Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

dem aber muß während des Anfalls vollkommene Ruhe
beobachtet, und es müssen irgend einwirkende specifische Ursachen,
so wie die örtlichen vielleicht vorhandenen organischen Krank-
heiten berücksichtigt werden.

§. 1006.

3. Venengeschwülste (Varices.) Schon ist bei der
Geschichte der durch Schwangerschaft im weiblichen Körper
hervorgebrachten Veränderungen, der Anschwellung der Haut-
venen an den Extremitäten und an den Geburtstheilen als
einer häufigen Erscheinung gedacht worden. Man bemerkt
dieselben namentlich bei phlegmatischen, schwammigen Körpern,
bei welchen das Venensystem im Allgemeinen ein bedeutendes
Uebergewicht über das arterielle System zeigt. Sie werden
gewöhnlich um so verbreiteter und stärker gefunden, je meh-
rere Geburten vorausgegangen sind. Ihre Lagerung folgt
gewöhnlich dem Laufe der Vena saphena magna, jedoch so
daß sie sich oft bis auf die äußern Geburtstheile ja selbst
bis in die Bagina fortsetzen und ihre Größe variirt von dem
Zustande einer bloßen angeschwollenen blau durchscheinenden
Vene, bis zum Umfange eines Tauben- ja eines Hünereies.

§. 1007.

Die davon abhängenden Beschwerden sind: Druck, Span-
nung, zuweilen stechende Schmerzen und Hinderung des Ge-
brauchs der Glieder; am bedenklichsten werden sie jedoch durch
heftige selbst lebensgefährliche Blutungen, welche erfolgen, so-
bald der Varix durch einen zufälligen Stoß oder durch son-
stige Reitzung verletzt wird; welche Verletzungen auch zu-
weilen zu Entstehung bösartiger, schwer heilender Geschwüre
Veranlaßung geben. -- Gewöhnlich sind diese Geschwülste zu
Anfange der Schwangerschaft nur unbedeutend, wachsen aber
im Verlanfe derselben immer mehr, und sind dann auch ge-
wöhnlich während dieser Zeit auf keine Weise völlig zu besei-

dem aber muß waͤhrend des Anfalls vollkommene Ruhe
beobachtet, und es muͤſſen irgend einwirkende ſpecifiſche Urſachen,
ſo wie die oͤrtlichen vielleicht vorhandenen organiſchen Krank-
heiten beruͤckſichtigt werden.

§. 1006.

3. Venengeſchwuͤlſte (Varices.) Schon iſt bei der
Geſchichte der durch Schwangerſchaft im weiblichen Koͤrper
hervorgebrachten Veraͤnderungen, der Anſchwellung der Haut-
venen an den Extremitaͤten und an den Geburtstheilen als
einer haͤufigen Erſcheinung gedacht worden. Man bemerkt
dieſelben namentlich bei phlegmatiſchen, ſchwammigen Koͤrpern,
bei welchen das Venenſyſtem im Allgemeinen ein bedeutendes
Uebergewicht uͤber das arterielle Syſtem zeigt. Sie werden
gewoͤhnlich um ſo verbreiteter und ſtaͤrker gefunden, je meh-
rere Geburten vorausgegangen ſind. Ihre Lagerung folgt
gewoͤhnlich dem Laufe der Vena saphena magna, jedoch ſo
daß ſie ſich oft bis auf die aͤußern Geburtstheile ja ſelbſt
bis in die Bagina fortſetzen und ihre Groͤße variirt von dem
Zuſtande einer bloßen angeſchwollenen blau durchſcheinenden
Vene, bis zum Umfange eines Tauben- ja eines Huͤnereies.

§. 1007.

Die davon abhaͤngenden Beſchwerden ſind: Druck, Span-
nung, zuweilen ſtechende Schmerzen und Hinderung des Ge-
brauchs der Glieder; am bedenklichſten werden ſie jedoch durch
heftige ſelbſt lebensgefaͤhrliche Blutungen, welche erfolgen, ſo-
bald der Varix durch einen zufaͤlligen Stoß oder durch ſon-
ſtige Reitzung verletzt wird; welche Verletzungen auch zu-
weilen zu Entſtehung boͤsartiger, ſchwer heilender Geſchwuͤre
Veranlaßung geben. — Gewoͤhnlich ſind dieſe Geſchwuͤlſte zu
Anfange der Schwangerſchaft nur unbedeutend, wachſen aber
im Verlanfe derſelben immer mehr, und ſind dann auch ge-
woͤhnlich waͤhrend dieſer Zeit auf keine Weiſe voͤllig zu beſei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0241" n="217"/>
dem aber muß wa&#x0364;hrend des Anfalls vollkommene Ruhe<lb/>
beobachtet, und es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en irgend einwirkende &#x017F;pecifi&#x017F;che Ur&#x017F;achen,<lb/>
&#x017F;o wie die o&#x0364;rtlichen vielleicht vorhandenen organi&#x017F;chen Krank-<lb/>
heiten beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigt werden.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1006.</head><lb/>
                  <p>3. <hi rendition="#g">Venenge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te</hi> <hi rendition="#aq">(Varices.)</hi> Schon i&#x017F;t bei der<lb/>
Ge&#x017F;chichte der durch Schwanger&#x017F;chaft im weiblichen Ko&#x0364;rper<lb/>
hervorgebrachten Vera&#x0364;nderungen, der An&#x017F;chwellung der Haut-<lb/>
venen an den Extremita&#x0364;ten und an den Geburtstheilen als<lb/>
einer ha&#x0364;ufigen Er&#x017F;cheinung gedacht worden. Man bemerkt<lb/>
die&#x017F;elben namentlich bei phlegmati&#x017F;chen, &#x017F;chwammigen Ko&#x0364;rpern,<lb/>
bei welchen das Venen&#x017F;y&#x017F;tem im Allgemeinen ein bedeutendes<lb/>
Uebergewicht u&#x0364;ber das arterielle Sy&#x017F;tem zeigt. Sie werden<lb/>
gewo&#x0364;hnlich um &#x017F;o verbreiteter und &#x017F;ta&#x0364;rker gefunden, je meh-<lb/>
rere Geburten vorausgegangen &#x017F;ind. Ihre Lagerung folgt<lb/>
gewo&#x0364;hnlich dem Laufe der <hi rendition="#aq">Vena saphena magna,</hi> jedoch &#x017F;o<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich oft bis auf die a&#x0364;ußern Geburtstheile ja &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
bis in die Bagina fort&#x017F;etzen und ihre Gro&#x0364;ße variirt von dem<lb/>
Zu&#x017F;tande einer bloßen ange&#x017F;chwollenen blau durch&#x017F;cheinenden<lb/>
Vene, bis zum Umfange eines Tauben- ja eines Hu&#x0364;nereies.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1007.</head><lb/>
                  <p>Die davon abha&#x0364;ngenden Be&#x017F;chwerden &#x017F;ind: Druck, Span-<lb/>
nung, zuweilen &#x017F;techende Schmerzen und Hinderung des Ge-<lb/>
brauchs der Glieder; am bedenklich&#x017F;ten werden &#x017F;ie jedoch durch<lb/>
heftige &#x017F;elb&#x017F;t lebensgefa&#x0364;hrliche Blutungen, welche erfolgen, &#x017F;o-<lb/>
bald der <hi rendition="#aq">Varix</hi> durch einen zufa&#x0364;lligen Stoß oder durch &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;tige Reitzung verletzt wird; welche Verletzungen auch zu-<lb/>
weilen zu Ent&#x017F;tehung bo&#x0364;sartiger, &#x017F;chwer heilender Ge&#x017F;chwu&#x0364;re<lb/>
Veranlaßung geben. &#x2014; Gewo&#x0364;hnlich &#x017F;ind die&#x017F;e Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te zu<lb/>
Anfange der Schwanger&#x017F;chaft nur unbedeutend, wach&#x017F;en aber<lb/>
im Verlanfe der&#x017F;elben immer mehr, und &#x017F;ind dann auch ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Zeit auf keine Wei&#x017F;e vo&#x0364;llig zu be&#x017F;ei-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0241] dem aber muß waͤhrend des Anfalls vollkommene Ruhe beobachtet, und es muͤſſen irgend einwirkende ſpecifiſche Urſachen, ſo wie die oͤrtlichen vielleicht vorhandenen organiſchen Krank- heiten beruͤckſichtigt werden. §. 1006. 3. Venengeſchwuͤlſte (Varices.) Schon iſt bei der Geſchichte der durch Schwangerſchaft im weiblichen Koͤrper hervorgebrachten Veraͤnderungen, der Anſchwellung der Haut- venen an den Extremitaͤten und an den Geburtstheilen als einer haͤufigen Erſcheinung gedacht worden. Man bemerkt dieſelben namentlich bei phlegmatiſchen, ſchwammigen Koͤrpern, bei welchen das Venenſyſtem im Allgemeinen ein bedeutendes Uebergewicht uͤber das arterielle Syſtem zeigt. Sie werden gewoͤhnlich um ſo verbreiteter und ſtaͤrker gefunden, je meh- rere Geburten vorausgegangen ſind. Ihre Lagerung folgt gewoͤhnlich dem Laufe der Vena saphena magna, jedoch ſo daß ſie ſich oft bis auf die aͤußern Geburtstheile ja ſelbſt bis in die Bagina fortſetzen und ihre Groͤße variirt von dem Zuſtande einer bloßen angeſchwollenen blau durchſcheinenden Vene, bis zum Umfange eines Tauben- ja eines Huͤnereies. §. 1007. Die davon abhaͤngenden Beſchwerden ſind: Druck, Span- nung, zuweilen ſtechende Schmerzen und Hinderung des Ge- brauchs der Glieder; am bedenklichſten werden ſie jedoch durch heftige ſelbſt lebensgefaͤhrliche Blutungen, welche erfolgen, ſo- bald der Varix durch einen zufaͤlligen Stoß oder durch ſon- ſtige Reitzung verletzt wird; welche Verletzungen auch zu- weilen zu Entſtehung boͤsartiger, ſchwer heilender Geſchwuͤre Veranlaßung geben. — Gewoͤhnlich ſind dieſe Geſchwuͤlſte zu Anfange der Schwangerſchaft nur unbedeutend, wachſen aber im Verlanfe derſelben immer mehr, und ſind dann auch ge- woͤhnlich waͤhrend dieſer Zeit auf keine Weiſe voͤllig zu beſei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/241
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/241>, abgerufen am 21.12.2024.