Geschichte der Regierung Muhämmeds des III, dreyzehenten Kaisers der Türken. Des dritten Buches siebentes Hauptstück.
1.
Als Murad im Jahre 1003 gestorben war (und zwar anMuhämmed folget Murad in der Regierung: einem Freytage, am sechsten des Monats Dschemaßiül ewwel): so erbte sein Sohn Muhämmed von ihm nichtH. 1003. J. C. 1594. allein das Reich, sondern auch den ungarischen Krieg; befleckte auch (wie schon vorhin gedacht worden) den An- fang seiner Regierung mit dem Blute seiner neunzehen Brüder 1.
2.
Nachdem er auf diese Weise sein Reich befestiget hatte: so richtete ernimmt Egjre ein: seine Gedanken darauf, dem Kriege in Ungarn, den sein Vater angefangen hatte, ein Ende zu machen; damit er hernach sich völlig zur Ruhe, die er un- gemein sehr liebte, begeben, und die Ergetzlichkeiten 2 einer Krone 3 ungestört [Spaltenumbruch]
1 Brüder] Die christlichen Schriftstel- ler sagen: er habe zwey und zwanzig Brüder umbringen, und zehen von seines Vaters Bey- schläferinnen, die schwanger gewesen, in das Meer werfen lassen. Allein, ich will lieber hierinnen den türkischen Geschichtschrei- bern folgen.
2 Ergetzlichkeiten] Die auswärtigen Geschichtschreiber stimmen damit überein, und sagen: er habe mehr Vergnügen an den sinn- [Spaltenumbruch] lichen Ergetzlichkeiten gefunden, als an einem großen Namen und Ruhme.
3 Krone] Dieses ist zu verstehen von dem Kaiser selbst; nicht aber von dem Reiche. Denn so lange derselbe lebte, und ungeachtet einmal Frieden gemacht wurde, hatten den- noch die Türken beständige Scharmützel mit den Deutschen, und zwar mit abwechselndem Glücke.
genießen
2 Y 2
Geſchichte der Regierung Muhaͤmmeds des III‚ dreyzehenten Kaiſers der Tuͤrken. Des dritten Buches ſiebentes Hauptſtuͤck.
1.
Als Murad im Jahre 1003 geſtorben war (und zwar anMuhaͤmmed folget Murad in der Regierung: einem Freytage, am ſechsten des Monats Dſchemaßiuͤl ewwel): ſo erbte ſein Sohn Muhaͤmmed von ihm nichtH. 1003. J. C. 1594. allein das Reich, ſondern auch den ungariſchen Krieg; befleckte auch (wie ſchon vorhin gedacht worden) den An- fang ſeiner Regierung mit dem Blute ſeiner neunzehen Bruͤder 1.
2.
Nachdem er auf dieſe Weiſe ſein Reich befeſtiget hatte: ſo richtete ernimmt Egjre ein: ſeine Gedanken darauf, dem Kriege in Ungarn, den ſein Vater angefangen hatte, ein Ende zu machen; damit er hernach ſich voͤllig zur Ruhe, die er un- gemein ſehr liebte, begeben, und die Ergetzlichkeiten 2 einer Krone 3 ungeſtoͤrt [Spaltenumbruch]
1 Bruͤder] Die chriſtlichen Schriftſtel- ler ſagen: er habe zwey und zwanzig Bruͤder umbringen, und zehen von ſeines Vaters Bey- ſchlaͤferinnen, die ſchwanger geweſen, in das Meer werfen laſſen. Allein, ich will lieber hierinnen den tuͤrkiſchen Geſchichtſchrei- bern folgen.
2 Ergetzlichkeiten] Die auswaͤrtigen Geſchichtſchreiber ſtimmen damit uͤberein, und ſagen: er habe mehr Vergnuͤgen an den ſinn- [Spaltenumbruch] lichen Ergetzlichkeiten gefunden, als an einem großen Namen und Ruhme.
3 Krone] Dieſes iſt zu verſtehen von dem Kaiſer ſelbſt; nicht aber von dem Reiche. Denn ſo lange derſelbe lebte, und ungeachtet einmal Frieden gemacht wurde, hatten den- noch die Tuͤrken beſtaͤndige Scharmuͤtzel mit den Deutſchen, und zwar mit abwechſelndem Gluͤcke.
genießen
2 Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0451"n="355"/><divn="2"><head>Geſchichte<lb/>
der Regierung Muhaͤmmeds des <hirendition="#aq">III</hi>‚<lb/>
dreyzehenten Kaiſers der Tuͤrken.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Des dritten Buches ſiebentes Hauptſtuͤck.</head><lb/><divn="3"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>ls Murad im Jahre 1003 geſtorben war (und zwar an<noteplace="right">Muhaͤmmed<lb/>
folget Murad in<lb/>
der Regierung:</note><lb/>
einem Freytage, am ſechsten des Monats Dſchemaßiuͤl<lb/>
ewwel): ſo erbte ſein Sohn Muhaͤmmed von ihm nicht<noteplace="right">H. 1003.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
J. C. 1594.</note><lb/>
allein das Reich, ſondern auch den ungariſchen Krieg;<lb/>
befleckte auch (wie ſchon vorhin gedacht worden) den An-<lb/>
fang ſeiner Regierung mit dem Blute ſeiner neunzehen<lb/>
Bruͤder <noteplace="end"n="1"/>.</p></div><lb/><divn="3"><head>2.</head><p>Nachdem er auf dieſe Weiſe ſein Reich befeſtiget hatte: ſo richtete er<noteplace="right">nimmt Egjre<lb/>
ein:</note><lb/>ſeine Gedanken darauf, dem Kriege in Ungarn, den ſein Vater angefangen<lb/>
hatte, ein Ende zu machen; damit er hernach ſich voͤllig zur Ruhe, die er un-<lb/>
gemein ſehr liebte, begeben, und die Ergetzlichkeiten <noteplace="end"n="2"/> einer Krone <noteplace="end"n="3"/> ungeſtoͤrt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">genießen</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><noteplace="end"n="1">Bruͤder] Die chriſtlichen Schriftſtel-<lb/>
ler ſagen: er habe zwey und zwanzig Bruͤder<lb/>
umbringen, und zehen von ſeines Vaters Bey-<lb/>ſchlaͤferinnen, die ſchwanger geweſen, in<lb/>
das Meer werfen laſſen. Allein, ich will<lb/>
lieber hierinnen den tuͤrkiſchen Geſchichtſchrei-<lb/>
bern folgen.</note><lb/><noteplace="end"n="2">Ergetzlichkeiten] Die auswaͤrtigen<lb/>
Geſchichtſchreiber ſtimmen damit uͤberein, und<lb/>ſagen: er habe mehr Vergnuͤgen an den ſinn-<lb/><cbn="2"/><lb/>
lichen Ergetzlichkeiten gefunden, als an einem<lb/>
großen Namen und Ruhme.</note><lb/><noteplace="end"n="3">Krone] Dieſes iſt zu verſtehen von dem<lb/>
Kaiſer ſelbſt; nicht aber von dem Reiche.<lb/>
Denn ſo lange derſelbe lebte, und ungeachtet<lb/>
einmal Frieden gemacht wurde, hatten den-<lb/>
noch die Tuͤrken beſtaͤndige Scharmuͤtzel mit<lb/>
den Deutſchen, und zwar mit abwechſelndem<lb/>
Gluͤcke.</note><lb/><fwplace="bottom"type="sig">2 Y 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[355/0451]
Geſchichte
der Regierung Muhaͤmmeds des III‚
dreyzehenten Kaiſers der Tuͤrken.
Des dritten Buches ſiebentes Hauptſtuͤck.
1.
Als Murad im Jahre 1003 geſtorben war (und zwar an
einem Freytage, am ſechsten des Monats Dſchemaßiuͤl
ewwel): ſo erbte ſein Sohn Muhaͤmmed von ihm nicht
allein das Reich, ſondern auch den ungariſchen Krieg;
befleckte auch (wie ſchon vorhin gedacht worden) den An-
fang ſeiner Regierung mit dem Blute ſeiner neunzehen
Bruͤder
¹
.
Muhaͤmmed
folget Murad in
der Regierung:
H. 1003.
J. C. 1594.
2. Nachdem er auf dieſe Weiſe ſein Reich befeſtiget hatte: ſo richtete er
ſeine Gedanken darauf, dem Kriege in Ungarn, den ſein Vater angefangen
hatte, ein Ende zu machen; damit er hernach ſich voͤllig zur Ruhe, die er un-
gemein ſehr liebte, begeben, und die Ergetzlichkeiten
²
einer Krone
³
ungeſtoͤrt
genießen
¹ Bruͤder] Die chriſtlichen Schriftſtel-
ler ſagen: er habe zwey und zwanzig Bruͤder
umbringen, und zehen von ſeines Vaters Bey-
ſchlaͤferinnen, die ſchwanger geweſen, in
das Meer werfen laſſen. Allein, ich will
lieber hierinnen den tuͤrkiſchen Geſchichtſchrei-
bern folgen.
² Ergetzlichkeiten] Die auswaͤrtigen
Geſchichtſchreiber ſtimmen damit uͤberein, und
ſagen: er habe mehr Vergnuͤgen an den ſinn-
lichen Ergetzlichkeiten gefunden, als an einem
großen Namen und Ruhme.
³ Krone] Dieſes iſt zu verſtehen von dem
Kaiſer ſelbſt; nicht aber von dem Reiche.
Denn ſo lange derſelbe lebte, und ungeachtet
einmal Frieden gemacht wurde, hatten den-
noch die Tuͤrken beſtaͤndige Scharmuͤtzel mit
den Deutſchen, und zwar mit abwechſelndem
Gluͤcke.
nimmt Egjre
ein:
2 Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/451>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.