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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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von dem Eisen- und Stahlbergwerk bei der Stadt Schmalkalden.
bricht man dasselbe aus, und hauet es in Stükker. Diese Stükker schweist
man hierauf
3. so lang, bis sich dieselbe rekken lassen, während dem Schweisen aber wälzt man
dieselbe, ehe sie wieder in das Feuer kommen, in Sand und Leimen herum,
welcher durch einander gemenget worden, damit sie um desto mehr schweisen
mögen, weil der Stahl um so viel besser wird, ie mehr man denselben schweist
und arbeitet. Spühret man inzwischen, daß durch diesen Sand und Leimen
zu viel Lech in den Herd komt: So wirft man aus dem Löschtrog, worinnen
der Stahl gehärtet wird, ein wenig Hammerschlag auf die Stükker, wo-
durch dann das Lech wieder verdikt wird. Sind
4. diese Stükker genug geschweist und gearbeitet worden: So rekt man dieselbe
in Stäbe aus, die in das Vierek 3/4 Zoll dik sind, und härtet und kühlet sie
alsdann ab, wobei dann auch noch 3 Stunde, und also überhaupt 6 Stun-
den hingehen, ehe ein Geschrei fertig wird, das 60, 75 bis 100 Pfund wiegt.
Während dem, als dieses geschiehet, und der Stahl geschweist und gehärtet
wird: So schmilzt man inzwischen
5. wieder auf das Neue ein, die Stäbe des eben gemachten Stahls aber schlägt
man in kurze Stükker, damit man den Stahl sortiren könne, weil keine
Stange der andern, und auch nicht einmal ein Stük in einer Stange dem
andern an der Güte gleich ist. Bei dieser Vorrichtung nun können
6. bei einem Karn Kohlen 11/2, 13/4 und höchstens, aber selten 2 Centner Stahl
gemacht werden.

Man liefert dabei aus einem Centner, oder aus 100 Pfund nürnberger Gewicht,
rohem Stahleisen 2/3 oder 66 Pfund Stahl. Man schmiedet dabei mehrenteils auf
die dritte Hand, manchmal aber auch nur auf die zweite. Jn einer Woche macht man
daher mit drei Mann, wann man den Montag Mittag anfängt, und den Freitag früh
aufhört, 15 Centner Stahl. Wann man inzwischen die ganze Woche arbeitete: So
könte man wol 18 Centner machen.

Die 1. Anmerkung.

Wie aus dem Verfahren klar ist: So frischt man bei dem Stahlschmieden nicht wieder ein.

Die 2. Anmerkung.

Das gute Schweisen und das öftere Rekken trägt gar viel zu dem Stahl bei, und es macht
ihn erst recht gut.

Die 3. Anmerkung.

Wann das Stahleisen nicht gaaren will: So kan man etwas alt Eisen zusezzen.

§. 24.
von dem Eiſen- und Stahlbergwerk bei der Stadt Schmalkalden.
bricht man daſſelbe aus, und hauet es in Stuͤkker. Dieſe Stuͤkker ſchweiſt
man hierauf
3. ſo lang, bis ſich dieſelbe rekken laſſen, waͤhrend dem Schweiſen aber waͤlzt man
dieſelbe, ehe ſie wieder in das Feuer kommen, in Sand und Leimen herum,
welcher durch einander gemenget worden, damit ſie um deſto mehr ſchweiſen
moͤgen, weil der Stahl um ſo viel beſſer wird, ie mehr man denſelben ſchweiſt
und arbeitet. Spuͤhret man inzwiſchen, daß durch dieſen Sand und Leimen
zu viel Lech in den Herd komt: So wirft man aus dem Loͤſchtrog, worinnen
der Stahl gehaͤrtet wird, ein wenig Hammerſchlag auf die Stuͤkker, wo-
durch dann das Lech wieder verdikt wird. Sind
4. dieſe Stuͤkker genug geſchweiſt und gearbeitet worden: So rekt man dieſelbe
in Staͤbe aus, die in das Vierek ¾ Zoll dik ſind, und haͤrtet und kuͤhlet ſie
alsdann ab, wobei dann auch noch 3 Stunde, und alſo uͤberhaupt 6 Stun-
den hingehen, ehe ein Geſchrei fertig wird, das 60, 75 bis 100 Pfund wiegt.
Waͤhrend dem, als dieſes geſchiehet, und der Stahl geſchweiſt und gehaͤrtet
wird: So ſchmilzt man inzwiſchen
5. wieder auf das Neue ein, die Staͤbe des eben gemachten Stahls aber ſchlaͤgt
man in kurze Stuͤkker, damit man den Stahl ſortiren koͤnne, weil keine
Stange der andern, und auch nicht einmal ein Stuͤk in einer Stange dem
andern an der Guͤte gleich iſt. Bei dieſer Vorrichtung nun koͤnnen
6. bei einem Karn Kohlen 1½, 1¾ und hoͤchſtens, aber ſelten 2 Centner Stahl
gemacht werden.

Man liefert dabei aus einem Centner, oder aus 100 Pfund nuͤrnberger Gewicht,
rohem Stahleiſen ⅔ oder 66 Pfund Stahl. Man ſchmiedet dabei mehrenteils auf
die dritte Hand, manchmal aber auch nur auf die zweite. Jn einer Woche macht man
daher mit drei Mann, wann man den Montag Mittag anfaͤngt, und den Freitag fruͤh
aufhoͤrt, 15 Centner Stahl. Wann man inzwiſchen die ganze Woche arbeitete: So
koͤnte man wol 18 Centner machen.

Die 1. Anmerkung.

Wie aus dem Verfahren klar iſt: So friſcht man bei dem Stahlſchmieden nicht wieder ein.

Die 2. Anmerkung.

Das gute Schweiſen und das oͤftere Rekken traͤgt gar viel zu dem Stahl bei, und es macht
ihn erſt recht gut.

Die 3. Anmerkung.

Wann das Stahleiſen nicht gaaren will: So kan man etwas alt Eiſen zuſezzen.

§. 24.
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[423/0443] von dem Eiſen- und Stahlbergwerk bei der Stadt Schmalkalden. bricht man daſſelbe aus, und hauet es in Stuͤkker. Dieſe Stuͤkker ſchweiſt man hierauf 3. ſo lang, bis ſich dieſelbe rekken laſſen, waͤhrend dem Schweiſen aber waͤlzt man dieſelbe, ehe ſie wieder in das Feuer kommen, in Sand und Leimen herum, welcher durch einander gemenget worden, damit ſie um deſto mehr ſchweiſen moͤgen, weil der Stahl um ſo viel beſſer wird, ie mehr man denſelben ſchweiſt und arbeitet. Spuͤhret man inzwiſchen, daß durch dieſen Sand und Leimen zu viel Lech in den Herd komt: So wirft man aus dem Loͤſchtrog, worinnen der Stahl gehaͤrtet wird, ein wenig Hammerſchlag auf die Stuͤkker, wo- durch dann das Lech wieder verdikt wird. Sind 4. dieſe Stuͤkker genug geſchweiſt und gearbeitet worden: So rekt man dieſelbe in Staͤbe aus, die in das Vierek ¾ Zoll dik ſind, und haͤrtet und kuͤhlet ſie alsdann ab, wobei dann auch noch 3 Stunde, und alſo uͤberhaupt 6 Stun- den hingehen, ehe ein Geſchrei fertig wird, das 60, 75 bis 100 Pfund wiegt. Waͤhrend dem, als dieſes geſchiehet, und der Stahl geſchweiſt und gehaͤrtet wird: So ſchmilzt man inzwiſchen 5. wieder auf das Neue ein, die Staͤbe des eben gemachten Stahls aber ſchlaͤgt man in kurze Stuͤkker, damit man den Stahl ſortiren koͤnne, weil keine Stange der andern, und auch nicht einmal ein Stuͤk in einer Stange dem andern an der Guͤte gleich iſt. Bei dieſer Vorrichtung nun koͤnnen 6. bei einem Karn Kohlen 1½, 1¾ und hoͤchſtens, aber ſelten 2 Centner Stahl gemacht werden. Man liefert dabei aus einem Centner, oder aus 100 Pfund nuͤrnberger Gewicht, rohem Stahleiſen ⅔ oder 66 Pfund Stahl. Man ſchmiedet dabei mehrenteils auf die dritte Hand, manchmal aber auch nur auf die zweite. Jn einer Woche macht man daher mit drei Mann, wann man den Montag Mittag anfaͤngt, und den Freitag fruͤh aufhoͤrt, 15 Centner Stahl. Wann man inzwiſchen die ganze Woche arbeitete: So koͤnte man wol 18 Centner machen. Die 1. Anmerkung. Wie aus dem Verfahren klar iſt: So friſcht man bei dem Stahlſchmieden nicht wieder ein. Die 2. Anmerkung. Das gute Schweiſen und das oͤftere Rekken traͤgt gar viel zu dem Stahl bei, und es macht ihn erſt recht gut. Die 3. Anmerkung. Wann das Stahleiſen nicht gaaren will: So kan man etwas alt Eiſen zuſezzen. §. 24.

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/443>, abgerufen am 21.11.2024.