Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Danton. Ich bin jetzt bei Ihnen; der Himmel weiß, wie das enden soll. Das Revolutions-Tribunal. Hermann (zu Danton). Ihr Name, Bürger. Danton. Die Revolution nennt meinen Namen. Meine Wohnung ist bald im Nichts und mein Name im Pantheon der Geschichte. Hermann. Danton, der Convent beschuldigt Sie, mit Mirabeau, mit Dumouriez, mit Orleans, mit den Girondisten, mit den Fremden und der Faction Ludwig's XVII. kon- spirirt zu haben. Danton. Meine Stimme, die ich so oft für die Sache des Volkes ertönen ließ, wird ohne Mühe die Verläumdung zurückweisen. Die Elenden, welche mich anklagen, mögen hier erscheinen, und ich werde sie mit Schande bedecken. Die Ausschüsse mögen sich hierher begeben, ich werde nur vor ihnen antworten. Ich habe sie als Kläger und als Zeugen nöthig. Sie mögen sich zeigen. -- Uebrigens, was liegt mir an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch schon gesagt: das Nichts wird bald mein Asyl sein; -- das Leben ist mir zur Last, man mag mir es entreißen, ich sehne mich darnach, es abzuschütteln. Hermann. Danton, die Kühnheit ist dem Verbrechen, die Ruhe der Unschuld eigen. Danton. Privat-Kühnheit ist ohne Zweifel zu tadeln, aber jene National-Kühnheit, die ich so oft gezeigt, mit welcher G. Büchner's Werke. 5
Danton. Ich bin jetzt bei Ihnen; der Himmel weiß, wie das enden ſoll. Das Revolutions-Tribunal. Hermann (zu Danton). Ihr Name, Bürger. Danton. Die Revolution nennt meinen Namen. Meine Wohnung iſt bald im Nichts und mein Name im Pantheon der Geſchichte. Hermann. Danton, der Convent beſchuldigt Sie, mit Mirabeau, mit Dumouriez, mit Orleans, mit den Girondiſten, mit den Fremden und der Faction Ludwig's XVII. kon- ſpirirt zu haben. Danton. Meine Stimme, die ich ſo oft für die Sache des Volkes ertönen ließ, wird ohne Mühe die Verläumdung zurückweiſen. Die Elenden, welche mich anklagen, mögen hier erſcheinen, und ich werde ſie mit Schande bedecken. Die Ausſchüſſe mögen ſich hierher begeben, ich werde nur vor ihnen antworten. Ich habe ſie als Kläger und als Zeugen nöthig. Sie mögen ſich zeigen. — Uebrigens, was liegt mir an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch ſchon geſagt: das Nichts wird bald mein Aſyl ſein; — das Leben iſt mir zur Laſt, man mag mir es entreißen, ich ſehne mich darnach, es abzuſchütteln. Hermann. Danton, die Kühnheit iſt dem Verbrechen, die Ruhe der Unſchuld eigen. Danton. Privat-Kühnheit iſt ohne Zweifel zu tadeln, aber jene National-Kühnheit, die ich ſo oft gezeigt, mit welcher G. Büchner's Werke. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <pb facs="#f0261" n="65"/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich bin jetzt bei Ihnen; der Himmel weiß,<lb/> wie das enden ſoll.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div type="scene" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Das Revolutions</hi>-<hi rendition="#g">Tribunal</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <sp who="#HERMANN"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Hermann</hi> </hi> </speaker> <stage>(zu Danton).</stage> <p>Ihr Name, Bürger.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Revolution nennt meinen Namen. Meine<lb/> Wohnung iſt bald im Nichts und mein Name im Pantheon<lb/> der Geſchichte.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERMANN"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker> <p>Danton, der Convent beſchuldigt Sie, mit<lb/> Mirabeau, mit Dumouriez, mit Orleans, mit den Girondiſten,<lb/> mit den Fremden und der Faction Ludwig's XVII. kon-<lb/> ſpirirt zu haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Meine Stimme, die ich ſo oft für die Sache<lb/> des Volkes ertönen ließ, wird ohne Mühe die Verläumdung<lb/> zurückweiſen. Die Elenden, welche mich anklagen, mögen<lb/> hier erſcheinen, und ich werde ſie mit Schande bedecken. Die<lb/> Ausſchüſſe mögen ſich hierher begeben, ich werde nur vor<lb/> ihnen antworten. Ich habe ſie als Kläger und als Zeugen<lb/> nöthig. Sie mögen ſich zeigen. — Uebrigens, was liegt<lb/> mir an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch ſchon<lb/> geſagt: das Nichts wird bald mein Aſyl ſein; — das Leben<lb/> iſt mir zur Laſt, man mag mir es entreißen, ich ſehne mich<lb/> darnach, es abzuſchütteln.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERMANN"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker> <p>Danton, die Kühnheit iſt dem Verbrechen,<lb/> die Ruhe der Unſchuld eigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Privat-Kühnheit iſt ohne Zweifel zu tadeln,<lb/> aber jene National-Kühnheit, die ich ſo oft gezeigt, mit welcher<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G. Büchner's Werke. 5</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0261]
Danton. Ich bin jetzt bei Ihnen; der Himmel weiß,
wie das enden ſoll.
Das Revolutions-Tribunal.
Hermann (zu Danton). Ihr Name, Bürger.
Danton. Die Revolution nennt meinen Namen. Meine
Wohnung iſt bald im Nichts und mein Name im Pantheon
der Geſchichte.
Hermann. Danton, der Convent beſchuldigt Sie, mit
Mirabeau, mit Dumouriez, mit Orleans, mit den Girondiſten,
mit den Fremden und der Faction Ludwig's XVII. kon-
ſpirirt zu haben.
Danton. Meine Stimme, die ich ſo oft für die Sache
des Volkes ertönen ließ, wird ohne Mühe die Verläumdung
zurückweiſen. Die Elenden, welche mich anklagen, mögen
hier erſcheinen, und ich werde ſie mit Schande bedecken. Die
Ausſchüſſe mögen ſich hierher begeben, ich werde nur vor
ihnen antworten. Ich habe ſie als Kläger und als Zeugen
nöthig. Sie mögen ſich zeigen. — Uebrigens, was liegt
mir an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch ſchon
geſagt: das Nichts wird bald mein Aſyl ſein; — das Leben
iſt mir zur Laſt, man mag mir es entreißen, ich ſehne mich
darnach, es abzuſchütteln.
Hermann. Danton, die Kühnheit iſt dem Verbrechen,
die Ruhe der Unſchuld eigen.
Danton. Privat-Kühnheit iſt ohne Zweifel zu tadeln,
aber jene National-Kühnheit, die ich ſo oft gezeigt, mit welcher
G. Büchner's Werke. 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |