Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.Nervensystem, die andere hauptsächlich durch das erwähnte §. 179. Endlich die Menstruation aus ungewöhnlichen Quellen *) Diese Form ist denn wohl in ursprünglicher Verstimmung des Se- xualnervensystems begründet, mir sind daher auch Fälle, wo dieses Uebel erblich war, bekannt, und alle Heilungsversuche fruchtlos blieben. **) Zu Verstimmungen dieser Art kann oft der Grund schon früh ge-
legt werden; so ist mir ein Fall bekannt, wo ein übrigens gesundes und starkes Mädchen stets der Zeit nach unordentlich menstruirte, nachdem sie im zwölften Jahre aus dem zweiten Gestock eines Hau- ses herabgestürzt war, und die Kreuzgegend sich besonders ver- letzt hatte. Nervenſyſtem, die andere hauptſaͤchlich durch das erwaͤhnte §. 179. Endlich die Menſtruation aus ungewoͤhnlichen Quellen *) Dieſe Form iſt denn wohl in urſpruͤnglicher Verſtimmung des Se- xualnervenſyſtems begruͤndet, mir ſind daher auch Faͤlle, wo dieſes Uebel erblich war, bekannt, und alle Heilungsverſuche fruchtlos blieben. **) Zu Verſtimmungen dieſer Art kann oft der Grund ſchon fruͤh ge-
legt werden; ſo iſt mir ein Fall bekannt, wo ein uͤbrigens geſundes und ſtarkes Maͤdchen ſtets der Zeit nach unordentlich menſtruirte, nachdem ſie im zwoͤlften Jahre aus dem zweiten Geſtock eines Hau- ſes herabgeſtuͤrzt war, und die Kreuzgegend ſich beſonders ver- letzt hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <p><pb facs="#f0153" n="133"/> Nervenſyſtem, die andere hauptſaͤchlich durch das erwaͤhnte<lb/> Uebergewicht arterieller Thaͤtigkeit, beide indeß namentlich<lb/> durch geſtoͤrte Bildung und Lage der Geſchlechtsorgane, und<lb/> vorzuͤglich durch irgend ein zu großes Mißverhaͤltniß zwiſchen<lb/> ihnen und dem Allgemeinen veranlaßt werden. Ueberhaupt<lb/> ſind die beſondern Zufaͤlle der ſchmerzhaften Menſtruation<lb/> eigentlich nur als hoͤher geſteigerte <hi rendition="#aq">Molimina ad Menstrua-<lb/> tionem</hi> zu betrachten, und es iſt daher zuweilen dieſe Krank-<lb/> heitserſcheinung auch nur auf einen gewiſſen Zeitraum, z. B.<lb/> auf die Pubertaͤtsentwicklung ſelbſt eingeſchraͤnkt, mitunter<lb/> aber auch bey jeder Periode wiederkehrend <note place="foot" n="*)">Dieſe Form iſt denn wohl in urſpruͤnglicher Verſtimmung des Se-<lb/> xualnervenſyſtems begruͤndet, mir ſind daher auch Faͤlle, wo dieſes<lb/> Uebel erblich war, bekannt, und alle Heilungsverſuche fruchtlos<lb/> blieben.</note>. Das erſtere<lb/> iſt dann oft mehr die Folge des Ungewohnten, und gleicht<lb/> ſich ſpaͤterhin nicht ſelten ohne alle aͤrztliche Huͤlfe von ſelbſt<lb/> aus. — Ferner die uͤberhaupt unordentliche und regelloſe<lb/> Menſtruation betreffend, ſo deutet dieſes gaͤnzliche Verlieren<lb/> eines geſetzmaͤßigen Typus in dieſer Funktion immer auf be-<lb/> deutende Stoͤrungen in den allgemeinen Syſtemen, erſcheint<lb/> daher als Symptom der Scrofelkrankheit, krampfhafter Krank-<lb/> heiten, z. B. der Epilepſie, des Veitstanzes u. ſ. w., ſo wie<lb/> bey angehenden organiſchen Verbildungen der Unterleibseinge-<lb/> weide oder der Geſchlechtsorgane ſelbſt <note place="foot" n="**)">Zu Verſtimmungen dieſer Art kann oft der Grund ſchon fruͤh ge-<lb/> legt werden; ſo iſt mir ein Fall bekannt, wo ein uͤbrigens geſundes<lb/> und ſtarkes Maͤdchen ſtets der Zeit nach unordentlich menſtruirte,<lb/> nachdem ſie im zwoͤlften Jahre aus dem zweiten Geſtock eines Hau-<lb/> ſes herabgeſtuͤrzt war, und die Kreuzgegend ſich beſonders ver-<lb/> letzt hatte.</note>, und kann nur<lb/> beſeitigt werden, ſobald der allgemeine Krankheitszuſtand ge-<lb/> hoben iſt.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§. 179.</head><lb/> <p>Endlich die Menſtruation aus ungewoͤhnlichen Quellen<lb/> anbelangend, ſo ſind zuvoͤrderſt die Organe ſelbſt, welche<lb/> hier fuͤr den Uterus vicariirende Thaͤtigkeit ausuͤben, ſehr<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0153]
Nervenſyſtem, die andere hauptſaͤchlich durch das erwaͤhnte
Uebergewicht arterieller Thaͤtigkeit, beide indeß namentlich
durch geſtoͤrte Bildung und Lage der Geſchlechtsorgane, und
vorzuͤglich durch irgend ein zu großes Mißverhaͤltniß zwiſchen
ihnen und dem Allgemeinen veranlaßt werden. Ueberhaupt
ſind die beſondern Zufaͤlle der ſchmerzhaften Menſtruation
eigentlich nur als hoͤher geſteigerte Molimina ad Menstrua-
tionem zu betrachten, und es iſt daher zuweilen dieſe Krank-
heitserſcheinung auch nur auf einen gewiſſen Zeitraum, z. B.
auf die Pubertaͤtsentwicklung ſelbſt eingeſchraͤnkt, mitunter
aber auch bey jeder Periode wiederkehrend *). Das erſtere
iſt dann oft mehr die Folge des Ungewohnten, und gleicht
ſich ſpaͤterhin nicht ſelten ohne alle aͤrztliche Huͤlfe von ſelbſt
aus. — Ferner die uͤberhaupt unordentliche und regelloſe
Menſtruation betreffend, ſo deutet dieſes gaͤnzliche Verlieren
eines geſetzmaͤßigen Typus in dieſer Funktion immer auf be-
deutende Stoͤrungen in den allgemeinen Syſtemen, erſcheint
daher als Symptom der Scrofelkrankheit, krampfhafter Krank-
heiten, z. B. der Epilepſie, des Veitstanzes u. ſ. w., ſo wie
bey angehenden organiſchen Verbildungen der Unterleibseinge-
weide oder der Geſchlechtsorgane ſelbſt **), und kann nur
beſeitigt werden, ſobald der allgemeine Krankheitszuſtand ge-
hoben iſt.
§. 179.
Endlich die Menſtruation aus ungewoͤhnlichen Quellen
anbelangend, ſo ſind zuvoͤrderſt die Organe ſelbſt, welche
hier fuͤr den Uterus vicariirende Thaͤtigkeit ausuͤben, ſehr
*) Dieſe Form iſt denn wohl in urſpruͤnglicher Verſtimmung des Se-
xualnervenſyſtems begruͤndet, mir ſind daher auch Faͤlle, wo dieſes
Uebel erblich war, bekannt, und alle Heilungsverſuche fruchtlos
blieben.
**) Zu Verſtimmungen dieſer Art kann oft der Grund ſchon fruͤh ge-
legt werden; ſo iſt mir ein Fall bekannt, wo ein uͤbrigens geſundes
und ſtarkes Maͤdchen ſtets der Zeit nach unordentlich menſtruirte,
nachdem ſie im zwoͤlften Jahre aus dem zweiten Geſtock eines Hau-
ſes herabgeſtuͤrzt war, und die Kreuzgegend ſich beſonders ver-
letzt hatte.
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