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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Geschichte
der Regierung Aehmeds des II,
Ibrahims Sohnes,
ein und zwanzigsten Kaisers der Türken.


Des vierten Buches drittes Hauptstück.
1.

Ungeachtet man den Tod Sülejmans längst gewünschet undStreitigkeiten
unter dem Volke
wegen der Wahl
eines Sultans.

erwartet hatte: so erfüllete derselbe doch den osmanischen
Hof mit neuen und heimlichen Unruhen. Die Edlen und
beynahe das gesammte Volk war geneigt, einen von Mu-
hämmeds, des abgesetzten Sultans, Söhnen, Mustäfa
oder Aehmed, auf den Thron zu setzen; und einige wenige
hatten diese Absicht so gar für Muhämmed selbst, den sie vorher der Krone be-
raubet hatten. Die Wahl aller dieser Personen war für den Weßir gefährlich.
Denn wenn Muhämmed wieder eingesetzet würde: so besorgte er, um sein Leben
zu kommen; weil man ihn für keinen der geringsten von denen hielte, die den
Aufruhr, dadurch er vom Throne war gestoßen worden, angestiftet hatten.
Wenn man aber einen von seinen Söhnen nähme: so befürchtete er, diese jungen
Herren, die bisher in dem Palaste, gegen die Gewohnheit der übrigen Schehßade,
eine gute Auferziehung genossen hatten, und bereits von Verwaltung der Regie-
rung unterrichtet waren, möchten ihn von dem Weßiramte absetzen und die
Befehlhabung über das Kriegesheer nach eigener unumschränkten Gewalt führen.

2.

Um nun beyderley Personen von dem Throne auszuschließen, fasseteAehmed, Ibra-
hims Sohn und
Sülejmans
Bruder, wird
zum Sultan er-
wählet.

derselbe den Vorsatz, Aehmed, Sülejmans jüngern Bruder, der seinen Eigen-
schaften nach vor diesem keinen Vorzug hatte, darauf zu erheben. Er brachte
es auch durch das Ansehen, das er sich durch seinen im verwichenen Jahre glück-

lich
4 I
Geſchichte
der Regierung Aehmeds des II
Ibrahims Sohnes,
ein und zwanzigſten Kaiſers der Tuͤrken.


Des vierten Buches drittes Hauptſtuͤck.
1.

Ungeachtet man den Tod Suͤlejmans laͤngſt gewuͤnſchet undStreitigkeiten
unter dem Volke
wegen der Wahl
eines Sultans.

erwartet hatte: ſo erfuͤllete derſelbe doch den osmaniſchen
Hof mit neuen und heimlichen Unruhen. Die Edlen und
beynahe das geſammte Volk war geneigt, einen von Mu-
haͤmmeds, des abgeſetzten Sultans, Soͤhnen, Muſtaͤfa
oder Aehmed, auf den Thron zu ſetzen; und einige wenige
hatten dieſe Abſicht ſo gar fuͤr Muhaͤmmed ſelbſt, den ſie vorher der Krone be-
raubet hatten. Die Wahl aller dieſer Perſonen war fuͤr den Weßir gefaͤhrlich.
Denn wenn Muhaͤmmed wieder eingeſetzet wuͤrde: ſo beſorgte er, um ſein Leben
zu kommen; weil man ihn fuͤr keinen der geringſten von denen hielte, die den
Aufruhr, dadurch er vom Throne war geſtoßen worden, angeſtiftet hatten.
Wenn man aber einen von ſeinen Soͤhnen naͤhme: ſo befuͤrchtete er, dieſe jungen
Herren, die bisher in dem Palaſte, gegen die Gewohnheit der uͤbrigen Schehßade,
eine gute Auferziehung genoſſen hatten, und bereits von Verwaltung der Regie-
rung unterrichtet waren, moͤchten ihn von dem Weßiramte abſetzen und die
Befehlhabung uͤber das Kriegesheer nach eigener unumſchraͤnkten Gewalt fuͤhren.

2.

Um nun beyderley Perſonen von dem Throne auszuſchließen, faſſeteAehmed, Ibra-
hims Sohn und
Suͤlejmans
Bruder, wird
zum Sultan er-
waͤhlet.

derſelbe den Vorſatz, Aehmed, Suͤlejmans juͤngern Bruder, der ſeinen Eigen-
ſchaften nach vor dieſem keinen Vorzug hatte, darauf zu erheben. Er brachte
es auch durch das Anſehen, das er ſich durch ſeinen im verwichenen Jahre gluͤck-

lich
4 I
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[617/0729] Geſchichte der Regierung Aehmeds des II‚ Ibrahims Sohnes, ein und zwanzigſten Kaiſers der Tuͤrken. Des vierten Buches drittes Hauptſtuͤck. 1. Ungeachtet man den Tod Suͤlejmans laͤngſt gewuͤnſchet und erwartet hatte: ſo erfuͤllete derſelbe doch den osmaniſchen Hof mit neuen und heimlichen Unruhen. Die Edlen und beynahe das geſammte Volk war geneigt, einen von Mu- haͤmmeds, des abgeſetzten Sultans, Soͤhnen, Muſtaͤfa oder Aehmed, auf den Thron zu ſetzen; und einige wenige hatten dieſe Abſicht ſo gar fuͤr Muhaͤmmed ſelbſt, den ſie vorher der Krone be- raubet hatten. Die Wahl aller dieſer Perſonen war fuͤr den Weßir gefaͤhrlich. Denn wenn Muhaͤmmed wieder eingeſetzet wuͤrde: ſo beſorgte er, um ſein Leben zu kommen; weil man ihn fuͤr keinen der geringſten von denen hielte, die den Aufruhr, dadurch er vom Throne war geſtoßen worden, angeſtiftet hatten. Wenn man aber einen von ſeinen Soͤhnen naͤhme: ſo befuͤrchtete er, dieſe jungen Herren, die bisher in dem Palaſte, gegen die Gewohnheit der uͤbrigen Schehßade, eine gute Auferziehung genoſſen hatten, und bereits von Verwaltung der Regie- rung unterrichtet waren, moͤchten ihn von dem Weßiramte abſetzen und die Befehlhabung uͤber das Kriegesheer nach eigener unumſchraͤnkten Gewalt fuͤhren. Streitigkeiten unter dem Volke wegen der Wahl eines Sultans. 2. Um nun beyderley Perſonen von dem Throne auszuſchließen, faſſete derſelbe den Vorſatz, Aehmed, Suͤlejmans juͤngern Bruder, der ſeinen Eigen- ſchaften nach vor dieſem keinen Vorzug hatte, darauf zu erheben. Er brachte es auch durch das Anſehen, das er ſich durch ſeinen im verwichenen Jahre gluͤck- lich Aehmed, Ibra- hims Sohn und Suͤlejmans Bruder, wird zum Sultan er- waͤhlet. 4 I

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/729>, abgerufen am 21.11.2024.