Zahl, Form, und namentlich der Bildung ihrer Warzen nach, eine Menge theils weniger, theils mehr einflußreicher Abnor- mitäten dar. Man fand *) drei, vier, ja fünf Brüste an einem Körper, zwei Warzen an einer Brust, die überzähli- gen Brüste saßen zuweilen am Rücken, oder unter den Ar- men, die Form der Brust fand man zuweilen zitzenartig, die Brustwarzen mangelten mitunter gänzlich oder sie ent- wickelten sich wohl auch nach der Geburt nicht vollkommen. -- Untersucht man nämlich die Bildung der Brustwarzen beym neugeborenen Kinde, so findet man sie platt und quergespal- ten, gleichsam einwärtsgestülpt (auf welche Form sowohl als auf den sich darin vorfindenden Milchsaft man die Meynung, daß sie wohl Einsaugungsorgane des Fötus seyn könnten, gegründet hat). Nach und nach sollen nun die Warzen wäh- rend der ersten Lebensperiode sich hervorheben und ausbil- den, allein theils durch fest anliegende Kleider gehindert, theils in Folge unzulänglicher Bildungskraft verharren sie zu- weilen in diesem frühern Zustand und werden dadurch dem Stillungsgeschäft später äußerst hinderlich. Von allen hier erwähnten Abnormitäten wäre denn nur die letztere einer ärzt- lichen Abhülfe fähig, und es wird daher theils prophylaktisch überhaupt auf die Vermeidung eines nachtheiligen Druckes der Brüste in den Kinderjahren zu sehen seyn, theils, wo eine solche unvollkommene Entwicklung in den der Pubertät bereits sich nähernden Jahren bemerkt würde, dieselbe durch Tragen eines angemessenen Warzendeckels (von denen wir späterhin die zweckmäßigsten Formen betrachten werden) un- terstützt werden müssen.
§. 135.
Die Schamlefzen betreffend, so bieten diese ziem- lich häufige, jedoch größtentheils völlig unschädliche Abnormi- täten oder vielmehr Varietäten dar. So fehlen z. B. die Nymphen zuweilen bey neugeborenen Mädchen, zumal in asiatischen Ländern, wo das Beschneiden dieser hier gewöhnlich
*) S. Otto Handbuch d. patholog. Anatomie. S. 238.
Zahl, Form, und namentlich der Bildung ihrer Warzen nach, eine Menge theils weniger, theils mehr einflußreicher Abnor- mitaͤten dar. Man fand *) drei, vier, ja fuͤnf Bruͤſte an einem Koͤrper, zwei Warzen an einer Bruſt, die uͤberzaͤhli- gen Bruͤſte ſaßen zuweilen am Ruͤcken, oder unter den Ar- men, die Form der Bruſt fand man zuweilen zitzenartig, die Bruſtwarzen mangelten mitunter gaͤnzlich oder ſie ent- wickelten ſich wohl auch nach der Geburt nicht vollkommen. — Unterſucht man naͤmlich die Bildung der Bruſtwarzen beym neugeborenen Kinde, ſo findet man ſie platt und quergeſpal- ten, gleichſam einwaͤrtsgeſtuͤlpt (auf welche Form ſowohl als auf den ſich darin vorfindenden Milchſaft man die Meynung, daß ſie wohl Einſaugungsorgane des Foͤtus ſeyn koͤnnten, gegruͤndet hat). Nach und nach ſollen nun die Warzen waͤh- rend der erſten Lebensperiode ſich hervorheben und ausbil- den, allein theils durch feſt anliegende Kleider gehindert, theils in Folge unzulaͤnglicher Bildungskraft verharren ſie zu- weilen in dieſem fruͤhern Zuſtand und werden dadurch dem Stillungsgeſchaͤft ſpaͤter aͤußerſt hinderlich. Von allen hier erwaͤhnten Abnormitaͤten waͤre denn nur die letztere einer aͤrzt- lichen Abhuͤlfe faͤhig, und es wird daher theils prophylaktiſch uͤberhaupt auf die Vermeidung eines nachtheiligen Druckes der Bruͤſte in den Kinderjahren zu ſehen ſeyn, theils, wo eine ſolche unvollkommene Entwicklung in den der Pubertaͤt bereits ſich naͤhernden Jahren bemerkt wuͤrde, dieſelbe durch Tragen eines angemeſſenen Warzendeckels (von denen wir ſpaͤterhin die zweckmaͤßigſten Formen betrachten werden) un- terſtuͤtzt werden muͤſſen.
§. 135.
Die Schamlefzen betreffend, ſo bieten dieſe ziem- lich haͤufige, jedoch groͤßtentheils voͤllig unſchaͤdliche Abnormi- taͤten oder vielmehr Varietaͤten dar. So fehlen z. B. die Nymphen zuweilen bey neugeborenen Maͤdchen, zumal in aſiatiſchen Laͤndern, wo das Beſchneiden dieſer hier gewoͤhnlich
*) S. Otto Handbuch d. patholog. Anatomie. S. 238.
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Zahl, Form, und namentlich der Bildung ihrer Warzen nach,
eine Menge theils weniger, theils mehr einflußreicher Abnor-
mitaͤten dar. Man fand *) drei, vier, ja fuͤnf Bruͤſte an
einem Koͤrper, zwei Warzen an einer Bruſt, die uͤberzaͤhli-
gen Bruͤſte ſaßen zuweilen am Ruͤcken, oder unter den Ar-
men, die Form der Bruſt fand man zuweilen zitzenartig,
die Bruſtwarzen mangelten mitunter gaͤnzlich oder ſie ent-
wickelten ſich wohl auch nach der Geburt nicht vollkommen. —
Unterſucht man naͤmlich die Bildung der Bruſtwarzen beym
neugeborenen Kinde, ſo findet man ſie platt und quergeſpal-
ten, gleichſam einwaͤrtsgeſtuͤlpt (auf welche Form ſowohl als
auf den ſich darin vorfindenden Milchſaft man die Meynung,
daß ſie wohl Einſaugungsorgane des Foͤtus ſeyn koͤnnten,
gegruͤndet hat). Nach und nach ſollen nun die Warzen waͤh-
rend der erſten Lebensperiode ſich hervorheben und ausbil-
den, allein theils durch feſt anliegende Kleider gehindert,
theils in Folge unzulaͤnglicher Bildungskraft verharren ſie zu-
weilen in dieſem fruͤhern Zuſtand und werden dadurch dem
Stillungsgeſchaͤft ſpaͤter aͤußerſt hinderlich. Von allen hier
erwaͤhnten Abnormitaͤten waͤre denn nur die letztere einer aͤrzt-
lichen Abhuͤlfe faͤhig, und es wird daher theils prophylaktiſch
uͤberhaupt auf die Vermeidung eines nachtheiligen Druckes
der Bruͤſte in den Kinderjahren zu ſehen ſeyn, theils, wo
eine ſolche unvollkommene Entwicklung in den der Pubertaͤt
bereits ſich naͤhernden Jahren bemerkt wuͤrde, dieſelbe durch
Tragen eines angemeſſenen Warzendeckels (von denen wir
ſpaͤterhin die zweckmaͤßigſten Formen betrachten werden) un-
terſtuͤtzt werden muͤſſen.
§. 135.
Die Schamlefzen betreffend, ſo bieten dieſe ziem-
lich haͤufige, jedoch groͤßtentheils voͤllig unſchaͤdliche Abnormi-
taͤten oder vielmehr Varietaͤten dar. So fehlen z. B. die
Nymphen zuweilen bey neugeborenen Maͤdchen, zumal in
aſiatiſchen Laͤndern, wo das Beſchneiden dieſer hier gewoͤhnlich
*) S. Otto Handbuch d. patholog. Anatomie. S. 238.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/122>, abgerufen am 21.12.2024.
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