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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Durchganges vom übrigen Kindeskörper aber ist es wichtig,
daß der Rücken vorwärts gekehrt sey, und das ganze Ver-
halten ist also der Steislage höchst ähnlich, indem, wenn
einmal die Hüften in das kleine Becken getreten sind, alle
Drehungen wie bei jener erfolgen.

§. 844.

Kennzeichen der Kniegeburt sind, schon vor völliger Er-
öffnung des Muttermundes, die sehr spitzig und tief in den-
selben sich herabdrängende Blase (da wegen Mangel eines
größern Kindestheils im untern Raume des Eies, das meiste
Fruchtwasser hier sich ansammeln kann), ferner aber die rund-
lichen Flächen der Kniee selbst, welche sich durch größere
Stärke, so wie durch die Kniescheibe von dem Ellbogen un-
terscheiden.

Dritte Ordnung. Fußgeburt (Partus Agripparum).
§. 845.

Sie ist sehr wenig von der Kniegeburt unterschieden;
auch sie theilt man in ganze und halbe Fußgeburt, je nach-
dem beide oder ein Fuß allein ins Becken treten, und achtet
außerdem auf die Richtung der Zehen, indem die nach hin-
ten gerichteten Zehen die günstigere Lage mit dem Rücken
nach vorwärts, die nach vorn gerichteten Zehen, die Vor-
wärtsrichtung der Bauch- und Brustfläche andeuten. Auch
hier erfolgt im Wesentlichen das Durchbewegen des Rumpfs
durch das Becken ganz wie bei der Steisgeburt; da indeß,
vorzüglich bei der ganzen Fußgeburt die Geburtstheile weni-
ger auf den Durchgang der Brust, Schultergegend und des
Kopfs vorbereitet sind, so schlagen sich theils die Arme leicht
über den Kopf herauf, theils entfernt sich leichter das Kinn
von der Brust, und die langsamere Entwicklung des Kopfs
wird somit oft die Ursache vom Tode des Kindes. -- Ist
dagegen ein Fuß gegen den Leib heraufgeschlagen, so stehen
zwar oft die Hüften etwas länger im Becken, aber der

Durchganges vom uͤbrigen Kindeskoͤrper aber iſt es wichtig,
daß der Ruͤcken vorwaͤrts gekehrt ſey, und das ganze Ver-
halten iſt alſo der Steislage hoͤchſt aͤhnlich, indem, wenn
einmal die Huͤften in das kleine Becken getreten ſind, alle
Drehungen wie bei jener erfolgen.

§. 844.

Kennzeichen der Kniegeburt ſind, ſchon vor voͤlliger Er-
oͤffnung des Muttermundes, die ſehr ſpitzig und tief in den-
ſelben ſich herabdraͤngende Blaſe (da wegen Mangel eines
groͤßern Kindestheils im untern Raume des Eies, das meiſte
Fruchtwaſſer hier ſich anſammeln kann), ferner aber die rund-
lichen Flaͤchen der Kniee ſelbſt, welche ſich durch groͤßere
Staͤrke, ſo wie durch die Knieſcheibe von dem Ellbogen un-
terſcheiden.

Dritte Ordnung. Fußgeburt (Partus Agripparum).
§. 845.

Sie iſt ſehr wenig von der Kniegeburt unterſchieden;
auch ſie theilt man in ganze und halbe Fußgeburt, je nach-
dem beide oder ein Fuß allein ins Becken treten, und achtet
außerdem auf die Richtung der Zehen, indem die nach hin-
ten gerichteten Zehen die guͤnſtigere Lage mit dem Ruͤcken
nach vorwaͤrts, die nach vorn gerichteten Zehen, die Vor-
waͤrtsrichtung der Bauch- und Bruſtflaͤche andeuten. Auch
hier erfolgt im Weſentlichen das Durchbewegen des Rumpfs
durch das Becken ganz wie bei der Steisgeburt; da indeß,
vorzuͤglich bei der ganzen Fußgeburt die Geburtstheile weni-
ger auf den Durchgang der Bruſt, Schultergegend und des
Kopfs vorbereitet ſind, ſo ſchlagen ſich theils die Arme leicht
uͤber den Kopf herauf, theils entfernt ſich leichter das Kinn
von der Bruſt, und die langſamere Entwicklung des Kopfs
wird ſomit oft die Urſache vom Tode des Kindes. — Iſt
dagegen ein Fuß gegen den Leib heraufgeſchlagen, ſo ſtehen
zwar oft die Huͤften etwas laͤnger im Becken, aber der

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[125/0149] Durchganges vom uͤbrigen Kindeskoͤrper aber iſt es wichtig, daß der Ruͤcken vorwaͤrts gekehrt ſey, und das ganze Ver- halten iſt alſo der Steislage hoͤchſt aͤhnlich, indem, wenn einmal die Huͤften in das kleine Becken getreten ſind, alle Drehungen wie bei jener erfolgen. §. 844. Kennzeichen der Kniegeburt ſind, ſchon vor voͤlliger Er- oͤffnung des Muttermundes, die ſehr ſpitzig und tief in den- ſelben ſich herabdraͤngende Blaſe (da wegen Mangel eines groͤßern Kindestheils im untern Raume des Eies, das meiſte Fruchtwaſſer hier ſich anſammeln kann), ferner aber die rund- lichen Flaͤchen der Kniee ſelbſt, welche ſich durch groͤßere Staͤrke, ſo wie durch die Knieſcheibe von dem Ellbogen un- terſcheiden. Dritte Ordnung. Fußgeburt (Partus Agripparum). §. 845. Sie iſt ſehr wenig von der Kniegeburt unterſchieden; auch ſie theilt man in ganze und halbe Fußgeburt, je nach- dem beide oder ein Fuß allein ins Becken treten, und achtet außerdem auf die Richtung der Zehen, indem die nach hin- ten gerichteten Zehen die guͤnſtigere Lage mit dem Ruͤcken nach vorwaͤrts, die nach vorn gerichteten Zehen, die Vor- waͤrtsrichtung der Bauch- und Bruſtflaͤche andeuten. Auch hier erfolgt im Weſentlichen das Durchbewegen des Rumpfs durch das Becken ganz wie bei der Steisgeburt; da indeß, vorzuͤglich bei der ganzen Fußgeburt die Geburtstheile weni- ger auf den Durchgang der Bruſt, Schultergegend und des Kopfs vorbereitet ſind, ſo ſchlagen ſich theils die Arme leicht uͤber den Kopf herauf, theils entfernt ſich leichter das Kinn von der Bruſt, und die langſamere Entwicklung des Kopfs wird ſomit oft die Urſache vom Tode des Kindes. — Iſt dagegen ein Fuß gegen den Leib heraufgeſchlagen, ſo ſtehen zwar oft die Huͤften etwas laͤnger im Becken, aber der

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/149>, abgerufen am 21.11.2024.