Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

4. Buch. Von Hülfsgeschäft. der Handl.
Gewinn zu verkaufen, wenn auch dieselben nicht in
dieser Absicht gebauet waren.

Vor etwa zwanzig Jahren kam Rusland, in-
sonderheit Archangel, zu einem Genus dieses Gewer-
bes, indem es sehr viele Schiffe von Fuhrenholz auf
den Kauf für Ausländer baute. Solche Schiffe wa-
ren wolfeil; und in der Befrachtung haben sie den
Vorteil, daß ein solches Schiff, da es durch seine
eigene Last viel weniger tief, als ein eichenes Schiff
geht, eine weit grössere Ladung einnehmen kann.
Aber drei Umstände heben diesen Vorteil wieder auf:
erstlich, daß ein solches Schiff nicht die Hälfte der Zeit
dauert, in welcher ein eichenes Schiff brauchbar
bleibt; zweitens, daß es viel mehr Reparatur erfo-
dert, insonderheit in demjenigen Teile, der bei dem
Beladen ins Wasser versenkt wird, und nachher wie-
der aus demselben hervorsteigt, da dann das Fuhren-
Holz bei abwechselnder Nässe und Trokkene sich zieht
und die Fugen sich allenthalben öfnen; drittens, weil
die Assecuranz auf jedes in ein fuhrenes Schiff gela-
denes Stük Gut so viel theurer wird, daß der Schiffer
dies gewissermassen in der so viel geringer angenom-
menen Fracht vergüten muß.

Anmerkung.

Man erwarte nicht, daß ich von den Pflichten
eines Schiffers, und von dem, was ihm die Eigner

4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl.
Gewinn zu verkaufen, wenn auch dieſelben nicht in
dieſer Abſicht gebauet waren.

Vor etwa zwanzig Jahren kam Rusland, in-
ſonderheit Archangel, zu einem Genus dieſes Gewer-
bes, indem es ſehr viele Schiffe von Fuhrenholz auf
den Kauf fuͤr Auslaͤnder baute. Solche Schiffe wa-
ren wolfeil; und in der Befrachtung haben ſie den
Vorteil, daß ein ſolches Schiff, da es durch ſeine
eigene Laſt viel weniger tief, als ein eichenes Schiff
geht, eine weit groͤſſere Ladung einnehmen kann.
Aber drei Umſtaͤnde heben dieſen Vorteil wieder auf:
erſtlich, daß ein ſolches Schiff nicht die Haͤlfte der Zeit
dauert, in welcher ein eichenes Schiff brauchbar
bleibt; zweitens, daß es viel mehr Reparatur erfo-
dert, inſonderheit in demjenigen Teile, der bei dem
Beladen ins Waſſer verſenkt wird, und nachher wie-
der aus demſelben hervorſteigt, da dann das Fuhren-
Holz bei abwechſelnder Naͤſſe und Trokkene ſich zieht
und die Fugen ſich allenthalben oͤfnen; drittens, weil
die Aſſecuranz auf jedes in ein fuhrenes Schiff gela-
denes Stuͤk Gut ſo viel theurer wird, daß der Schiffer
dies gewiſſermaſſen in der ſo viel geringer angenom-
menen Fracht verguͤten muß.

Anmerkung.

Man erwarte nicht, daß ich von den Pflichten
eines Schiffers, und von dem, was ihm die Eigner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0030" n="22"/><fw place="top" type="header">4. Buch. Von Hu&#x0364;lfsge&#x017F;cha&#x0364;ft. der Handl.</fw><lb/>
Gewinn zu verkaufen, wenn auch die&#x017F;elben nicht in<lb/>
die&#x017F;er Ab&#x017F;icht gebauet waren.</p><lb/>
                <p>Vor etwa zwanzig Jahren kam Rusland, in-<lb/>
&#x017F;onderheit Archangel, zu einem Genus die&#x017F;es Gewer-<lb/>
bes, indem es &#x017F;ehr viele Schiffe von Fuhrenholz auf<lb/>
den Kauf fu&#x0364;r Ausla&#x0364;nder baute. Solche Schiffe wa-<lb/>
ren wolfeil; und in der Befrachtung haben &#x017F;ie den<lb/>
Vorteil, daß ein &#x017F;olches Schiff, da es durch &#x017F;eine<lb/>
eigene La&#x017F;t viel weniger tief, als ein eichenes Schiff<lb/>
geht, eine weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ladung einnehmen kann.<lb/>
Aber drei Um&#x017F;ta&#x0364;nde heben die&#x017F;en Vorteil wieder auf:<lb/>
er&#x017F;tlich, daß ein &#x017F;olches Schiff nicht die Ha&#x0364;lfte der Zeit<lb/>
dauert, in welcher ein eichenes Schiff brauchbar<lb/>
bleibt; zweitens, daß es viel mehr Reparatur erfo-<lb/>
dert, in&#x017F;onderheit in demjenigen Teile, der bei dem<lb/>
Beladen ins Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;enkt wird, und nachher wie-<lb/>
der aus dem&#x017F;elben hervor&#x017F;teigt, da dann das Fuhren-<lb/>
Holz bei abwech&#x017F;elnder Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Trokkene &#x017F;ich zieht<lb/>
und die Fugen &#x017F;ich allenthalben o&#x0364;fnen; drittens, weil<lb/>
die A&#x017F;&#x017F;ecuranz auf jedes in ein fuhrenes Schiff gela-<lb/>
denes Stu&#x0364;k Gut &#x017F;o viel theurer wird, daß der Schiffer<lb/>
dies gewi&#x017F;&#x017F;erma&#x017F;&#x017F;en in der &#x017F;o viel geringer angenom-<lb/>
menen Fracht vergu&#x0364;ten muß.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>Anmerkung.</head><lb/>
                <p>Man erwarte nicht, daß ich von den Pflichten<lb/>
eines Schiffers, und von dem, was ihm die Eigner<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0030] 4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl. Gewinn zu verkaufen, wenn auch dieſelben nicht in dieſer Abſicht gebauet waren. Vor etwa zwanzig Jahren kam Rusland, in- ſonderheit Archangel, zu einem Genus dieſes Gewer- bes, indem es ſehr viele Schiffe von Fuhrenholz auf den Kauf fuͤr Auslaͤnder baute. Solche Schiffe wa- ren wolfeil; und in der Befrachtung haben ſie den Vorteil, daß ein ſolches Schiff, da es durch ſeine eigene Laſt viel weniger tief, als ein eichenes Schiff geht, eine weit groͤſſere Ladung einnehmen kann. Aber drei Umſtaͤnde heben dieſen Vorteil wieder auf: erſtlich, daß ein ſolches Schiff nicht die Haͤlfte der Zeit dauert, in welcher ein eichenes Schiff brauchbar bleibt; zweitens, daß es viel mehr Reparatur erfo- dert, inſonderheit in demjenigen Teile, der bei dem Beladen ins Waſſer verſenkt wird, und nachher wie- der aus demſelben hervorſteigt, da dann das Fuhren- Holz bei abwechſelnder Naͤſſe und Trokkene ſich zieht und die Fugen ſich allenthalben oͤfnen; drittens, weil die Aſſecuranz auf jedes in ein fuhrenes Schiff gela- denes Stuͤk Gut ſo viel theurer wird, daß der Schiffer dies gewiſſermaſſen in der ſo viel geringer angenom- menen Fracht verguͤten muß. Anmerkung. Man erwarte nicht, daß ich von den Pflichten eines Schiffers, und von dem, was ihm die Eigner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/30
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/30>, abgerufen am 21.12.2024.