Centrum der Bewegkraft, nämlich das Rückenmark und das als Ganglion desselben zu betrachtende kleine Gehirn. Nun zeigen aber physiologische Experimente daß wir im thierischen Körper Zuckungen vorzüglich auf zweierlei Weise hervorrufen können, nämlich durch einen Druck auf die Hirnsubstanz oder durch große Erschöpfung der Lebenskraft überhaupt z. B. durch Blutverlust oder nach Ueberreitzung und übermäßiger Anstrengung. Beides wirkt in sofern gleich, als es bei Schwächung der Centralorgane den peripherischen Gebilden ein unverhältniß- mäßiges Uebergewicht zutheilt.
§. 1044.
Berücksichtigung dieser Gründe läßt es nun alsbald klar erkennen, daß auch die auf solche innere krankhafte Weise ent- stehenden Zuckungen, durch ähnliche zwei Grund-Ursachen be- dingt werden können, nämlich 1) durch Druck auf das Gehirn von überfüllten Gefäßen, oder selbst von ausgetretenen Flüßigkeiten, 2) durch unmittelbare Erschöpfung der Centralorgane des Nervensystems. Beide wesentliche Ursachen werden durch verschiedene prädisponirende und Ge- legenheitsursachen bedingt. -- Der ersteren Entstehungsweise nach, welche in aller Hinsicht die gefahrdrohendste, zugleich aber auch die häufigere ist, erfolgen die Convulsionen bei ple- thorischen Subjekten von kurzem gedrungenem Körperbau, bei organischen Fehlern des Gehirns, Verdickungen der Schädel- knochen, und besonders bei krankhaften Zuständen der Brust- eingeweide, als wodurch ganz vorzüglich solche Blutanhäufun- gen in den Gefäßen des Gehirns veranlaßt werden. Zu die- sen Brustkrankheiten, welche sich auch häufig bei Sektionen zu erkennen gaben, gehören ursprüngliche Bildungsfehler, oder später entstandene organische Fehler des Herzens, Verbildun- gen in den großen Gefäßen, Brustwassersucht, Verwachsungen, Tuberkeln u. s. w. -- Endlich können diese Congestionen nach dem Gehirn auch von krankhaften Zuständen der Unter- leibseingeweide, und Störungen im Pfortadersysteme, wobei auch auf den Druck des schwangern Uterus Rücksicht zu neh- men ist, vorbereitet werden.
Centrum der Bewegkraft, naͤmlich das Ruͤckenmark und das als Ganglion deſſelben zu betrachtende kleine Gehirn. Nun zeigen aber phyſiologiſche Experimente daß wir im thieriſchen Koͤrper Zuckungen vorzuͤglich auf zweierlei Weiſe hervorrufen koͤnnen, naͤmlich durch einen Druck auf die Hirnſubſtanz oder durch große Erſchoͤpfung der Lebenskraft uͤberhaupt z. B. durch Blutverluſt oder nach Ueberreitzung und uͤbermaͤßiger Anſtrengung. Beides wirkt in ſofern gleich, als es bei Schwaͤchung der Centralorgane den peripheriſchen Gebilden ein unverhaͤltniß- maͤßiges Uebergewicht zutheilt.
§. 1044.
Beruͤckſichtigung dieſer Gruͤnde laͤßt es nun alsbald klar erkennen, daß auch die auf ſolche innere krankhafte Weiſe ent- ſtehenden Zuckungen, durch aͤhnliche zwei Grund-Urſachen be- dingt werden koͤnnen, naͤmlich 1) durch Druck auf das Gehirn von uͤberfuͤllten Gefaͤßen, oder ſelbſt von ausgetretenen Fluͤßigkeiten, 2) durch unmittelbare Erſchoͤpfung der Centralorgane des Nervenſyſtems. Beide weſentliche Urſachen werden durch verſchiedene praͤdisponirende und Ge- legenheitsurſachen bedingt. — Der erſteren Entſtehungsweiſe nach, welche in aller Hinſicht die gefahrdrohendſte, zugleich aber auch die haͤufigere iſt, erfolgen die Convulſionen bei ple- thoriſchen Subjekten von kurzem gedrungenem Koͤrperbau, bei organiſchen Fehlern des Gehirns, Verdickungen der Schaͤdel- knochen, und beſonders bei krankhaften Zuſtaͤnden der Bruſt- eingeweide, als wodurch ganz vorzuͤglich ſolche Blutanhaͤufun- gen in den Gefaͤßen des Gehirns veranlaßt werden. Zu die- ſen Bruſtkrankheiten, welche ſich auch haͤufig bei Sektionen zu erkennen gaben, gehoͤren urſpruͤngliche Bildungsfehler, oder ſpaͤter entſtandene organiſche Fehler des Herzens, Verbildun- gen in den großen Gefaͤßen, Bruſtwaſſerſucht, Verwachſungen, Tuberkeln u. ſ. w. — Endlich koͤnnen dieſe Congeſtionen nach dem Gehirn auch von krankhaften Zuſtaͤnden der Unter- leibseingeweide, und Stoͤrungen im Pfortaderſyſteme, wobei auch auf den Druck des ſchwangern Uterus Ruͤckſicht zu neh- men iſt, vorbereitet werden.
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Centrum der Bewegkraft, naͤmlich das Ruͤckenmark und das
als Ganglion deſſelben zu betrachtende kleine Gehirn. Nun
zeigen aber phyſiologiſche Experimente daß wir im thieriſchen
Koͤrper Zuckungen vorzuͤglich auf zweierlei Weiſe hervorrufen
koͤnnen, naͤmlich durch einen Druck auf die Hirnſubſtanz oder
durch große Erſchoͤpfung der Lebenskraft uͤberhaupt z. B. durch
Blutverluſt oder nach Ueberreitzung und uͤbermaͤßiger Anſtrengung.
Beides wirkt in ſofern gleich, als es bei Schwaͤchung der
Centralorgane den peripheriſchen Gebilden ein unverhaͤltniß-
maͤßiges Uebergewicht zutheilt.
§. 1044.
Beruͤckſichtigung dieſer Gruͤnde laͤßt es nun alsbald klar
erkennen, daß auch die auf ſolche innere krankhafte Weiſe ent-
ſtehenden Zuckungen, durch aͤhnliche zwei Grund-Urſachen be-
dingt werden koͤnnen, naͤmlich 1) durch Druck auf das
Gehirn von uͤberfuͤllten Gefaͤßen, oder ſelbſt von ausgetretenen
Fluͤßigkeiten, 2) durch unmittelbare Erſchoͤpfung der
Centralorgane des Nervenſyſtems. Beide weſentliche
Urſachen werden durch verſchiedene praͤdisponirende und Ge-
legenheitsurſachen bedingt. — Der erſteren Entſtehungsweiſe
nach, welche in aller Hinſicht die gefahrdrohendſte, zugleich
aber auch die haͤufigere iſt, erfolgen die Convulſionen bei ple-
thoriſchen Subjekten von kurzem gedrungenem Koͤrperbau, bei
organiſchen Fehlern des Gehirns, Verdickungen der Schaͤdel-
knochen, und beſonders bei krankhaften Zuſtaͤnden der Bruſt-
eingeweide, als wodurch ganz vorzuͤglich ſolche Blutanhaͤufun-
gen in den Gefaͤßen des Gehirns veranlaßt werden. Zu die-
ſen Bruſtkrankheiten, welche ſich auch haͤufig bei Sektionen
zu erkennen gaben, gehoͤren urſpruͤngliche Bildungsfehler, oder
ſpaͤter entſtandene organiſche Fehler des Herzens, Verbildun-
gen in den großen Gefaͤßen, Bruſtwaſſerſucht, Verwachſungen,
Tuberkeln u. ſ. w. — Endlich koͤnnen dieſe Congeſtionen
nach dem Gehirn auch von krankhaften Zuſtaͤnden der Unter-
leibseingeweide, und Stoͤrungen im Pfortaderſyſteme, wobei
auch auf den Druck des ſchwangern Uterus Ruͤckſicht zu neh-
men iſt, vorbereitet werden.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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