mindern, ja selbst in einem und demselben Organismus müssen edlere Organe freier, vom irdischen Leben unabhängi- ger seyn als die niedern. Die Veränderungen im irdischen Leben selbst sind aber regelmäßig periodisch, ja durch ihre Regelmäßigkeit zum Grunde unserer Zeiteintheilung geworden. Diesen Perioden nun folgt unter den Organismen am sicht- barsten das Leben der Pflanze, vorzüglich ihrer Fortpflan- zung nach, im Thiere aber regt sich gleichfalls das Repro- duktive zumeist nach jenem vom Leben der Erde entlehnten Typus, und insonderheit gilt dieß auch hier zumal von dem Geschlechtlichen, welches schon, in wiefern es auf das Ganze, auf die Erhaltung der Gattung gerichtet, und der individuel- len Reproduktion entgegengesetzt ist, mehr dem allgemeinen Leben der Erde verwandt erscheint.
§. 124.
Wie daher die Pflanze zu gewissen Zeiten blüht und Früchte trägt, so geräth das Thier zu gewissen regelmäßig wiederkehrenden Zeiten in Brunst, und erzeugt Junge. -- Auch der Mensch ist diesen Einflüßen nur zum Theil entzo- gen, und so kehrt namentlich beym Weibe die die Erzeugung bedingende Congestion nach dem Geschlechtssystem regelmäßig, obwohl sich durch eine freiwillige Ergießung wieder hebend, zurück. -- Warum indeß gerade in 4 Wochen die Rückkehr dieser Congestion und dieses Blutflußes erfolgt -- bleibt noch die Frage, und, so oft das Gegentheil behauptet worden ist, glauben wir doch hier das Einwirken der durch den Mon- deswechsel im Leben der Erde erzeugten Veränderungen (welche sich vorzüglich durch Wechsel der Witterung und Erscheinung von Ebbe und Fluth des Meeres aussprechen) anerkennen zu müssen, um so mehr, da der Einfluß des Mondes auf ähn- liche auch im männlichen Geschlechte vorkommende Ausschei- dungen, z. B. des Hämorrhoidalflußes, unläugbar ist. Ein- würfe dagegen, z. B. daß der Monathsfluß nicht durchaus zu einer Zeit bey dem weiblichen Geschlecht eintrete (ob- wohl er allerdings bey den meisten im Neumond erfolgt), und daß er bey manchen Individuen statt vierwöchentlich, stets drei- oder sechswöchentlich wiederkehre, sind leicht zu be-
mindern, ja ſelbſt in einem und demſelben Organismus muͤſſen edlere Organe freier, vom irdiſchen Leben unabhaͤngi- ger ſeyn als die niedern. Die Veraͤnderungen im irdiſchen Leben ſelbſt ſind aber regelmaͤßig periodiſch, ja durch ihre Regelmaͤßigkeit zum Grunde unſerer Zeiteintheilung geworden. Dieſen Perioden nun folgt unter den Organismen am ſicht- barſten das Leben der Pflanze, vorzuͤglich ihrer Fortpflan- zung nach, im Thiere aber regt ſich gleichfalls das Repro- duktive zumeiſt nach jenem vom Leben der Erde entlehnten Typus, und inſonderheit gilt dieß auch hier zumal von dem Geſchlechtlichen, welches ſchon, in wiefern es auf das Ganze, auf die Erhaltung der Gattung gerichtet, und der individuel- len Reproduktion entgegengeſetzt iſt, mehr dem allgemeinen Leben der Erde verwandt erſcheint.
§. 124.
Wie daher die Pflanze zu gewiſſen Zeiten bluͤht und Fruͤchte traͤgt, ſo geraͤth das Thier zu gewiſſen regelmaͤßig wiederkehrenden Zeiten in Brunſt, und erzeugt Junge. — Auch der Menſch iſt dieſen Einfluͤßen nur zum Theil entzo- gen, und ſo kehrt namentlich beym Weibe die die Erzeugung bedingende Congeſtion nach dem Geſchlechtsſyſtem regelmaͤßig, obwohl ſich durch eine freiwillige Ergießung wieder hebend, zuruͤck. — Warum indeß gerade in 4 Wochen die Ruͤckkehr dieſer Congeſtion und dieſes Blutflußes erfolgt — bleibt noch die Frage, und, ſo oft das Gegentheil behauptet worden iſt, glauben wir doch hier das Einwirken der durch den Mon- deswechſel im Leben der Erde erzeugten Veraͤnderungen (welche ſich vorzuͤglich durch Wechſel der Witterung und Erſcheinung von Ebbe und Fluth des Meeres ausſprechen) anerkennen zu muͤſſen, um ſo mehr, da der Einfluß des Mondes auf aͤhn- liche auch im maͤnnlichen Geſchlechte vorkommende Ausſchei- dungen, z. B. des Haͤmorrhoidalflußes, unlaͤugbar iſt. Ein- wuͤrfe dagegen, z. B. daß der Monathsfluß nicht durchaus zu einer Zeit bey dem weiblichen Geſchlecht eintrete (ob- wohl er allerdings bey den meiſten im Neumond erfolgt), und daß er bey manchen Individuen ſtatt vierwoͤchentlich, ſtets drei- oder ſechswoͤchentlich wiederkehre, ſind leicht zu be-
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mindern, ja ſelbſt in einem und demſelben Organismus
muͤſſen edlere Organe freier, vom irdiſchen Leben unabhaͤngi-
ger ſeyn als die niedern. Die Veraͤnderungen im irdiſchen
Leben ſelbſt ſind aber regelmaͤßig periodiſch, ja durch ihre
Regelmaͤßigkeit zum Grunde unſerer Zeiteintheilung geworden.
Dieſen Perioden nun folgt unter den Organismen am ſicht-
barſten das Leben der Pflanze, vorzuͤglich ihrer Fortpflan-
zung nach, im Thiere aber regt ſich gleichfalls das Repro-
duktive zumeiſt nach jenem vom Leben der Erde entlehnten
Typus, und inſonderheit gilt dieß auch hier zumal von dem
Geſchlechtlichen, welches ſchon, in wiefern es auf das Ganze,
auf die Erhaltung der Gattung gerichtet, und der individuel-
len Reproduktion entgegengeſetzt iſt, mehr dem allgemeinen
Leben der Erde verwandt erſcheint.
§. 124.
Wie daher die Pflanze zu gewiſſen Zeiten bluͤht und
Fruͤchte traͤgt, ſo geraͤth das Thier zu gewiſſen regelmaͤßig
wiederkehrenden Zeiten in Brunſt, und erzeugt Junge. —
Auch der Menſch iſt dieſen Einfluͤßen nur zum Theil entzo-
gen, und ſo kehrt namentlich beym Weibe die die Erzeugung
bedingende Congeſtion nach dem Geſchlechtsſyſtem regelmaͤßig,
obwohl ſich durch eine freiwillige Ergießung wieder hebend,
zuruͤck. — Warum indeß gerade in 4 Wochen die Ruͤckkehr
dieſer Congeſtion und dieſes Blutflußes erfolgt — bleibt noch
die Frage, und, ſo oft das Gegentheil behauptet worden iſt,
glauben wir doch hier das Einwirken der durch den Mon-
deswechſel im Leben der Erde erzeugten Veraͤnderungen (welche
ſich vorzuͤglich durch Wechſel der Witterung und Erſcheinung
von Ebbe und Fluth des Meeres ausſprechen) anerkennen zu
muͤſſen, um ſo mehr, da der Einfluß des Mondes auf aͤhn-
liche auch im maͤnnlichen Geſchlechte vorkommende Ausſchei-
dungen, z. B. des Haͤmorrhoidalflußes, unlaͤugbar iſt. Ein-
wuͤrfe dagegen, z. B. daß der Monathsfluß nicht durchaus
zu einer Zeit bey dem weiblichen Geſchlecht eintrete (ob-
wohl er allerdings bey den meiſten im Neumond erfolgt),
und daß er bey manchen Individuen ſtatt vierwoͤchentlich,
ſtets drei- oder ſechswoͤchentlich wiederkehre, ſind leicht zu be-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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