länder dienen, so wie sie dieselbe am Rhein kennen gelernt hatten. Aber eben deswegen waren sie in Hamburg nicht verkäuflich, ohne mit grossem Verlust. Denn Holland zog zu der Zeit kein Schiffbauholz von der Elbe; und für die Britischen, Dänischen und Schwedischen Schiffe war es nun nicht brauchbar.
§. 9.
Daß man ein jedes Produkt und folglich auch das Holz kennen müsse, wozu es seiner Natur nach brauchbar sei, versteht sich von selbst. Daß aber auch, zumal bei einem neuen Versuche in der Hand- lung, grosse Fehler durch Mangel dieser Kenntnis begangen werden können, beweist folgendes Beispiel: Um die eben erwähnte Zeit hatten andre von Adel in dem innern Böhmen sich von einem Manne, den sie für Sachverständig hielten, sagen lassen, daß sie in ihren Waldungen von Nadelholz einen unermeßlichen Schaz in den herrlichen grossen Bäumen hätten, welche, nach Hamburg hinabgeflösset, ihnen 500 Tahler das Stük, so gut wie die in ihrer Art einzi- gen Rigaischen Masten, wehrt sein würden. Man schritt zum Werke. Man fällte der Bäume viele hunderte. Aber es mußte ein Weg aus dem Walde und dem Gebirge gemacht werden, von welchem man mir versichert hat, daß er 20000 Thaler gekostet habe. Nun wurden die Bäume nach Hamburg ge-
2. Buch. Von dem Waarenhandel.
laͤnder dienen, ſo wie ſie dieſelbe am Rhein kennen gelernt hatten. Aber eben deswegen waren ſie in Hamburg nicht verkaͤuflich, ohne mit groſſem Verluſt. Denn Holland zog zu der Zeit kein Schiffbauholz von der Elbe; und fuͤr die Britiſchen, Daͤniſchen und Schwediſchen Schiffe war es nun nicht brauchbar.
§. 9.
Daß man ein jedes Produkt und folglich auch das Holz kennen muͤſſe, wozu es ſeiner Natur nach brauchbar ſei, verſteht ſich von ſelbſt. Daß aber auch, zumal bei einem neuen Verſuche in der Hand- lung, groſſe Fehler durch Mangel dieſer Kenntnis begangen werden koͤnnen, beweist folgendes Beiſpiel: Um die eben erwaͤhnte Zeit hatten andre von Adel in dem innern Boͤhmen ſich von einem Manne, den ſie fuͤr Sachverſtaͤndig hielten, ſagen laſſen, daß ſie in ihren Waldungen von Nadelholz einen unermeßlichen Schaz in den herrlichen groſſen Baͤumen haͤtten, welche, nach Hamburg hinabgefloͤſſet, ihnen 500 Tahler das Stuͤk, ſo gut wie die in ihrer Art einzi- gen Rigaiſchen Maſten, wehrt ſein wuͤrden. Man ſchritt zum Werke. Man faͤllte der Baͤume viele hunderte. Aber es mußte ein Weg aus dem Walde und dem Gebirge gemacht werden, von welchem man mir verſichert hat, daß er 20000 Thaler gekoſtet habe. Nun wurden die Baͤume nach Hamburg ge-
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2. Buch. Von dem Waarenhandel.
laͤnder dienen, ſo wie ſie dieſelbe am Rhein kennen
gelernt hatten. Aber eben deswegen waren ſie in
Hamburg nicht verkaͤuflich, ohne mit groſſem Verluſt.
Denn Holland zog zu der Zeit kein Schiffbauholz von
der Elbe; und fuͤr die Britiſchen, Daͤniſchen und
Schwediſchen Schiffe war es nun nicht brauchbar.
§. 9.
Daß man ein jedes Produkt und folglich auch
das Holz kennen muͤſſe, wozu es ſeiner Natur nach
brauchbar ſei, verſteht ſich von ſelbſt. Daß aber
auch, zumal bei einem neuen Verſuche in der Hand-
lung, groſſe Fehler durch Mangel dieſer Kenntnis
begangen werden koͤnnen, beweist folgendes Beiſpiel:
Um die eben erwaͤhnte Zeit hatten andre von Adel in
dem innern Boͤhmen ſich von einem Manne, den ſie
fuͤr Sachverſtaͤndig hielten, ſagen laſſen, daß ſie in
ihren Waldungen von Nadelholz einen unermeßlichen
Schaz in den herrlichen groſſen Baͤumen haͤtten,
welche, nach Hamburg hinabgefloͤſſet, ihnen 500
Tahler das Stuͤk, ſo gut wie die in ihrer Art einzi-
gen Rigaiſchen Maſten, wehrt ſein wuͤrden. Man
ſchritt zum Werke. Man faͤllte der Baͤume viele
hunderte. Aber es mußte ein Weg aus dem Walde
und dem Gebirge gemacht werden, von welchem man
mir verſichert hat, daß er 20000 Thaler gekoſtet
habe. Nun wurden die Baͤume nach Hamburg ge-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/154>, abgerufen am 22.02.2025.
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