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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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Aufenthalt in mehr kühler Luft, Schlafen auf Matratzen und
sorgfältige Vermeidung von allem, was Congestionen nach
den Geschlechtsorganen veranlaßt, oder die Sensibilität dersel-
ben erhöht. Ferner durch strenge Sorgfalt für Reinhaltung
der Geburtstheile, öfteres Waschen derselben mit mäßig kal-
tem Wasser oder einem Aufgusse der Hb. serpilli, Absinthii
u. s. w., und vorzüglich der allgemeinen Bäder und im Som-
mer des Flußbades. Drittens nimmt man auf den Zustand
des Darmkanals besondere Rücksicht, sucht nicht nur gastrische
Zustände, Würmer u. dgl. zu beseitigen, sondern ordnet auch
außerdem zuweilen leichte Abführungen aus der Pulp. Tama-
rind., Manna,
einem Infus. sennae u. s. w., doch ohne viele
Mittelsalze, an. -- Unter dieser Behandlung verliert sich der
weiße Fluß übrigens gesunder Körper, wenn er in den Ent-
wickelungsjahren oder bey angehender Schwangerschaft eintritt,
gewöhnlich bald, obwohl der letztere oft schon hartnäckiger zu
seyn und erst nach der Niederkunft zu weichen pflegt.

§. 389.

Was die Leukorrhöe von bloß örtlicher Erregung betrifft,
so muß man wieder unterscheiden, ob dabey noch wirklich eine
vermehrte arterielle Thätigkeit Statt findet, wie vorzüglich in
dem ersten Stadium der Krankheit, bald nachdem die krank-
haften Reize eingewirkt haben, der Fall zu seyn pflegt; oder
ob diese vermehrte Reaction bereits aufgehört und dem Zu-
stande der Atonie, der krankhaft fortwuchernden Ausscheidung,
Platz gemacht hat. So lange das erstere der Fall ist, wird
wieder theils das im vorigen Paragr. geschilderte allgemeine
Verfahren angewendet werden müssen, theils auf Entfernung
der vielleicht noch einwirkenden örtlichen Reize und Ableitun-
gen dieser krankhaft erregten Thätigkeit durch vermehrte Er-
regung in andern Theilen Bedacht genommen werden müssen.
Ist demnach Ansteckung die Folge, und hat man sich über-
zeugt, daß nicht etwa zugleich syphilitische Infektion Statt ge-
habt habe, so wird vorzüglich durch öftere Bäder, Auswa-
schungen oder auch vorsichtig gemachte Injectionen die Reini-

Aufenthalt in mehr kuͤhler Luft, Schlafen auf Matratzen und
ſorgfaͤltige Vermeidung von allem, was Congeſtionen nach
den Geſchlechtsorganen veranlaßt, oder die Senſibilitaͤt derſel-
ben erhoͤht. Ferner durch ſtrenge Sorgfalt fuͤr Reinhaltung
der Geburtstheile, oͤfteres Waſchen derſelben mit maͤßig kal-
tem Waſſer oder einem Aufguſſe der Hb. serpilli, Absinthii
u. ſ. w., und vorzuͤglich der allgemeinen Baͤder und im Som-
mer des Flußbades. Drittens nimmt man auf den Zuſtand
des Darmkanals beſondere Ruͤckſicht, ſucht nicht nur gaſtriſche
Zuſtaͤnde, Wuͤrmer u. dgl. zu beſeitigen, ſondern ordnet auch
außerdem zuweilen leichte Abfuͤhrungen aus der Pulp. Tama-
rind., Manna,
einem Infus. sennae u. ſ. w., doch ohne viele
Mittelſalze, an. — Unter dieſer Behandlung verliert ſich der
weiße Fluß uͤbrigens geſunder Koͤrper, wenn er in den Ent-
wickelungsjahren oder bey angehender Schwangerſchaft eintritt,
gewoͤhnlich bald, obwohl der letztere oft ſchon hartnaͤckiger zu
ſeyn und erſt nach der Niederkunft zu weichen pflegt.

§. 389.

Was die Leukorrhoͤe von bloß oͤrtlicher Erregung betrifft,
ſo muß man wieder unterſcheiden, ob dabey noch wirklich eine
vermehrte arterielle Thaͤtigkeit Statt findet, wie vorzuͤglich in
dem erſten Stadium der Krankheit, bald nachdem die krank-
haften Reize eingewirkt haben, der Fall zu ſeyn pflegt; oder
ob dieſe vermehrte Reaction bereits aufgehoͤrt und dem Zu-
ſtande der Atonie, der krankhaft fortwuchernden Ausſcheidung,
Platz gemacht hat. So lange das erſtere der Fall iſt, wird
wieder theils das im vorigen Paragr. geſchilderte allgemeine
Verfahren angewendet werden muͤſſen, theils auf Entfernung
der vielleicht noch einwirkenden oͤrtlichen Reize und Ableitun-
gen dieſer krankhaft erregten Thaͤtigkeit durch vermehrte Er-
regung in andern Theilen Bedacht genommen werden muͤſſen.
Iſt demnach Anſteckung die Folge, und hat man ſich uͤber-
zeugt, daß nicht etwa zugleich ſyphilitiſche Infektion Statt ge-
habt habe, ſo wird vorzuͤglich durch oͤftere Baͤder, Auswa-
ſchungen oder auch vorſichtig gemachte Injectionen die Reini-

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[302/0322] Aufenthalt in mehr kuͤhler Luft, Schlafen auf Matratzen und ſorgfaͤltige Vermeidung von allem, was Congeſtionen nach den Geſchlechtsorganen veranlaßt, oder die Senſibilitaͤt derſel- ben erhoͤht. Ferner durch ſtrenge Sorgfalt fuͤr Reinhaltung der Geburtstheile, oͤfteres Waſchen derſelben mit maͤßig kal- tem Waſſer oder einem Aufguſſe der Hb. serpilli, Absinthii u. ſ. w., und vorzuͤglich der allgemeinen Baͤder und im Som- mer des Flußbades. Drittens nimmt man auf den Zuſtand des Darmkanals beſondere Ruͤckſicht, ſucht nicht nur gaſtriſche Zuſtaͤnde, Wuͤrmer u. dgl. zu beſeitigen, ſondern ordnet auch außerdem zuweilen leichte Abfuͤhrungen aus der Pulp. Tama- rind., Manna, einem Infus. sennae u. ſ. w., doch ohne viele Mittelſalze, an. — Unter dieſer Behandlung verliert ſich der weiße Fluß uͤbrigens geſunder Koͤrper, wenn er in den Ent- wickelungsjahren oder bey angehender Schwangerſchaft eintritt, gewoͤhnlich bald, obwohl der letztere oft ſchon hartnaͤckiger zu ſeyn und erſt nach der Niederkunft zu weichen pflegt. §. 389. Was die Leukorrhoͤe von bloß oͤrtlicher Erregung betrifft, ſo muß man wieder unterſcheiden, ob dabey noch wirklich eine vermehrte arterielle Thaͤtigkeit Statt findet, wie vorzuͤglich in dem erſten Stadium der Krankheit, bald nachdem die krank- haften Reize eingewirkt haben, der Fall zu ſeyn pflegt; oder ob dieſe vermehrte Reaction bereits aufgehoͤrt und dem Zu- ſtande der Atonie, der krankhaft fortwuchernden Ausſcheidung, Platz gemacht hat. So lange das erſtere der Fall iſt, wird wieder theils das im vorigen Paragr. geſchilderte allgemeine Verfahren angewendet werden muͤſſen, theils auf Entfernung der vielleicht noch einwirkenden oͤrtlichen Reize und Ableitun- gen dieſer krankhaft erregten Thaͤtigkeit durch vermehrte Er- regung in andern Theilen Bedacht genommen werden muͤſſen. Iſt demnach Anſteckung die Folge, und hat man ſich uͤber- zeugt, daß nicht etwa zugleich ſyphilitiſche Infektion Statt ge- habt habe, ſo wird vorzuͤglich durch oͤftere Baͤder, Auswa- ſchungen oder auch vorſichtig gemachte Injectionen die Reini-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/322>, abgerufen am 21.11.2024.