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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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lichen Typus entspreche oder nicht, sodann in wie weit etwa
Spuren früher Statt gehabter Krankheiten (z. B. der Rha-
chitis) daraus sich abnehmen lassen, und endlich um auch
daraus mit abzumessen, welche Constitution, welches Tem-
perament im Körper der zu Untersuchenden vorherrschend sey.
Zunächst an diese allgemeine Untersuchung schließt sich nun
unter den Theilen einer speciellen äußern Untersuchung die der
Brüste: -- Hier nämlich ist durch Besichtigung sowohl als
Betastung, theils über Größe, Gestalt, Elastizität oder
Schlaffheit des gesammten Brustkörpers, über das regelmä-
ßige oder abnorme Parenchyma desselben, Abwesenheit von
Verhärtungen, Anfüllung der Milchadern (welche vielleicht
bey gelindem Drucke nach der Warze hin milchigte Flüßig-
keit ergießen) u. dgl., theils über Beschaffenheit der die
Brüste überkleidenden Haut, ob sie nicht durch Hautkrank-
heiten entstellt, oder durch Narben früherer Eiterungen be-
zeichnet sey, und insbesondere endlich über die Farbe und
Bildung der Brustwarzen, ob sie klein, tiefliegend, gespal-
ten, sehr oder nicht sehr empfindlich, mit kleinem oder gro-
ßem, dunkelm oder hellem Hof umgeben seyen, zu ent-
scheiden*).

§. 97.

Fernere Gegenstände dieser Untersuchung sind noch die
übrigen äußern Geschlechtstheile, der Unterleib
und das Becken. In wiefern jedoch die Entblößung dieser
Theile insbesondere weiblicher Schamhaftigkeit entgegen ist,
wird man hierbey nur in ungewöhnlichern, namentlich ge-
richtlichen Fällen, das Gesicht zu Hülfe nehmen, da schon
das Getast hierüber in den meisten Fällen genügenden Auf-
schluß zu geben vermag. -- Wird jedoch vielleicht wegen
Verdacht von Ansteckung, oder um über Zeichen der Jung-
frauschaft zu entscheiden, die genaueste Untersuchung noth-
wendig, so läßt man der Person eine horizontale Lage (am

*) Man kann hierher auch die Untersuchung der Milch selbst rechnen,
und wir werden die Zeichen gutartiger, oder weniger guter Milch
bey der Geschichte des Wochenbettes erörtern.

lichen Typus entſpreche oder nicht, ſodann in wie weit etwa
Spuren fruͤher Statt gehabter Krankheiten (z. B. der Rha-
chitis) daraus ſich abnehmen laſſen, und endlich um auch
daraus mit abzumeſſen, welche Conſtitution, welches Tem-
perament im Koͤrper der zu Unterſuchenden vorherrſchend ſey.
Zunaͤchſt an dieſe allgemeine Unterſuchung ſchließt ſich nun
unter den Theilen einer ſpeciellen aͤußern Unterſuchung die der
Bruͤſte: — Hier naͤmlich iſt durch Beſichtigung ſowohl als
Betaſtung, theils uͤber Groͤße, Geſtalt, Elaſtizitaͤt oder
Schlaffheit des geſammten Bruſtkoͤrpers, uͤber das regelmaͤ-
ßige oder abnorme Parenchyma deſſelben, Abweſenheit von
Verhaͤrtungen, Anfuͤllung der Milchadern (welche vielleicht
bey gelindem Drucke nach der Warze hin milchigte Fluͤßig-
keit ergießen) u. dgl., theils uͤber Beſchaffenheit der die
Bruͤſte uͤberkleidenden Haut, ob ſie nicht durch Hautkrank-
heiten entſtellt, oder durch Narben fruͤherer Eiterungen be-
zeichnet ſey, und insbeſondere endlich uͤber die Farbe und
Bildung der Bruſtwarzen, ob ſie klein, tiefliegend, geſpal-
ten, ſehr oder nicht ſehr empfindlich, mit kleinem oder gro-
ßem, dunkelm oder hellem Hof umgeben ſeyen, zu ent-
ſcheiden*).

§. 97.

Fernere Gegenſtaͤnde dieſer Unterſuchung ſind noch die
uͤbrigen aͤußern Geſchlechtstheile, der Unterleib
und das Becken. In wiefern jedoch die Entbloͤßung dieſer
Theile insbeſondere weiblicher Schamhaftigkeit entgegen iſt,
wird man hierbey nur in ungewoͤhnlichern, namentlich ge-
richtlichen Faͤllen, das Geſicht zu Huͤlfe nehmen, da ſchon
das Getaſt hieruͤber in den meiſten Faͤllen genuͤgenden Auf-
ſchluß zu geben vermag. — Wird jedoch vielleicht wegen
Verdacht von Anſteckung, oder um uͤber Zeichen der Jung-
frauſchaft zu entſcheiden, die genaueſte Unterſuchung noth-
wendig, ſo laͤßt man der Perſon eine horizontale Lage (am

*) Man kann hierher auch die Unterſuchung der Milch ſelbſt rechnen,
und wir werden die Zeichen gutartiger, oder weniger guter Milch
bey der Geſchichte des Wochenbettes eroͤrtern.
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[69/0089] lichen Typus entſpreche oder nicht, ſodann in wie weit etwa Spuren fruͤher Statt gehabter Krankheiten (z. B. der Rha- chitis) daraus ſich abnehmen laſſen, und endlich um auch daraus mit abzumeſſen, welche Conſtitution, welches Tem- perament im Koͤrper der zu Unterſuchenden vorherrſchend ſey. Zunaͤchſt an dieſe allgemeine Unterſuchung ſchließt ſich nun unter den Theilen einer ſpeciellen aͤußern Unterſuchung die der Bruͤſte: — Hier naͤmlich iſt durch Beſichtigung ſowohl als Betaſtung, theils uͤber Groͤße, Geſtalt, Elaſtizitaͤt oder Schlaffheit des geſammten Bruſtkoͤrpers, uͤber das regelmaͤ- ßige oder abnorme Parenchyma deſſelben, Abweſenheit von Verhaͤrtungen, Anfuͤllung der Milchadern (welche vielleicht bey gelindem Drucke nach der Warze hin milchigte Fluͤßig- keit ergießen) u. dgl., theils uͤber Beſchaffenheit der die Bruͤſte uͤberkleidenden Haut, ob ſie nicht durch Hautkrank- heiten entſtellt, oder durch Narben fruͤherer Eiterungen be- zeichnet ſey, und insbeſondere endlich uͤber die Farbe und Bildung der Bruſtwarzen, ob ſie klein, tiefliegend, geſpal- ten, ſehr oder nicht ſehr empfindlich, mit kleinem oder gro- ßem, dunkelm oder hellem Hof umgeben ſeyen, zu ent- ſcheiden *). §. 97. Fernere Gegenſtaͤnde dieſer Unterſuchung ſind noch die uͤbrigen aͤußern Geſchlechtstheile, der Unterleib und das Becken. In wiefern jedoch die Entbloͤßung dieſer Theile insbeſondere weiblicher Schamhaftigkeit entgegen iſt, wird man hierbey nur in ungewoͤhnlichern, namentlich ge- richtlichen Faͤllen, das Geſicht zu Huͤlfe nehmen, da ſchon das Getaſt hieruͤber in den meiſten Faͤllen genuͤgenden Auf- ſchluß zu geben vermag. — Wird jedoch vielleicht wegen Verdacht von Anſteckung, oder um uͤber Zeichen der Jung- frauſchaft zu entſcheiden, die genaueſte Unterſuchung noth- wendig, ſo laͤßt man der Perſon eine horizontale Lage (am *) Man kann hierher auch die Unterſuchung der Milch ſelbſt rechnen, und wir werden die Zeichen gutartiger, oder weniger guter Milch bey der Geſchichte des Wochenbettes eroͤrtern.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/89>, abgerufen am 21.11.2024.