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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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mit seinem Instrument hinlänglich vertraut ist) einen nicht
leicht trügenden Schluß auf den Umfang des Kopfs selbst zu
ziehen. -- Ist auch dieses beachtet und mit der Bildung des
Beckens nochmals verglichen, so schreitet man sofort zu den
eigentlichen Traktionen, bei welchen, nachdem die Zangengriffe
mit einem Tuche umwickelt sind, beide Hände die Griffe so
fassen müssen, daß die Handrücken aufwärts gekehrt sind, und
ein Zeigefinger, sobald das Schloß nicht zu tief innerhalb
der Schamlippen liegt, über dieses zwischen beide Blätter
gebracht wird. Die Züge selbst modificiren sich nun nach
dem Stande des Kopfs, ist dieser hochgestellt, so müssen die
Zangengriffe stark rückwärts gerichtet werden, dahingegen, je
tiefer der Kopf mit der Zange herabrückt, die Zangengriffe
auch mehr in horizontale Stellung (der Führungslinie des
Beckens gemäß) kommen werden, bis sie endlich, beim Her-
ausleiten, wieder fast in senkrechte Stellung gerichtet seyn
müssen.

§. 1231.

Ferner darf die Kraft nicht blos in Zügen auf den Kopf
wirken, sondern man befördert die Herabbewegung desselben
noch mehr durch gelinde spiralförmige Seitenbewegungen der
Zange, wobei die Griffe kleine Ellipsen beschreiben müssen.
Ausserdem hüte man sich auch dafür, während des Anziehens
der Zange den Kopf einer zu starken Zusammendrückung zu
unterwerfen, und setze überhaupt eine Traktion nicht zu lange
fort, sondern benutze dazu vorzüglich die Zeit einer, wo mög-
lich durch kräftiges Mitpressen der Kreisenden verstärkten Wehe,
und mache sodann eine kleine Pause, um der Kreisenden und
auch sich selbst einige Erhohlung zu gönnen. -- Mitunter
wird man sich denn auch bei dem Vorrücken des Kopfs ge-
nöthigt sehen, seine eigne Haltung zu verändern, die knieende
Stellung zu verlassen und die Entwickelung des Kopfs im
Stehen zu beendigen, immer aber muß man darüber wachen,
daß der Kopf, wenn er vielleicht über eine engere Stelle hin-
weggeglitten ist, nicht zu plötzlich herabrückt oder durchschnei-

mit ſeinem Inſtrument hinlaͤnglich vertraut iſt) einen nicht
leicht truͤgenden Schluß auf den Umfang des Kopfs ſelbſt zu
ziehen. — Iſt auch dieſes beachtet und mit der Bildung des
Beckens nochmals verglichen, ſo ſchreitet man ſofort zu den
eigentlichen Traktionen, bei welchen, nachdem die Zangengriffe
mit einem Tuche umwickelt ſind, beide Haͤnde die Griffe ſo
faſſen muͤſſen, daß die Handruͤcken aufwaͤrts gekehrt ſind, und
ein Zeigefinger, ſobald das Schloß nicht zu tief innerhalb
der Schamlippen liegt, uͤber dieſes zwiſchen beide Blaͤtter
gebracht wird. Die Zuͤge ſelbſt modificiren ſich nun nach
dem Stande des Kopfs, iſt dieſer hochgeſtellt, ſo muͤſſen die
Zangengriffe ſtark ruͤckwaͤrts gerichtet werden, dahingegen, je
tiefer der Kopf mit der Zange herabruͤckt, die Zangengriffe
auch mehr in horizontale Stellung (der Fuͤhrungslinie des
Beckens gemaͤß) kommen werden, bis ſie endlich, beim Her-
ausleiten, wieder faſt in ſenkrechte Stellung gerichtet ſeyn
muͤſſen.

§. 1231.

Ferner darf die Kraft nicht blos in Zuͤgen auf den Kopf
wirken, ſondern man befoͤrdert die Herabbewegung deſſelben
noch mehr durch gelinde ſpiralfoͤrmige Seitenbewegungen der
Zange, wobei die Griffe kleine Ellipſen beſchreiben muͤſſen.
Auſſerdem huͤte man ſich auch dafuͤr, waͤhrend des Anziehens
der Zange den Kopf einer zu ſtarken Zuſammendruͤckung zu
unterwerfen, und ſetze uͤberhaupt eine Traktion nicht zu lange
fort, ſondern benutze dazu vorzuͤglich die Zeit einer, wo moͤg-
lich durch kraͤftiges Mitpreſſen der Kreiſenden verſtaͤrkten Wehe,
und mache ſodann eine kleine Pauſe, um der Kreiſenden und
auch ſich ſelbſt einige Erhohlung zu goͤnnen. — Mitunter
wird man ſich denn auch bei dem Vorruͤcken des Kopfs ge-
noͤthigt ſehen, ſeine eigne Haltung zu veraͤndern, die knieende
Stellung zu verlaſſen und die Entwickelung des Kopfs im
Stehen zu beendigen, immer aber muß man daruͤber wachen,
daß der Kopf, wenn er vielleicht uͤber eine engere Stelle hin-
weggeglitten iſt, nicht zu ploͤtzlich herabruͤckt oder durchſchnei-

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[350/0374] mit ſeinem Inſtrument hinlaͤnglich vertraut iſt) einen nicht leicht truͤgenden Schluß auf den Umfang des Kopfs ſelbſt zu ziehen. — Iſt auch dieſes beachtet und mit der Bildung des Beckens nochmals verglichen, ſo ſchreitet man ſofort zu den eigentlichen Traktionen, bei welchen, nachdem die Zangengriffe mit einem Tuche umwickelt ſind, beide Haͤnde die Griffe ſo faſſen muͤſſen, daß die Handruͤcken aufwaͤrts gekehrt ſind, und ein Zeigefinger, ſobald das Schloß nicht zu tief innerhalb der Schamlippen liegt, uͤber dieſes zwiſchen beide Blaͤtter gebracht wird. Die Zuͤge ſelbſt modificiren ſich nun nach dem Stande des Kopfs, iſt dieſer hochgeſtellt, ſo muͤſſen die Zangengriffe ſtark ruͤckwaͤrts gerichtet werden, dahingegen, je tiefer der Kopf mit der Zange herabruͤckt, die Zangengriffe auch mehr in horizontale Stellung (der Fuͤhrungslinie des Beckens gemaͤß) kommen werden, bis ſie endlich, beim Her- ausleiten, wieder faſt in ſenkrechte Stellung gerichtet ſeyn muͤſſen. §. 1231. Ferner darf die Kraft nicht blos in Zuͤgen auf den Kopf wirken, ſondern man befoͤrdert die Herabbewegung deſſelben noch mehr durch gelinde ſpiralfoͤrmige Seitenbewegungen der Zange, wobei die Griffe kleine Ellipſen beſchreiben muͤſſen. Auſſerdem huͤte man ſich auch dafuͤr, waͤhrend des Anziehens der Zange den Kopf einer zu ſtarken Zuſammendruͤckung zu unterwerfen, und ſetze uͤberhaupt eine Traktion nicht zu lange fort, ſondern benutze dazu vorzuͤglich die Zeit einer, wo moͤg- lich durch kraͤftiges Mitpreſſen der Kreiſenden verſtaͤrkten Wehe, und mache ſodann eine kleine Pauſe, um der Kreiſenden und auch ſich ſelbſt einige Erhohlung zu goͤnnen. — Mitunter wird man ſich denn auch bei dem Vorruͤcken des Kopfs ge- noͤthigt ſehen, ſeine eigne Haltung zu veraͤndern, die knieende Stellung zu verlaſſen und die Entwickelung des Kopfs im Stehen zu beendigen, immer aber muß man daruͤber wachen, daß der Kopf, wenn er vielleicht uͤber eine engere Stelle hin- weggeglitten iſt, nicht zu ploͤtzlich herabruͤckt oder durchſchnei-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/374>, abgerufen am 21.11.2024.