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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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jedenfalls nicht weiß, um was es sich eigentlich handelt, so
macht es wunderliche Hypothesen. .....

..... Aus der Schweiz habe ich die besten Nach-
richten. Es wäre möglich, daß ich noch vor Neujahr
von der Züricher Facultät den Doctorhut erhielte, in welchem
Falle ich alsdann nächste Ostern anfangen würde, dort zu
dociren. In einem Alter von zwei und zwanzig Jahren
wäre das Alles, was man fordern kann. .....

..... Neulich hat mein Name in der Allgemeinen
Zeitung paradirt. Es handelte sich um eine große literarische
Zeitschrift. "Deutsche Revue," für die ich Artikel zu liefern
versprochen habe. Dieß Blatt ist schon vor seinem Erscheinen
angegriffen worden, worauf es denn hieß, daß man nur die
Herren Heine, Börne, Mundt, Schulz, Büchner etc.
zu nennen brauche, um einen Begriff von dem Erfolge zu
haben, den diese Zeitschrift haben würde. -- Ueber die Art,
wie Minnigerode mißhandelt wird, ist im Temps ein Artikel
erschienen. Er scheint mir von Darmstadt aus geschrieben;
man muß wahrhaftig weit gehen, um einmal klagen zu
dürfen. Meine unglücklichen Freunde! .....

36.


..... Das Verbot der "Deutschen Revue" schadet
mir nichts. Einige Artikel, die für sie bereit lagen, kann
ich an den Phönix schicken. Ich muß lachen, wie fromm
und moralisch plötzlich unsere Regierungen werden; der König
von Bayern läßt unsittliche Bücher verbieten! da darf er
seine Biographie nicht erscheinen lassen, denn die wäre das
Schmutzigste, was je geschrieben worden! Der Großherzog

jedenfalls nicht weiß, um was es ſich eigentlich handelt, ſo
macht es wunderliche Hypotheſen. .....

..... Aus der Schweiz habe ich die beſten Nach-
richten. Es wäre möglich, daß ich noch vor Neujahr
von der Züricher Facultät den Doctorhut erhielte, in welchem
Falle ich alsdann nächſte Oſtern anfangen würde, dort zu
dociren. In einem Alter von zwei und zwanzig Jahren
wäre das Alles, was man fordern kann. .....

..... Neulich hat mein Name in der Allgemeinen
Zeitung paradirt. Es handelte ſich um eine große literariſche
Zeitſchrift. "Deutſche Revue," für die ich Artikel zu liefern
verſprochen habe. Dieß Blatt iſt ſchon vor ſeinem Erſcheinen
angegriffen worden, worauf es denn hieß, daß man nur die
Herren Heine, Börne, Mundt, Schulz, Büchner etc.
zu nennen brauche, um einen Begriff von dem Erfolge zu
haben, den dieſe Zeitſchrift haben würde. — Ueber die Art,
wie Minnigerode mißhandelt wird, iſt im Temps ein Artikel
erſchienen. Er ſcheint mir von Darmſtadt aus geſchrieben;
man muß wahrhaftig weit gehen, um einmal klagen zu
dürfen. Meine unglücklichen Freunde! .....

36.


..... Das Verbot der "Deutſchen Revue" ſchadet
mir nichts. Einige Artikel, die für ſie bereit lagen, kann
ich an den Phönix ſchicken. Ich muß lachen, wie fromm
und moraliſch plötzlich unſere Regierungen werden; der König
von Bayern läßt unſittliche Bücher verbieten! da darf er
ſeine Biographie nicht erſcheinen laſſen, denn die wäre das
Schmutzigſte, was je geſchrieben worden! Der Großherzog

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[361/0557] jedenfalls nicht weiß, um was es ſich eigentlich handelt, ſo macht es wunderliche Hypotheſen. ..... ..... Aus der Schweiz habe ich die beſten Nach- richten. Es wäre möglich, daß ich noch vor Neujahr von der Züricher Facultät den Doctorhut erhielte, in welchem Falle ich alsdann nächſte Oſtern anfangen würde, dort zu dociren. In einem Alter von zwei und zwanzig Jahren wäre das Alles, was man fordern kann. ..... ..... Neulich hat mein Name in der Allgemeinen Zeitung paradirt. Es handelte ſich um eine große literariſche Zeitſchrift. "Deutſche Revue," für die ich Artikel zu liefern verſprochen habe. Dieß Blatt iſt ſchon vor ſeinem Erſcheinen angegriffen worden, worauf es denn hieß, daß man nur die Herren Heine, Börne, Mundt, Schulz, Büchner etc. zu nennen brauche, um einen Begriff von dem Erfolge zu haben, den dieſe Zeitſchrift haben würde. — Ueber die Art, wie Minnigerode mißhandelt wird, iſt im Temps ein Artikel erſchienen. Er ſcheint mir von Darmſtadt aus geſchrieben; man muß wahrhaftig weit gehen, um einmal klagen zu dürfen. Meine unglücklichen Freunde! ..... 36. Straßburg, den 1. Januar 1836. ..... Das Verbot der "Deutſchen Revue" ſchadet mir nichts. Einige Artikel, die für ſie bereit lagen, kann ich an den Phönix ſchicken. Ich muß lachen, wie fromm und moraliſch plötzlich unſere Regierungen werden; der König von Bayern läßt unſittliche Bücher verbieten! da darf er ſeine Biographie nicht erſcheinen laſſen, denn die wäre das Schmutzigſte, was je geſchrieben worden! Der Großherzog

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/557>, abgerufen am 21.11.2024.