Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. Vom Gelde.
beiden vornehmsten Handelsstädten des Reichs be-
stimmen kann. Man seze z. B. ein Hamburger
habe in Carlscrona zu fodern, und ein anderer in We-
sterwyk zu zahlen. Jener wird seine Trotta lange
ausbieten können, ehe er jemanden findet, der in
Carlscrona zu bezahlen hat; und dieser seine Remesse
lange suchen, ehe er an jemanden geräht, der in
Westerwyk zu fodern hat. Und wenn beide Paare
zusammen kommen, so werden sie allein unter ein-
ander keinen Curs auf Carlscrona und Westerwyk
bestimmen können. Es ist also kein andres Mittel,
als daß jener seinen Schuldner in Carlscrona anwei-
set, ihm den in Hamburg zahlbaren Wechselbrief
eines Stockholmischen Bankers zu remittiren, und
dieser seinen Gläubiger in Westerwyk, durch eben den
Umweg auf ihn zu trassiren. Beide müssen sich
alsdann den Curs so gefallen lassen, wie er in
Stockholm steht.

§. 41.

Noch wundersamer ist es, daß sich ähnliche
Schwierigkeiten zwischen den Deutschen Städten,
und insbesondere in deren Gewerbe mit Hamburg,
finden, welche wahrscheinlich nicht in eben dem Ma[a]s
vormals Statt gehabt haben. Noch immer stehen in den
Hamburgischen Wechselcursen die Namen Frankfurt
am Mayn, Leipzig, Augsburg, Naumburg und

1. Buch. Vom Gelde.
beiden vornehmſten Handelsſtaͤdten des Reichs be-
ſtimmen kann. Man ſeze z. B. ein Hamburger
habe in Carlscrona zu fodern, und ein anderer in We-
ſterwyk zu zahlen. Jener wird ſeine Trotta lange
ausbieten koͤnnen, ehe er jemanden findet, der in
Carlscrona zu bezahlen hat; und dieſer ſeine Remeſſe
lange ſuchen, ehe er an jemanden geraͤht, der in
Weſterwyk zu fodern hat. Und wenn beide Paare
zuſammen kommen, ſo werden ſie allein unter ein-
ander keinen Curs auf Carlscrona und Weſterwyk
beſtimmen koͤnnen. Es iſt alſo kein andres Mittel,
als daß jener ſeinen Schuldner in Carlscrona anwei-
ſet, ihm den in Hamburg zahlbaren Wechſelbrief
eines Stockholmiſchen Bankers zu remittiren, und
dieſer ſeinen Glaͤubiger in Weſterwyk, durch eben den
Umweg auf ihn zu traſſiren. Beide muͤſſen ſich
alsdann den Curs ſo gefallen laſſen, wie er in
Stockholm ſteht.

§. 41.

Noch wunderſamer iſt es, daß ſich aͤhnliche
Schwierigkeiten zwiſchen den Deutſchen Staͤdten,
und insbeſondere in deren Gewerbe mit Hamburg,
finden, welche wahrſcheinlich nicht in eben dem Ma[a]s
vormals Statt gehabt haben. Noch immer ſtehen in den
Hamburgiſchen Wechſelcurſen die Namen Frankfurt
am Mayn, Leipzig, Augsburg, Naumburg und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0142" n="120"/><fw place="top" type="header">1. Buch. Vom Gelde.</fw><lb/>
beiden vornehm&#x017F;ten Handels&#x017F;ta&#x0364;dten des Reichs be-<lb/>
&#x017F;timmen kann. Man &#x017F;eze z. B. ein Hamburger<lb/>
habe in Carlscrona zu fodern, und ein anderer in We-<lb/>
&#x017F;terwyk zu zahlen. Jener wird &#x017F;eine Trotta lange<lb/>
ausbieten ko&#x0364;nnen, ehe er jemanden findet, der in<lb/>
Carlscrona zu bezahlen hat; und die&#x017F;er &#x017F;eine Reme&#x017F;&#x017F;e<lb/>
lange &#x017F;uchen, ehe er an jemanden gera&#x0364;ht, der in<lb/>
We&#x017F;terwyk zu fodern hat. Und wenn beide Paare<lb/>
zu&#x017F;ammen kommen, &#x017F;o werden &#x017F;ie allein unter ein-<lb/>
ander keinen Curs auf Carlscrona und We&#x017F;terwyk<lb/>
be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnen. Es i&#x017F;t al&#x017F;o kein andres Mittel,<lb/>
als daß jener &#x017F;einen <choice><sic>Schnldner</sic><corr>Schuldner</corr></choice> in Carlscrona anwei-<lb/>
&#x017F;et, ihm den in Hamburg zahlbaren Wech&#x017F;elbrief<lb/>
eines Stockholmi&#x017F;chen Bankers zu remittiren, und<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;einen Gla&#x0364;ubiger in We&#x017F;terwyk, durch eben den<lb/>
Umweg auf ihn zu tra&#x017F;&#x017F;iren. Beide mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
alsdann den Curs &#x017F;o gefallen la&#x017F;&#x017F;en, wie er in<lb/>
Stockholm &#x017F;teht.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 41.</head><lb/>
                <p>Noch wunder&#x017F;amer i&#x017F;t es, daß &#x017F;ich a&#x0364;hnliche<lb/>
Schwierigkeiten zwi&#x017F;chen den Deut&#x017F;chen Sta&#x0364;dten,<lb/>
und insbe&#x017F;ondere in deren Gewerbe mit Hamburg,<lb/>
finden, welche wahr&#x017F;cheinlich nicht in eben dem Ma<supplied>a</supplied>s<lb/>
vormals Statt gehabt haben. Noch immer &#x017F;tehen in den<lb/>
Hamburgi&#x017F;chen Wech&#x017F;elcur&#x017F;en die Namen Frankfurt<lb/>
am Mayn, Leipzig, Augsburg, Naumburg und<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0142] 1. Buch. Vom Gelde. beiden vornehmſten Handelsſtaͤdten des Reichs be- ſtimmen kann. Man ſeze z. B. ein Hamburger habe in Carlscrona zu fodern, und ein anderer in We- ſterwyk zu zahlen. Jener wird ſeine Trotta lange ausbieten koͤnnen, ehe er jemanden findet, der in Carlscrona zu bezahlen hat; und dieſer ſeine Remeſſe lange ſuchen, ehe er an jemanden geraͤht, der in Weſterwyk zu fodern hat. Und wenn beide Paare zuſammen kommen, ſo werden ſie allein unter ein- ander keinen Curs auf Carlscrona und Weſterwyk beſtimmen koͤnnen. Es iſt alſo kein andres Mittel, als daß jener ſeinen Schuldner in Carlscrona anwei- ſet, ihm den in Hamburg zahlbaren Wechſelbrief eines Stockholmiſchen Bankers zu remittiren, und dieſer ſeinen Glaͤubiger in Weſterwyk, durch eben den Umweg auf ihn zu traſſiren. Beide muͤſſen ſich alsdann den Curs ſo gefallen laſſen, wie er in Stockholm ſteht. §. 41. Noch wunderſamer iſt es, daß ſich aͤhnliche Schwierigkeiten zwiſchen den Deutſchen Staͤdten, und insbeſondere in deren Gewerbe mit Hamburg, finden, welche wahrſcheinlich nicht in eben dem Maas vormals Statt gehabt haben. Noch immer ſtehen in den Hamburgiſchen Wechſelcurſen die Namen Frankfurt am Mayn, Leipzig, Augsburg, Naumburg und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/142
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/142>, abgerufen am 21.11.2024.