Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Encyklopädie der Heilkunst. rakter des Menschen, welcher in der Vereinigung körperli-cher und geistiger Kräfte zu einem harmonirenden Wesen besteht. In sofern nämlich die Psychologie die allgemeine Kenntniß des Menschen durch Entwickelung seines höchsten Charakters vollendet, findet in ihr die Anthropologie ihre schicklichste Stelle. § 258. Die Anthropologie stellt 1) den Einfluß des Körpers § 259. 2) Den Einfluß der Seele auf den Körper; hierher ge- § 260. Die Unentbehrlichkeit dieser Kenntnisse für die Heilkunst ihrer
Encyklopaͤdie der Heilkunſt. rakter des Menſchen, welcher in der Vereinigung koͤrperli-cher und geiſtiger Kraͤfte zu einem harmonirenden Weſen beſteht. In ſofern naͤmlich die Pſychologie die allgemeine Kenntniß des Menſchen durch Entwickelung ſeines hoͤchſten Charakters vollendet, findet in ihr die Anthropologie ihre ſchicklichſte Stelle. § 258. Die Anthropologie ſtellt 1) den Einfluß des Koͤrpers § 259. 2) Den Einfluß der Seele auf den Koͤrper; hierher ge- § 260. Die Unentbehrlichkeit dieſer Kenntniſſe fuͤr die Heilkunſt ihrer
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="11"> <div n="9"> <p><pb facs="#f0097" n="79"/><fw place="top" type="header">Encyklopaͤdie der Heilkunſt.</fw><lb/> rakter des Menſchen, welcher in der Vereinigung koͤrperli-<lb/> cher und geiſtiger Kraͤfte zu einem harmonirenden Weſen<lb/> beſteht. In ſofern naͤmlich die Pſychologie die allgemeine<lb/> Kenntniß des Menſchen durch Entwickelung ſeines hoͤchſten<lb/> Charakters vollendet, findet in ihr die Anthropologie ihre<lb/> ſchicklichſte Stelle.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§ 258.</head><lb/> <p>Die Anthropologie ſtellt 1) den Einfluß des Koͤrpers<lb/> auf die Seele dar, und hierher gehoͤrt beſonders die <hi rendition="#g">Tem-<lb/> peramentslehre</hi>, welche die aus Erfahrung bekannten<lb/> Geſetze darſtellt, nach welchen der Innbegriff der Form und<lb/> Miſchung des menſchlichen Koͤrpers die geiſtigen Kraͤfte in<lb/> ihrem Vermoͤgen und ihren Wirkungen modificirt.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§ 259.</head><lb/> <p>2) Den Einfluß der Seele auf den Koͤrper; hierher ge-<lb/> hoͤrt vorzuͤglich die <hi rendition="#g">Pathematologie</hi>, welche die durch<lb/> Erfahrung bekannten Geſetze entwickelt, nach welchen die<lb/> mit beſonderer Lebhaftigkeit verbundenen Actionen des geiſti-<lb/> gen Weſens im Menſchen, die koͤrperlichen Kraͤfte in ihrem<lb/> Vermoͤgen und ihren Wuͤrkungen beſtimmen.</p> </div><lb/> <div n="9"> <head>§ 260.</head><lb/> <p>Die Unentbehrlichkeit dieſer Kenntniſſe fuͤr die Heilkunſt<lb/> wird ſchon aus ihrem angegebenen Begriffe hinlaͤnglich deut-<lb/> lich. Da naͤmlich der gegenſeitige Einfluß des Geiſtigen<lb/> und Koͤrperlichen im Menſchen ſo ſtark iſt, daß er uͤberall,<lb/> ſowohl bey Entſtehung, als bey Heilung der Krankheiten<lb/> ſich wuͤrkſam erzeigt: ſo muß die Heilkunſt mit den Geſetzen<lb/> bekannt ſeyn, nach welchen er erfolgt, um ihn auf den be-<lb/> ſtimmten Zweck lenken zu koͤnnen, und dadurch das Gebiet<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0097]
Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
rakter des Menſchen, welcher in der Vereinigung koͤrperli-
cher und geiſtiger Kraͤfte zu einem harmonirenden Weſen
beſteht. In ſofern naͤmlich die Pſychologie die allgemeine
Kenntniß des Menſchen durch Entwickelung ſeines hoͤchſten
Charakters vollendet, findet in ihr die Anthropologie ihre
ſchicklichſte Stelle.
§ 258.
Die Anthropologie ſtellt 1) den Einfluß des Koͤrpers
auf die Seele dar, und hierher gehoͤrt beſonders die Tem-
peramentslehre, welche die aus Erfahrung bekannten
Geſetze darſtellt, nach welchen der Innbegriff der Form und
Miſchung des menſchlichen Koͤrpers die geiſtigen Kraͤfte in
ihrem Vermoͤgen und ihren Wirkungen modificirt.
§ 259.
2) Den Einfluß der Seele auf den Koͤrper; hierher ge-
hoͤrt vorzuͤglich die Pathematologie, welche die durch
Erfahrung bekannten Geſetze entwickelt, nach welchen die
mit beſonderer Lebhaftigkeit verbundenen Actionen des geiſti-
gen Weſens im Menſchen, die koͤrperlichen Kraͤfte in ihrem
Vermoͤgen und ihren Wuͤrkungen beſtimmen.
§ 260.
Die Unentbehrlichkeit dieſer Kenntniſſe fuͤr die Heilkunſt
wird ſchon aus ihrem angegebenen Begriffe hinlaͤnglich deut-
lich. Da naͤmlich der gegenſeitige Einfluß des Geiſtigen
und Koͤrperlichen im Menſchen ſo ſtark iſt, daß er uͤberall,
ſowohl bey Entſtehung, als bey Heilung der Krankheiten
ſich wuͤrkſam erzeigt: ſo muß die Heilkunſt mit den Geſetzen
bekannt ſeyn, nach welchen er erfolgt, um ihn auf den be-
ſtimmten Zweck lenken zu koͤnnen, und dadurch das Gebiet
ihrer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |