verfertigten kurzen Begriffe der Geschichte (der im Jahre 1696 herausgekom- men, und dem Sultane Mustäfa, Bruder und Vorfahrer des gegenwärtigen Sultan Aehmeds, zugeschrieben worden ist), den derselbe aus den berühm- testen Geschichtschreibern, Mewlana Idris, Nischrin, Sädis Tadschüt-Tewa- rich 7, Petschowi und Heßarfenn, zusammen getragen hat: daß Sülejman Schah, Erdogruls Vater, zuerst aus der Stadt Nere, die an der kaspischen See lieget, ausgezogen sey im Jahre der Hidschret 611, das in das Jahr Christi 1214 fället. Und da derselbe mit seinen Ogußiern in Kleinasien gekom- men ist: so ist Dschingjiß Chans Einbruch entweder in eben demselben, oder in dem folgenden Jahre (welches von beyden wahr sey, ist ungewiß) erfolget, und Sülejman hat sich aus dieser Ursache nach Medien gewendet. Hieraus und nach der Glaubwürdigkeit dieser Geschichtschreiber erhellet es, daß Dschin- gjiß Chans Einfall eines oder zwey Jahre nach Sülejmans seinem geschehen ist, nämlich im Jahre der Hidschret 612 oder 613, das ist, im Jahre Christi 1215 oder 1216, im sechsten Jahre der Regierung des Kaisers Theodor Laskaris.
2. Von dem Namen und dem Volke der Türken.
Unter den vielen Schwarmen, die aus den kalten Gegenden Scythiens her- gekommen sind, waren die Türken nicht die unbekanntesten: wie die [Spaltenumbruch]
7 [Dieses Wort wird im Arabischen aus- gesprochen Tadsch Eltewarich, und heißt, die Krone der Geschichte oder Tagebücher. Es ist der Titel einer osmanischen Geschichte, in zier- lichem Türkischen geschrieben von Sädeddin Muhämmed Häsen, der als Müfti zu Con- stantinopel gestorben ist, im Jahre der Hidsch- ret 1008. Diese Geschichte hebet sich an mit Osman, und endiget sich mit Selim dem I. [Spaltenumbruch] Tadsch ist ein persisches Wort, und heißet eine Hauptzierde überhaupt, und insbesondere eine Krone.]
8 [ist ein großes persisches Wörterbuch in türkischer Sprache erkläret, das Kälil Sofi zusammen getragen hat. Es wird insgemein Baba Nimetüllah genennet. Nämät Allah heißet im Arabischen die Gnade Gottes.]
persi-
Vorrede
verfertigten kurzen Begriffe der Geſchichte (der im Jahre 1696 herausgekom- men, und dem Sultane Muſtaͤfa, Bruder und Vorfahrer des gegenwaͤrtigen Sultan Aehmeds, zugeſchrieben worden iſt), den derſelbe aus den beruͤhm- teſten Geſchichtſchreibern, Mewlana Idris, Niſchrin, Saͤdis Tadſchuͤt-Tewa- rich 7, Petſchowi und Heßarfenn, zuſammen getragen hat: daß Suͤlejman Schah, Erdogruls Vater, zuerſt aus der Stadt Nere, die an der kaſpiſchen See lieget, ausgezogen ſey im Jahre der Hidſchret 611, das in das Jahr Chriſti 1214 faͤllet. Und da derſelbe mit ſeinen Ogußiern in Kleinaſien gekom- men iſt: ſo iſt Dſchingjiß Chans Einbruch entweder in eben demſelben, oder in dem folgenden Jahre (welches von beyden wahr ſey, iſt ungewiß) erfolget, und Suͤlejman hat ſich aus dieſer Urſache nach Medien gewendet. Hieraus und nach der Glaubwuͤrdigkeit dieſer Geſchichtſchreiber erhellet es, daß Dſchin- gjiß Chans Einfall eines oder zwey Jahre nach Suͤlejmans ſeinem geſchehen iſt, naͤmlich im Jahre der Hidſchret 612 oder 613, das iſt, im Jahre Chriſti 1215 oder 1216, im ſechsten Jahre der Regierung des Kaiſers Theodor Laskaris.
2. Von dem Namen und dem Volke der Tuͤrken.
Unter den vielen Schwarmen, die aus den kalten Gegenden Scythiens her- gekommen ſind, waren die Tuͤrken nicht die unbekannteſten: wie die [Spaltenumbruch]
7 [Dieſes Wort wird im Arabiſchen aus- geſprochen Tadſch Eltewarich, und heißt, die Krone der Geſchichte oder Tagebuͤcher. Es iſt der Titel einer osmaniſchen Geſchichte, in zier- lichem Tuͤrkiſchen geſchrieben von Saͤdeddin Muhaͤmmed Haͤſen, der als Muͤfti zu Con- ſtantinopel geſtorben iſt, im Jahre der Hidſch- ret 1008. Dieſe Geſchichte hebet ſich an mit Osman, und endiget ſich mit Selim dem I. [Spaltenumbruch] Tadſch iſt ein perſiſches Wort, und heißet eine Hauptzierde uͤberhaupt, und insbeſondere eine Krone.]
8 [iſt ein großes perſiſches Woͤrterbuch in tuͤrkiſcher Sprache erklaͤret, das Kaͤlil Sofi zuſammen getragen hat. Es wird insgemein Baba Nimetuͤllah genennet. Naͤmaͤt Allah heißet im Arabiſchen die Gnade Gottes.]
perſi-
<TEI><text><front><divn="1"><divn="2"><div><p><pbn="38"facs="#f0044"/><fwtype="header"place="top">Vorrede</fw><lb/>
verfertigten kurzen Begriffe der Geſchichte (der im Jahre 1696 herausgekom-<lb/>
men, und dem Sultane Muſtaͤfa, Bruder und Vorfahrer des gegenwaͤrtigen<lb/>
Sultan Aehmeds, zugeſchrieben worden iſt), den derſelbe aus den beruͤhm-<lb/>
teſten Geſchichtſchreibern, Mewlana Idris, Niſchrin, Saͤdis Tadſchuͤt-Tewa-<lb/>
rich <noteplace="end"n="7"/>, Petſchowi und Heßarfenn, zuſammen getragen hat: daß Suͤlejman<lb/>
Schah, Erdogruls Vater, zuerſt aus der Stadt Nere, die an der kaſpiſchen<lb/>
See lieget, ausgezogen ſey im Jahre der Hidſchret 611, das in das Jahr<lb/>
Chriſti 1214 faͤllet. Und da derſelbe mit ſeinen Ogußiern in Kleinaſien gekom-<lb/>
men iſt: ſo iſt Dſchingjiß Chans Einbruch entweder in eben demſelben, oder<lb/>
in dem folgenden Jahre (welches von beyden wahr ſey, iſt ungewiß) erfolget,<lb/>
und Suͤlejman hat ſich aus dieſer Urſache nach Medien gewendet. Hieraus<lb/>
und nach der Glaubwuͤrdigkeit dieſer Geſchichtſchreiber erhellet es, daß Dſchin-<lb/>
gjiß Chans Einfall eines oder zwey Jahre nach Suͤlejmans ſeinem geſchehen<lb/>
iſt, naͤmlich im Jahre der Hidſchret 612 oder 613, das iſt, im Jahre Chriſti<lb/>
1215 oder 1216, im ſechsten Jahre der Regierung des Kaiſers Theodor<lb/>
Laskaris.</p></div><lb/><divn="2"><head>2. Von dem Namen und dem Volke<lb/>
der Tuͤrken.</head><lb/><p><hirendition="#in">U</hi>nter den vielen Schwarmen, die aus den kalten Gegenden Scythiens her-<lb/>
gekommen ſind, waren die Tuͤrken nicht die unbekannteſten: wie die<lb/><fwtype="catch"place="bottom">perſi-</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><noteplace="end"n="7">[Dieſes Wort wird im Arabiſchen aus-<lb/>
geſprochen Tadſch Eltewarich, und heißt, die<lb/>
Krone der Geſchichte oder Tagebuͤcher. Es iſt<lb/>
der Titel einer osmaniſchen Geſchichte, in zier-<lb/>
lichem Tuͤrkiſchen geſchrieben von Saͤdeddin<lb/>
Muhaͤmmed Haͤſen, der als Muͤfti zu Con-<lb/>ſtantinopel geſtorben iſt, im Jahre der Hidſch-<lb/>
ret 1008. Dieſe Geſchichte hebet ſich an mit<lb/>
Osman, und endiget ſich mit Selim dem <hirendition="#aq">I</hi>.<lb/><cbn="2"/><lb/>
Tadſch iſt ein perſiſches Wort, und heißet eine<lb/>
Hauptzierde uͤberhaupt, und insbeſondere eine<lb/>
Krone.]</note><lb/><noteplace="end"n="8"xml:id="D44"next="#D45">[iſt ein großes perſiſches Woͤrterbuch in<lb/>
tuͤrkiſcher Sprache erklaͤret, das Kaͤlil Sofi<lb/>
zuſammen getragen hat. Es wird insgemein<lb/>
Baba Nimetuͤllah genennet. Naͤmaͤt Allah<lb/>
heißet im Arabiſchen die Gnade Gottes.]<lb/><fwtype="catch"place="bottom">Wir</fw></note><lb/></p></div></div></div></front></text></TEI>
[38/0044]
Vorrede
verfertigten kurzen Begriffe der Geſchichte (der im Jahre 1696 herausgekom-
men, und dem Sultane Muſtaͤfa, Bruder und Vorfahrer des gegenwaͤrtigen
Sultan Aehmeds, zugeſchrieben worden iſt), den derſelbe aus den beruͤhm-
teſten Geſchichtſchreibern, Mewlana Idris, Niſchrin, Saͤdis Tadſchuͤt-Tewa-
rich
⁷
, Petſchowi und Heßarfenn, zuſammen getragen hat: daß Suͤlejman
Schah, Erdogruls Vater, zuerſt aus der Stadt Nere, die an der kaſpiſchen
See lieget, ausgezogen ſey im Jahre der Hidſchret 611, das in das Jahr
Chriſti 1214 faͤllet. Und da derſelbe mit ſeinen Ogußiern in Kleinaſien gekom-
men iſt: ſo iſt Dſchingjiß Chans Einbruch entweder in eben demſelben, oder
in dem folgenden Jahre (welches von beyden wahr ſey, iſt ungewiß) erfolget,
und Suͤlejman hat ſich aus dieſer Urſache nach Medien gewendet. Hieraus
und nach der Glaubwuͤrdigkeit dieſer Geſchichtſchreiber erhellet es, daß Dſchin-
gjiß Chans Einfall eines oder zwey Jahre nach Suͤlejmans ſeinem geſchehen
iſt, naͤmlich im Jahre der Hidſchret 612 oder 613, das iſt, im Jahre Chriſti
1215 oder 1216, im ſechsten Jahre der Regierung des Kaiſers Theodor
Laskaris.
2. Von dem Namen und dem Volke
der Tuͤrken.
Unter den vielen Schwarmen, die aus den kalten Gegenden Scythiens her-
gekommen ſind, waren die Tuͤrken nicht die unbekannteſten: wie die
perſi-
⁷ [Dieſes Wort wird im Arabiſchen aus-
geſprochen Tadſch Eltewarich, und heißt, die
Krone der Geſchichte oder Tagebuͤcher. Es iſt
der Titel einer osmaniſchen Geſchichte, in zier-
lichem Tuͤrkiſchen geſchrieben von Saͤdeddin
Muhaͤmmed Haͤſen, der als Muͤfti zu Con-
ſtantinopel geſtorben iſt, im Jahre der Hidſch-
ret 1008. Dieſe Geſchichte hebet ſich an mit
Osman, und endiget ſich mit Selim dem I.
Tadſch iſt ein perſiſches Wort, und heißet eine
Hauptzierde uͤberhaupt, und insbeſondere eine
Krone.]
⁸ [iſt ein großes perſiſches Woͤrterbuch in
tuͤrkiſcher Sprache erklaͤret, das Kaͤlil Sofi
zuſammen getragen hat. Es wird insgemein
Baba Nimetuͤllah genennet. Naͤmaͤt Allah
heißet im Arabiſchen die Gnade Gottes.]
Wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/44>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.