werden. Sie kann auf sehr verschiedene Weise in diesen Krankheiten, und zwar oft mit sehr großem Nutzen angewen- det werden, und zwar gewährt sie hierbey einen doppelten Vortheil, einmal fixirt sie durch den mit der Anwendung die- ser Mittel verbundenen Schmerz das Selbstgefühl mehr auf einen gewissen, vorher vielleicht geschwächten Theil, oder auf den körperlichen Zustand überhaupt, und beugt dadurch man- chen Ueberspannungen desselben vor, anderntheils erregt die heftigere Reitzung eine Entzündung, welche oft zu einem noch wohlthätigern Ableitungsmittel der Blutmasse vom Ner- vensystem wird, als Blutentziehungen an und für sich werden können. Es gehören hierzu Vesicatoria, Synapismen, die Moxa, das Einreiben mit Tr. Cantharidum, Liniment. volatile, Spirit. sal. ammon. caust. u. s. w. -- Die An- wendung dieser Mittel betreffend, so sind sie vorzüglich bey örtlichen Schmerzen, Lähmungen und partiellen Krämpfen hülfreich, nur bemerke man, daß eine Neigung zu Fieberbe- wegungen, und eine sehr gesteigerte allgemeine Reitzbarkeit den Gebrauch derselben einschränken, oft auch wohl ganz verbieten.
§. 265.
Wir kommen ferner zur Behandlung jener Krankheitszustände durch innere oder äußere, das Nervensystem vorzüglich in Anspruch nehmende Arzneymittel. Wir unter- scheiden vorzüglich die indifferenzirenden, abspannenden, indi- rekt oder direkt die aufgeregte Nerventhätigkeit mindernden, und die erregenden Mittel. Unter den erstern setzen wir den indifferentesten der Stoffe, welche uns die äußere Natur dar- bietet, oben an, nämlich das Wasser, dessen treffliche Wir- kung als laues Bad bey aufgeregter Sensibilität, Schmerzen, Krämpfen, ja selbst nach stürmischen Gemüthsbewegungen, durch die vielfältigsten Beobachtungen anerkannt ist *). Eben so wohlthätig aber wirkt das Wasser in einer der Körper-
*) Man lese hierüber besonders H. M. Marcard über d. Natur und d. Gebrauch d. Bäder. Hannov. 1793. vorzüglich das 7. Kap. wo auch der Schlaf machenden Wirkung des Bades gedacht ist.
werden. Sie kann auf ſehr verſchiedene Weiſe in dieſen Krankheiten, und zwar oft mit ſehr großem Nutzen angewen- det werden, und zwar gewaͤhrt ſie hierbey einen doppelten Vortheil, einmal fixirt ſie durch den mit der Anwendung die- ſer Mittel verbundenen Schmerz das Selbſtgefuͤhl mehr auf einen gewiſſen, vorher vielleicht geſchwaͤchten Theil, oder auf den koͤrperlichen Zuſtand uͤberhaupt, und beugt dadurch man- chen Ueberſpannungen deſſelben vor, anderntheils erregt die heftigere Reitzung eine Entzuͤndung, welche oft zu einem noch wohlthaͤtigern Ableitungsmittel der Blutmaſſe vom Ner- venſyſtem wird, als Blutentziehungen an und fuͤr ſich werden koͤnnen. Es gehoͤren hierzu Vesicatoria, Synapismen, die Moxa, das Einreiben mit Tr. Cantharidum, Liniment. volatile, Spirit. sal. ammon. caust. u. ſ. w. — Die An- wendung dieſer Mittel betreffend, ſo ſind ſie vorzuͤglich bey oͤrtlichen Schmerzen, Laͤhmungen und partiellen Kraͤmpfen huͤlfreich, nur bemerke man, daß eine Neigung zu Fieberbe- wegungen, und eine ſehr geſteigerte allgemeine Reitzbarkeit den Gebrauch derſelben einſchraͤnken, oft auch wohl ganz verbieten.
§. 265.
Wir kommen ferner zur Behandlung jener Krankheitszuſtaͤnde durch innere oder aͤußere, das Nervenſyſtem vorzuͤglich in Anſpruch nehmende Arzneymittel. Wir unter- ſcheiden vorzuͤglich die indifferenzirenden, abſpannenden, indi- rekt oder direkt die aufgeregte Nerventhaͤtigkeit mindernden, und die erregenden Mittel. Unter den erſtern ſetzen wir den indifferenteſten der Stoffe, welche uns die aͤußere Natur dar- bietet, oben an, naͤmlich das Waſſer, deſſen treffliche Wir- kung als laues Bad bey aufgeregter Senſibilitaͤt, Schmerzen, Kraͤmpfen, ja ſelbſt nach ſtuͤrmiſchen Gemuͤthsbewegungen, durch die vielfaͤltigſten Beobachtungen anerkannt iſt *). Eben ſo wohlthaͤtig aber wirkt das Waſſer in einer der Koͤrper-
*) Man leſe hieruͤber beſonders H. M. Marcard uͤber d. Natur und d. Gebrauch d. Baͤder. Hannov. 1793. vorzuͤglich das 7. Kap. wo auch der Schlaf machenden Wirkung des Bades gedacht iſt.
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Krankheiten, und zwar oft mit ſehr großem Nutzen angewen-
det werden, und zwar gewaͤhrt ſie hierbey einen doppelten
Vortheil, einmal fixirt ſie durch den mit der Anwendung die-
ſer Mittel verbundenen Schmerz das Selbſtgefuͤhl mehr auf
einen gewiſſen, vorher vielleicht geſchwaͤchten Theil, oder auf
den koͤrperlichen Zuſtand uͤberhaupt, und beugt dadurch man-
chen Ueberſpannungen deſſelben vor, anderntheils erregt die
heftigere Reitzung eine Entzuͤndung, welche oft zu einem
noch wohlthaͤtigern Ableitungsmittel der Blutmaſſe vom Ner-
venſyſtem wird, als Blutentziehungen an und fuͤr ſich werden
koͤnnen. Es gehoͤren hierzu Vesicatoria, Synapismen, die
Moxa, das Einreiben mit Tr. Cantharidum, Liniment.
volatile, Spirit. sal. ammon. caust. u. ſ. w. — Die An-
wendung dieſer Mittel betreffend, ſo ſind ſie vorzuͤglich bey
oͤrtlichen Schmerzen, Laͤhmungen und partiellen Kraͤmpfen
huͤlfreich, nur bemerke man, daß eine Neigung zu Fieberbe-
wegungen, und eine ſehr geſteigerte allgemeine Reitzbarkeit
den Gebrauch derſelben einſchraͤnken, oft auch wohl ganz
verbieten.
§. 265.
Wir kommen ferner zur Behandlung jener Krankheitszuſtaͤnde
durch innere oder aͤußere, das Nervenſyſtem vorzuͤglich
in Anſpruch nehmende Arzneymittel. Wir unter-
ſcheiden vorzuͤglich die indifferenzirenden, abſpannenden, indi-
rekt oder direkt die aufgeregte Nerventhaͤtigkeit mindernden,
und die erregenden Mittel. Unter den erſtern ſetzen wir den
indifferenteſten der Stoffe, welche uns die aͤußere Natur dar-
bietet, oben an, naͤmlich das Waſſer, deſſen treffliche Wir-
kung als laues Bad bey aufgeregter Senſibilitaͤt, Schmerzen,
Kraͤmpfen, ja ſelbſt nach ſtuͤrmiſchen Gemuͤthsbewegungen,
durch die vielfaͤltigſten Beobachtungen anerkannt iſt *). Eben
ſo wohlthaͤtig aber wirkt das Waſſer in einer der Koͤrper-
*) Man leſe hieruͤber beſonders H. M. Marcard uͤber d. Natur
und d. Gebrauch d. Baͤder. Hannov. 1793. vorzuͤglich das 7. Kap.
wo auch der Schlaf machenden Wirkung des Bades gedacht iſt.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/224>, abgerufen am 21.12.2024.
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