Operation nicht wohl möglich ist, indem häufig mehrere Zel- lenwände vorhanden sind, welche dieselbe hindern. Das Ge- schäft des Arztes wird sich daher nur auf Linderung der durch die Geschwulst veranlaßten Beschwerden und Verhütung einer weitern Vergrößerung derselben, so wie in Fällen bereits sehr angewachsener, äußerlich deutliche Fluctuation zeigender Was- seransammlung auf unmittelbare Entleerung desselben durch die Operation, und möglichste Verhinderung neuer Ansammlungen beschränken.
§. 549.
In ersterer Hinsicht müssen die speziellen Ursachen, wel- che die Entstehung der Wasseranhäufung zur Folge hatten, berücksichtigt, Drüsenanschwellungen durch die Anwendung re- solvirender Mittel, Spuren syphilitischer Zustände durch Mer- kurialien gehoben werden, die Einsaugung des ergossenen Was- sers selbst ist durch Beförderung der Hautthätigkeit, so wie der Harnsecretion und Anwendung zertheilender Einreibungen zu befördern, und endlich besonders die Lebensweise und Diät einer strengen Ordnung zu unterwerfen, Aufenthalt in reiner trockner Luft, leicht verdauliche kräftige Diät, der mäßige Genuß eines kräftigen Weins und hinlängliche, den Kräften angemessene Bewegung sind zu empfehlen, so wie Beschwer- den, welche vom Drucke der Geschwulst abhängen, als Ver- stopfungen, Congestionen u. s. w., durch von Zeit zu Zeit dar- gereichte blande Abführungen u. s. w. zu beseitigen.
§. 550.
Die Operation, welche zur eigentlichen Heilung des Ue- bels angewendet werden könnte, ist zweyfach, entweder die Paracenthese, oder die Exstirpation des ausgearteten Organs. Letztere würde allerdings den Vorzug verdienen, wenn ihrer Ausführung sich nicht zu bedeutende Schwierigkeiten entgegen- setzten. Sie könnte nämlich nicht füglich anders als im Be- ginn der Krankheit Statt finden, da bey weiterer Entwicklung der Geschwulst die Oeffnung der Bauchhöhle allzubeträchtlich werden müßte; kann indeß gerade in dieser ersten Zeit, wo
Operation nicht wohl moͤglich iſt, indem haͤufig mehrere Zel- lenwaͤnde vorhanden ſind, welche dieſelbe hindern. Das Ge- ſchaͤft des Arztes wird ſich daher nur auf Linderung der durch die Geſchwulſt veranlaßten Beſchwerden und Verhuͤtung einer weitern Vergroͤßerung derſelben, ſo wie in Faͤllen bereits ſehr angewachſener, aͤußerlich deutliche Fluctuation zeigender Waſ- ſeranſammlung auf unmittelbare Entleerung deſſelben durch die Operation, und moͤglichſte Verhinderung neuer Anſammlungen beſchraͤnken.
§. 549.
In erſterer Hinſicht muͤſſen die ſpeziellen Urſachen, wel- che die Entſtehung der Waſſeranhaͤufung zur Folge hatten, beruͤckſichtigt, Druͤſenanſchwellungen durch die Anwendung re- ſolvirender Mittel, Spuren ſyphilitiſcher Zuſtaͤnde durch Mer- kurialien gehoben werden, die Einſaugung des ergoſſenen Waſ- ſers ſelbſt iſt durch Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit, ſo wie der Harnſecretion und Anwendung zertheilender Einreibungen zu befoͤrdern, und endlich beſonders die Lebensweiſe und Diaͤt einer ſtrengen Ordnung zu unterwerfen, Aufenthalt in reiner trockner Luft, leicht verdauliche kraͤftige Diaͤt, der maͤßige Genuß eines kraͤftigen Weins und hinlaͤngliche, den Kraͤften angemeſſene Bewegung ſind zu empfehlen, ſo wie Beſchwer- den, welche vom Drucke der Geſchwulſt abhaͤngen, als Ver- ſtopfungen, Congeſtionen u. ſ. w., durch von Zeit zu Zeit dar- gereichte blande Abfuͤhrungen u. ſ. w. zu beſeitigen.
§. 550.
Die Operation, welche zur eigentlichen Heilung des Ue- bels angewendet werden koͤnnte, iſt zweyfach, entweder die Paracentheſe, oder die Exſtirpation des ausgearteten Organs. Letztere wuͤrde allerdings den Vorzug verdienen, wenn ihrer Ausfuͤhrung ſich nicht zu bedeutende Schwierigkeiten entgegen- ſetzten. Sie koͤnnte naͤmlich nicht fuͤglich anders als im Be- ginn der Krankheit Statt finden, da bey weiterer Entwicklung der Geſchwulſt die Oeffnung der Bauchhoͤhle allzubetraͤchtlich werden muͤßte; kann indeß gerade in dieſer erſten Zeit, wo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0430"n="410"/>
Operation nicht wohl moͤglich iſt, indem haͤufig mehrere Zel-<lb/>
lenwaͤnde vorhanden ſind, welche dieſelbe hindern. Das Ge-<lb/>ſchaͤft des Arztes wird ſich daher nur auf Linderung der durch<lb/>
die Geſchwulſt veranlaßten Beſchwerden und Verhuͤtung einer<lb/>
weitern Vergroͤßerung derſelben, ſo wie in Faͤllen bereits ſehr<lb/>
angewachſener, aͤußerlich deutliche Fluctuation zeigender Waſ-<lb/>ſeranſammlung auf unmittelbare Entleerung deſſelben durch die<lb/>
Operation, und moͤglichſte Verhinderung neuer Anſammlungen<lb/>
beſchraͤnken.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 549.</head><lb/><p>In erſterer Hinſicht muͤſſen die ſpeziellen Urſachen, wel-<lb/>
che die Entſtehung der Waſſeranhaͤufung zur Folge hatten,<lb/>
beruͤckſichtigt, Druͤſenanſchwellungen durch die Anwendung re-<lb/>ſolvirender Mittel, Spuren ſyphilitiſcher Zuſtaͤnde durch Mer-<lb/>
kurialien gehoben werden, die Einſaugung des ergoſſenen Waſ-<lb/>ſers ſelbſt iſt durch Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit, ſo wie<lb/>
der Harnſecretion und Anwendung zertheilender Einreibungen<lb/>
zu befoͤrdern, und endlich beſonders die Lebensweiſe und Diaͤt<lb/>
einer ſtrengen Ordnung zu unterwerfen, Aufenthalt in reiner<lb/>
trockner Luft, leicht verdauliche kraͤftige Diaͤt, der maͤßige<lb/>
Genuß eines kraͤftigen Weins und hinlaͤngliche, den Kraͤften<lb/>
angemeſſene Bewegung ſind zu empfehlen, ſo wie Beſchwer-<lb/>
den, welche vom Drucke der Geſchwulſt abhaͤngen, als Ver-<lb/>ſtopfungen, Congeſtionen u. ſ. w., durch von Zeit zu Zeit dar-<lb/>
gereichte blande Abfuͤhrungen u. ſ. w. zu beſeitigen.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 550.</head><lb/><p>Die Operation, welche zur eigentlichen Heilung des Ue-<lb/>
bels angewendet werden koͤnnte, iſt zweyfach, entweder die<lb/>
Paracentheſe, oder die Exſtirpation des ausgearteten Organs.<lb/>
Letztere wuͤrde allerdings den Vorzug verdienen, wenn ihrer<lb/>
Ausfuͤhrung ſich nicht zu bedeutende Schwierigkeiten entgegen-<lb/>ſetzten. Sie koͤnnte naͤmlich nicht fuͤglich anders als im Be-<lb/>
ginn der Krankheit Statt finden, da bey weiterer Entwicklung<lb/>
der Geſchwulſt die Oeffnung der Bauchhoͤhle allzubetraͤchtlich<lb/>
werden muͤßte; kann indeß gerade in dieſer erſten Zeit, wo<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[410/0430]
Operation nicht wohl moͤglich iſt, indem haͤufig mehrere Zel-
lenwaͤnde vorhanden ſind, welche dieſelbe hindern. Das Ge-
ſchaͤft des Arztes wird ſich daher nur auf Linderung der durch
die Geſchwulſt veranlaßten Beſchwerden und Verhuͤtung einer
weitern Vergroͤßerung derſelben, ſo wie in Faͤllen bereits ſehr
angewachſener, aͤußerlich deutliche Fluctuation zeigender Waſ-
ſeranſammlung auf unmittelbare Entleerung deſſelben durch die
Operation, und moͤglichſte Verhinderung neuer Anſammlungen
beſchraͤnken.
§. 549.
In erſterer Hinſicht muͤſſen die ſpeziellen Urſachen, wel-
che die Entſtehung der Waſſeranhaͤufung zur Folge hatten,
beruͤckſichtigt, Druͤſenanſchwellungen durch die Anwendung re-
ſolvirender Mittel, Spuren ſyphilitiſcher Zuſtaͤnde durch Mer-
kurialien gehoben werden, die Einſaugung des ergoſſenen Waſ-
ſers ſelbſt iſt durch Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit, ſo wie
der Harnſecretion und Anwendung zertheilender Einreibungen
zu befoͤrdern, und endlich beſonders die Lebensweiſe und Diaͤt
einer ſtrengen Ordnung zu unterwerfen, Aufenthalt in reiner
trockner Luft, leicht verdauliche kraͤftige Diaͤt, der maͤßige
Genuß eines kraͤftigen Weins und hinlaͤngliche, den Kraͤften
angemeſſene Bewegung ſind zu empfehlen, ſo wie Beſchwer-
den, welche vom Drucke der Geſchwulſt abhaͤngen, als Ver-
ſtopfungen, Congeſtionen u. ſ. w., durch von Zeit zu Zeit dar-
gereichte blande Abfuͤhrungen u. ſ. w. zu beſeitigen.
§. 550.
Die Operation, welche zur eigentlichen Heilung des Ue-
bels angewendet werden koͤnnte, iſt zweyfach, entweder die
Paracentheſe, oder die Exſtirpation des ausgearteten Organs.
Letztere wuͤrde allerdings den Vorzug verdienen, wenn ihrer
Ausfuͤhrung ſich nicht zu bedeutende Schwierigkeiten entgegen-
ſetzten. Sie koͤnnte naͤmlich nicht fuͤglich anders als im Be-
ginn der Krankheit Statt finden, da bey weiterer Entwicklung
der Geſchwulſt die Oeffnung der Bauchhoͤhle allzubetraͤchtlich
werden muͤßte; kann indeß gerade in dieſer erſten Zeit, wo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/430>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.