Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite


22. Wo das Pulver den Boden des Stücks nicht wol ausfüllet/ und nach-
dem das Stück ist/ manchmal wol 1/2. oder wol 1. Lb. Pulver/ oder wol mehr
eingeräumet werden muß.
23. So kein rechter Haupt-Keil beym Stücke/ und die Stell-Keile nicht
recht gleich aufligen/ und untergeschoben werden.
24. Wenn bey Abseurung des Stücks/ etwan den Rädern oder Schwan-
tze was im Wege lieget/ wovon es einen krummen Zurücklauff/ und consequen-
ter auch eine falsche Bewegung bekömmt.
Und obgleich andere/ welche vorhero nur mit dem Quadranten das Mittel
gesuchet/ die Aus- oder Seiten-Schüsse durch das Sperr-Maas (wie vorhero er-
wähnt) zu verbessern gedencken; so wird doch selbigen/ wofern es nicht mit dem
verkehrten Winckelhacken (oder noch einer bessern Manier) geschiehet/ wenig ge-
holffen werden: Jndem das Mittel/ mit der Schnur über die Friesen zu ziehen/
ja so unvollkommen ist/ als selbiges mit dem Quadranten/ auf einem ungenann-
ten Kernstücke zu suchen.
Von der Bewegung des Stücks.

Vorerwähnte Ursachen wollen theils (auser diese: 1. Wann das Mittel hin-
ten und forn nicht recht genommen. 2. Oder das Stücke im Kern nicht gerade/
sondern falsch gegossen/ ingleichen 3. so die Kugel zu klein/ oder ein starcker Wind
darzu käme) verwerffen/ beruffen sich auf etliche Proben/ dadurch sie unwider-
leglich schliessen wollen/ daß das Stücke sich nicht ehe/ und im geringsten bewe-
ge/ die Kugel sey denn aus dem Stücke/ und setzen noch darzu/ so kan auch der
krumme Zurücklauff des Stücks/ und folgends alles dasjenige/ was denselben
verursachet/ keinen Seiten-Schuß causiren/ und könnte also schließlichen/ eines
Seiten-Schusses keine andere Ursach gegeben werden/ als der unrechte Mit-
tel-und ungleiche Kern des Stücks &c. Herr Sigm. Kästner in seinem so genand-
ten Vestibolo Pyrobolia.

Jch muß zwar gestehen/ daß dieses die principalisten Ursachen seyen; daß
aber nichts anders/ als angeführte 3. Ursachen Seiten-Schüsse machen solten/
ist mit wenigen meines Erachtens nicht genugsam und unwiderleglich ausge-
führet. Es werden mir die jenigen/ so offt mit Stückschiessen zu thun gehabt/
aus nachfolgenden Gründen hoffentlich Beyfall geben; indem von vielen hohen
und niedern Artillerie-auch andern Kriegs-Officiren und verständigen Leuten/
ohne Ruhm zu melden/ nebst mir/ angemercket worden/ daß unterschiedliche Ver-
hindernussen mehr/ als oben-benennte 3. angeführte Ursachen seynd/ Seiten-
Schüsse verursachen/ und erstlich:

Es schreibet der/ in der Artillerie und in andern Kriegs-Künsten hocherfahr-
ne Kriegs Obrister/ J. J. von Wallhausen/ im dritten Theile des 5ten Capitels/
seiner Archiley-Kriegs Kunst also:

Jn dem Augenblicke/ so sich das Pulver entzündet/ so geschiehet der Zurück-
stoß/ oder das Rückwarts-weichen des Geschützes/ und so vielmehr violenter
oder gewaltsamer/ so eine Kugel für dem Pulver/ oder das Pulver von forne ver-
stopfft/ darbey setzt er auch diese Notam: Die Lufft in dem Geschütze der Seelen
causiret den Stoß/ den das Feuer/ wenn es in einem Augenblick generirt, durch
die Canal zur äussersten Lufft hinaus will/ und mit einer groben Feuchtigkeit be-
gabet/ hat auch eine Lufft bey sich; Aber die Lufft in dem Geschütze/ und ausser
demselben/ will die Augenblickliche Lufft nicht lassen Meister seyn/ wiewol doch
des Salpeters seine generirte Lufft die Oberhand behält/ oder indem diese beyde
Lüffte aneinander stossen/ und jede die Oberhand haben will/ so laufft das Stü-
cke zurücke.

Die Lufft vom Salpeter treibet das Stücke zurücke/ aber die Lufft in der
Seelen ist Ursache/ daß die Lufft des Salpeters den Stoß giebet/ denn wenn

die
F iij


22. Wo das Pulver den Boden des Stuͤcks nicht wol ausfuͤllet/ und nach-
dem das Stuͤck iſt/ manchmal wol ½. oder wol 1. ℔. Pulver/ oder wol mehr
eingeraͤumet werden muß.
23. So kein rechter Haupt-Keil beym Stuͤcke/ und die Stell-Keile nicht
recht gleich aufligen/ und untergeſchoben werden.
24. Wenn bey Abſeurung des Stuͤcks/ etwan den Raͤdern oder Schwan-
tze was im Wege lieget/ wovon es einen krummen Zuruͤcklauff/ und conſequen-
ter auch eine falſche Bewegung bekoͤmmt.
Und obgleich andere/ welche vorhero nur mit dem Quadranten das Mittel
geſuchet/ die Aus- oder Seiten-Schuͤſſe durch das Sperꝛ-Maas (wie vorhero er-
waͤhnt) zu verbeſſern gedencken; ſo wird doch ſelbigen/ wofern es nicht mit dem
verkehrten Winckelhacken (oder noch einer beſſern Manier) geſchiehet/ wenig ge-
holffen werden: Jndem das Mittel/ mit der Schnur uͤber die Frieſen zu ziehen/
ja ſo unvollkommen iſt/ als ſelbiges mit dem Quadranten/ auf einem ungenann-
ten Kernſtuͤcke zu ſuchen.
Von der Bewegung des Stuͤcks.

Vorerwaͤhnte Urſachen wollen theils (auſer dieſe: 1. Wann das Mittel hin-
ten und forn nicht recht genommen. 2. Oder das Stuͤcke im Kern nicht gerade/
ſondern falſch gegoſſen/ ingleichen 3. ſo die Kugel zu klein/ oder ein ſtarcker Wind
darzu kaͤme) verwerffen/ beruffen ſich auf etliche Proben/ dadurch ſie unwider-
leglich ſchlieſſen wollen/ daß das Stuͤcke ſich nicht ehe/ und im geringſten bewe-
ge/ die Kugel ſey denn aus dem Stuͤcke/ und ſetzen noch darzu/ ſo kan auch der
krumme Zuruͤcklauff des Stuͤcks/ und folgends alles dasjenige/ was denſelben
verurſachet/ keinen Seiten-Schuß cauſiren/ und koͤnnte alſo ſchließlichen/ eines
Seiten-Schuſſes keine andere Urſach gegeben werden/ als der unrechte Mit-
tel-und ungleiche Kern des Stuͤcks &c. Herꝛ Sigm. Kaͤſtner in ſeinem ſo genand-
ten Veſtibolo Pyrobolia.

Jch muß zwar geſtehen/ daß dieſes die principaliſten Urſachen ſeyen; daß
aber nichts anders/ als angefuͤhrte 3. Urſachen Seiten-Schuͤſſe machen ſolten/
iſt mit wenigen meines Erachtens nicht genugſam und unwiderleglich ausge-
fuͤhret. Es werden mir die jenigen/ ſo offt mit Stuͤckſchieſſen zu thun gehabt/
aus nachfolgenden Gruͤnden hoffentlich Beyfall geben; indem von vielen hohen
und niedern Artillerie-auch andern Kriegs-Officiren und verſtaͤndigen Leuten/
ohne Ruhm zu melden/ nebſt mir/ angemercket worden/ daß unterſchiedliche Ver-
hindernuſſen mehr/ als oben-benennte 3. angefuͤhrte Urſachen ſeynd/ Seiten-
Schuͤſſe verurſachen/ und erſtlich:

Es ſchreibet der/ in der Artillerie und in andern Kriegs-Kuͤnſten hocherfahr-
ne Kriegs Obriſter/ J. J. von Wallhauſen/ im dritten Theile des 5ten Capitels/
ſeiner Archiley-Kriegs Kunſt alſo:

Jn dem Augenblicke/ ſo ſich das Pulver entzuͤndet/ ſo geſchiehet der Zuruͤck-
ſtoß/ oder das Ruͤckwarts-weichen des Geſchuͤtzes/ und ſo vielmehr violenter
oder gewaltſamer/ ſo eine Kugel fuͤr dem Pulver/ oder das Pulver von forne ver-
ſtopfft/ darbey ſetzt er auch dieſe Notam: Die Lufft in dem Geſchuͤtze der Seelen
cauſiret den Stoß/ den das Feuer/ wenn es in einem Augenblick generirt, durch
die Canal zur aͤuſſerſten Lufft hinaus will/ und mit einer groben Feuchtigkeit be-
gabet/ hat auch eine Lufft bey ſich; Aber die Lufft in dem Geſchuͤtze/ und auſſer
demſelben/ will die Augenblickliche Lufft nicht laſſen Meiſter ſeyn/ wiewol doch
des Salpeters ſeine generirte Lufft die Oberhand behaͤlt/ oder indem dieſe beyde
Luͤffte aneinander ſtoſſen/ und jede die Oberhand haben will/ ſo laufft das Stuͤ-
cke zuruͤcke.

Die Lufft vom Salpeter treibet das Stuͤcke zuruͤcke/ aber die Lufft in der
Seelen iſt Urſache/ daß die Lufft des Salpeters den Stoß giebet/ denn wenn

die
F iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0057" n="41"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <list>
          <item>22. Wo das Pulver den Boden des Stu&#x0364;cks nicht wol ausfu&#x0364;llet/ und nach-<lb/>
dem das Stu&#x0364;ck i&#x017F;t/ manchmal wol ½. oder wol 1. &#x2114;. Pulver/ oder wol mehr<lb/>
eingera&#x0364;umet werden muß.</item><lb/>
          <item>23. So kein rechter Haupt-Keil beym Stu&#x0364;cke/ und die Stell-Keile nicht<lb/>
recht gleich aufligen/ und unterge&#x017F;choben werden.</item><lb/>
          <item>24. Wenn bey Ab&#x017F;eurung des Stu&#x0364;cks/ etwan den Ra&#x0364;dern oder Schwan-<lb/>
tze was im Wege lieget/ wovon es einen krummen Zuru&#x0364;cklauff/ und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equen</hi>-<lb/>
ter auch eine fal&#x017F;che Bewegung beko&#x0364;mmt.</item><lb/>
          <item>Und obgleich andere/ welche vorhero nur mit dem Quadranten das Mittel<lb/>
ge&#x017F;uchet/ die Aus- oder Seiten-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durch das Sper&#xA75B;-Maas (wie vorhero er-<lb/>
wa&#x0364;hnt) zu verbe&#x017F;&#x017F;ern gedencken; &#x017F;o wird doch &#x017F;elbigen/ wofern es nicht mit dem<lb/>
verkehrten Winckelhacken (oder noch einer be&#x017F;&#x017F;ern Manier) ge&#x017F;chiehet/ wenig ge-<lb/>
holffen werden: Jndem das Mittel/ mit der Schnur u&#x0364;ber die Frie&#x017F;en zu ziehen/<lb/>
ja &#x017F;o unvollkommen i&#x017F;t/ als &#x017F;elbiges mit dem Quadranten/ auf einem ungenann-<lb/>
ten Kern&#x017F;tu&#x0364;cke zu &#x017F;uchen.</item>
        </list>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Von der Bewegung des Stu&#x0364;cks.</head><lb/>
        <p>Vorerwa&#x0364;hnte Ur&#x017F;achen wollen theils (au&#x017F;er die&#x017F;e: 1. Wann das Mittel hin-<lb/>
ten und forn nicht recht genommen. 2. Oder das Stu&#x0364;cke im Kern nicht gerade/<lb/>
&#x017F;ondern fal&#x017F;ch gego&#x017F;&#x017F;en/ ingleichen 3. &#x017F;o die Kugel zu klein/ oder ein &#x017F;tarcker Wind<lb/>
darzu ka&#x0364;me) verwerffen/ beruffen &#x017F;ich auf etliche Proben/ dadurch &#x017F;ie unwider-<lb/>
leglich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en wollen/ daß das Stu&#x0364;cke &#x017F;ich nicht ehe/ und im gering&#x017F;ten bewe-<lb/>
ge/ die Kugel &#x017F;ey denn aus dem Stu&#x0364;cke/ und &#x017F;etzen noch darzu/ &#x017F;o kan auch der<lb/>
krumme Zuru&#x0364;cklauff des Stu&#x0364;cks/ und folgends alles dasjenige/ was den&#x017F;elben<lb/>
verur&#x017F;achet/ keinen Seiten-Schuß <hi rendition="#aq">cau&#x017F;i</hi>ren/ und ko&#x0364;nnte al&#x017F;o &#x017F;chließlichen/ eines<lb/>
Seiten-Schu&#x017F;&#x017F;es keine andere Ur&#x017F;ach gegeben werden/ als der unrechte Mit-<lb/>
tel-und ungleiche Kern des Stu&#x0364;cks <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Her&#xA75B; Sigm. Ka&#x0364;&#x017F;tner in &#x017F;einem &#x017F;o genand-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;tibolo Pyrobolia.</hi></p><lb/>
        <p>Jch muß zwar ge&#x017F;tehen/ daß die&#x017F;es die <hi rendition="#aq">principali</hi>&#x017F;ten Ur&#x017F;achen &#x017F;eyen; daß<lb/>
aber nichts anders/ als angefu&#x0364;hrte 3. Ur&#x017F;achen Seiten-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e machen &#x017F;olten/<lb/>
i&#x017F;t mit wenigen meines Erachtens nicht genug&#x017F;am und unwiderleglich ausge-<lb/>
fu&#x0364;hret. Es werden mir die jenigen/ &#x017F;o offt mit Stu&#x0364;ck&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en zu thun gehabt/<lb/>
aus nachfolgenden Gru&#x0364;nden hoffentlich Beyfall geben; indem von vielen hohen<lb/>
und niedern Artillerie-auch andern Kriegs-Officiren und ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten/<lb/>
ohne Ruhm zu melden/ neb&#x017F;t mir/ angemercket worden/ daß unter&#x017F;chiedliche Ver-<lb/>
hindernu&#x017F;&#x017F;en mehr/ als oben-benennte 3. angefu&#x0364;hrte Ur&#x017F;achen &#x017F;eynd/ Seiten-<lb/>
Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e verur&#x017F;achen/ und er&#x017F;tlich:</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;chreibet der/ in der Artillerie und in andern Kriegs-Ku&#x0364;n&#x017F;ten hocherfahr-<lb/>
ne Kriegs Obri&#x017F;ter/ J. J. von Wallhau&#x017F;en/ im dritten Theile des 5ten Capitels/<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#aq">Archiley</hi>-Kriegs Kun&#x017F;t al&#x017F;o:</p><lb/>
        <p>Jn dem Augenblicke/ &#x017F;o &#x017F;ich das Pulver entzu&#x0364;ndet/ &#x017F;o ge&#x017F;chiehet der Zuru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;toß/ oder das Ru&#x0364;ckwarts-weichen des Ge&#x017F;chu&#x0364;tzes/ und &#x017F;o vielmehr <hi rendition="#aq">violen</hi>ter<lb/>
oder gewalt&#x017F;amer/ &#x017F;o eine Kugel fu&#x0364;r dem Pulver/ oder das Pulver von forne ver-<lb/>
&#x017F;topfft/ darbey &#x017F;etzt er auch die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Notam:</hi> Die Lufft in dem Ge&#x017F;chu&#x0364;tze der Seelen<lb/><hi rendition="#aq">cau&#x017F;i</hi>ret den Stoß/ den das Feuer/ wenn es in einem Augenblick <hi rendition="#aq">gene</hi>rirt, durch<lb/>
die Canal zur a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Lufft hinaus will/ und mit einer groben Feuchtigkeit be-<lb/>
gabet/ hat auch eine Lufft bey &#x017F;ich; Aber die Lufft in dem Ge&#x017F;chu&#x0364;tze/ und au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
dem&#x017F;elben/ will die Augenblickliche Lufft nicht la&#x017F;&#x017F;en Mei&#x017F;ter &#x017F;eyn/ wiewol doch<lb/>
des Salpeters &#x017F;eine <hi rendition="#aq">generi</hi>rte Lufft die Oberhand beha&#x0364;lt/ oder indem die&#x017F;e beyde<lb/>
Lu&#x0364;ffte aneinander &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und jede die Oberhand haben will/ &#x017F;o laufft das Stu&#x0364;-<lb/>
cke zuru&#x0364;cke.</p><lb/>
        <p>Die Lufft vom Salpeter treibet das Stu&#x0364;cke zuru&#x0364;cke/ aber die Lufft in der<lb/>
Seelen i&#x017F;t Ur&#x017F;ache/ daß die Lufft des Salpeters den Stoß giebet/ denn wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F iij</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0057] 22. Wo das Pulver den Boden des Stuͤcks nicht wol ausfuͤllet/ und nach- dem das Stuͤck iſt/ manchmal wol ½. oder wol 1. ℔. Pulver/ oder wol mehr eingeraͤumet werden muß. 23. So kein rechter Haupt-Keil beym Stuͤcke/ und die Stell-Keile nicht recht gleich aufligen/ und untergeſchoben werden. 24. Wenn bey Abſeurung des Stuͤcks/ etwan den Raͤdern oder Schwan- tze was im Wege lieget/ wovon es einen krummen Zuruͤcklauff/ und conſequen- ter auch eine falſche Bewegung bekoͤmmt. Und obgleich andere/ welche vorhero nur mit dem Quadranten das Mittel geſuchet/ die Aus- oder Seiten-Schuͤſſe durch das Sperꝛ-Maas (wie vorhero er- waͤhnt) zu verbeſſern gedencken; ſo wird doch ſelbigen/ wofern es nicht mit dem verkehrten Winckelhacken (oder noch einer beſſern Manier) geſchiehet/ wenig ge- holffen werden: Jndem das Mittel/ mit der Schnur uͤber die Frieſen zu ziehen/ ja ſo unvollkommen iſt/ als ſelbiges mit dem Quadranten/ auf einem ungenann- ten Kernſtuͤcke zu ſuchen. Von der Bewegung des Stuͤcks. Vorerwaͤhnte Urſachen wollen theils (auſer dieſe: 1. Wann das Mittel hin- ten und forn nicht recht genommen. 2. Oder das Stuͤcke im Kern nicht gerade/ ſondern falſch gegoſſen/ ingleichen 3. ſo die Kugel zu klein/ oder ein ſtarcker Wind darzu kaͤme) verwerffen/ beruffen ſich auf etliche Proben/ dadurch ſie unwider- leglich ſchlieſſen wollen/ daß das Stuͤcke ſich nicht ehe/ und im geringſten bewe- ge/ die Kugel ſey denn aus dem Stuͤcke/ und ſetzen noch darzu/ ſo kan auch der krumme Zuruͤcklauff des Stuͤcks/ und folgends alles dasjenige/ was denſelben verurſachet/ keinen Seiten-Schuß cauſiren/ und koͤnnte alſo ſchließlichen/ eines Seiten-Schuſſes keine andere Urſach gegeben werden/ als der unrechte Mit- tel-und ungleiche Kern des Stuͤcks &c. Herꝛ Sigm. Kaͤſtner in ſeinem ſo genand- ten Veſtibolo Pyrobolia. Jch muß zwar geſtehen/ daß dieſes die principaliſten Urſachen ſeyen; daß aber nichts anders/ als angefuͤhrte 3. Urſachen Seiten-Schuͤſſe machen ſolten/ iſt mit wenigen meines Erachtens nicht genugſam und unwiderleglich ausge- fuͤhret. Es werden mir die jenigen/ ſo offt mit Stuͤckſchieſſen zu thun gehabt/ aus nachfolgenden Gruͤnden hoffentlich Beyfall geben; indem von vielen hohen und niedern Artillerie-auch andern Kriegs-Officiren und verſtaͤndigen Leuten/ ohne Ruhm zu melden/ nebſt mir/ angemercket worden/ daß unterſchiedliche Ver- hindernuſſen mehr/ als oben-benennte 3. angefuͤhrte Urſachen ſeynd/ Seiten- Schuͤſſe verurſachen/ und erſtlich: Es ſchreibet der/ in der Artillerie und in andern Kriegs-Kuͤnſten hocherfahr- ne Kriegs Obriſter/ J. J. von Wallhauſen/ im dritten Theile des 5ten Capitels/ ſeiner Archiley-Kriegs Kunſt alſo: Jn dem Augenblicke/ ſo ſich das Pulver entzuͤndet/ ſo geſchiehet der Zuruͤck- ſtoß/ oder das Ruͤckwarts-weichen des Geſchuͤtzes/ und ſo vielmehr violenter oder gewaltſamer/ ſo eine Kugel fuͤr dem Pulver/ oder das Pulver von forne ver- ſtopfft/ darbey ſetzt er auch dieſe Notam: Die Lufft in dem Geſchuͤtze der Seelen cauſiret den Stoß/ den das Feuer/ wenn es in einem Augenblick generirt, durch die Canal zur aͤuſſerſten Lufft hinaus will/ und mit einer groben Feuchtigkeit be- gabet/ hat auch eine Lufft bey ſich; Aber die Lufft in dem Geſchuͤtze/ und auſſer demſelben/ will die Augenblickliche Lufft nicht laſſen Meiſter ſeyn/ wiewol doch des Salpeters ſeine generirte Lufft die Oberhand behaͤlt/ oder indem dieſe beyde Luͤffte aneinander ſtoſſen/ und jede die Oberhand haben will/ ſo laufft das Stuͤ- cke zuruͤcke. Die Lufft vom Salpeter treibet das Stuͤcke zuruͤcke/ aber die Lufft in der Seelen iſt Urſache/ daß die Lufft des Salpeters den Stoß giebet/ denn wenn die F iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/57
Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/57>, abgerufen am 21.11.2024.