich nachweisen können.
dieſe Gefaͤße ohne unmittelbare Anaſtomoſe demungeachtet Stoffe vom Uterus aufnehmen? — Nun iſt aber ſchon daraus, daß, wie wir bemerkt haben, die Flocken am Ei fruͤher exiſtiren, als die Gefaͤße im Ei, klar, daß die Gefaͤße nicht ſelbſt die Flocken bilden, dagegen iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich und auch im dreimonatlichen Ei ziemlich deutlich nachzuwei- ſen, daß neben den Gefaͤßen der Frucht an ihren feinſten Enden, da wo ſie in die Faſern der Lederhaut ſich verlieren, ſtets kleine Knoͤtchen (Bulbi) vorhanden ſind (welche nicht ſelten in wirkliche groͤßere Blaſen z. B. bei Traubenmolen, uͤbergehen) ſo daß die Gefaͤße wohl durch dieſe Bulbos theils vielleicht wirklichen Chylus, theils eine oxydirte Lymphe (um ſie mit dem Blute zu miſchen) aufzuſaugen im Stande ſind *), wobei ohne Zweifel auch die Struktur der mit vielen Klap- pen verſehenen Venen des Mutterkuchens ihnen zu Statten kommen muß **). (Vergl. §. 679—681.)
§. 697.
Im Innern des Eies ſind Chorion und Amnion noch immer getrennt, das Nabelblaͤschen iſt verſchwunden, ſo wie die Vasa omphalomeseraica; der Urachus iſt geſchloſſen, der Nabelſtrang laͤnger, im Verhaͤltniß zum Embryo duͤnner und gewunden Der Embryo ſelbſt wird gegen Ende die- ſes Monats uͤber 3 Zoll lang, der Kopf iſt noch immer von einer zu den uͤbrigen Partien unverhaͤltnißmaͤßigen Groͤße, ſeine Theile aber ſind mehr entwickelt, die Augen zeigen deutliche obwohl geſchloſſene Augenlider, welcher (bei meh- reren Saͤugethieren auch nach der Geburt fortdauernden) aͤuſ- ſern Verſchließung, die der Pupille durch die Membrana
*)Ocken (ſ. Lucina v. SieboldIII. Bd. S. 295.) vergleicht dieſe Bulbos auch den Darmzotten, glaubt aber, daß ſie blos den Chylus ins Amnion fuͤhren.
**) Man hat allerdings oͤfters das Daſeyn von lymphatiſchen Gefaͤßen im Nabelſtrange, dem Mutterkuchen und den Eihaͤuten vermuthet, allein nie dieſelben wirklich nachweiſen koͤnnen.
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dieſe Gefaͤße ohne unmittelbare Anaſtomoſe demungeachtet
Stoffe vom Uterus aufnehmen? — Nun iſt aber ſchon
daraus, daß, wie wir bemerkt haben, die Flocken am Ei fruͤher
exiſtiren, als die Gefaͤße im Ei, klar, daß die Gefaͤße nicht
ſelbſt die Flocken bilden, dagegen iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich
und auch im dreimonatlichen Ei ziemlich deutlich nachzuwei-
ſen, daß neben den Gefaͤßen der Frucht an ihren feinſten
Enden, da wo ſie in die Faſern der Lederhaut ſich verlieren,
ſtets kleine Knoͤtchen (Bulbi) vorhanden ſind (welche nicht
ſelten in wirkliche groͤßere Blaſen z. B. bei Traubenmolen,
uͤbergehen) ſo daß die Gefaͤße wohl durch dieſe Bulbos theils
vielleicht wirklichen Chylus, theils eine oxydirte Lymphe (um
ſie mit dem Blute zu miſchen) aufzuſaugen im Stande ſind *),
wobei ohne Zweifel auch die Struktur der mit vielen Klap-
pen verſehenen Venen des Mutterkuchens ihnen zu Statten
kommen muß **). (Vergl. §. 679—681.)
§. 697.
Im Innern des Eies ſind Chorion und Amnion noch
immer getrennt, das Nabelblaͤschen iſt verſchwunden, ſo wie
die Vasa omphalomeseraica; der Urachus iſt geſchloſſen,
der Nabelſtrang laͤnger, im Verhaͤltniß zum Embryo duͤnner
und gewunden Der Embryo ſelbſt wird gegen Ende die-
ſes Monats uͤber 3 Zoll lang, der Kopf iſt noch immer von
einer zu den uͤbrigen Partien unverhaͤltnißmaͤßigen Groͤße,
ſeine Theile aber ſind mehr entwickelt, die Augen zeigen
deutliche obwohl geſchloſſene Augenlider, welcher (bei meh-
reren Saͤugethieren auch nach der Geburt fortdauernden) aͤuſ-
ſern Verſchließung, die der Pupille durch die Membrana
*) Ocken (ſ. Lucina v. Siebold III. Bd. S. 295.) vergleicht dieſe
Bulbos auch den Darmzotten, glaubt aber, daß ſie blos den Chylus
ins Amnion fuͤhren.
**) Man hat allerdings oͤfters das Daſeyn von lymphatiſchen Gefaͤßen
im Nabelſtrange, dem Mutterkuchen und den Eihaͤuten vermuthet,
allein nie dieſelben wirklich nachweiſen koͤnnen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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