Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 40. Die Lex Ribuaria.
handschriftlich in den Text des Volksrechtes eingeschaltet worden49).
Eines der gedachten Kapitularien stellt sich als ein Landfriedensgesetz
Chlothars I. und Childeberts I. aus den Jahren 511--55850), ein
anderes als ein Edikt König Chilperichs von 561--584 dar; den
jüngsten Anhang bildet ein 819 oder bald darnach abgefasstes Weis-
tum, welches die Lex im Anschluss an die Titelzählung der Emendata
ergänzt und von Kaiser Ludwig I. als Zusatz zum Volksrechte ge-
nehmigt worden ist51).

Etliche Privatarbeiten geben Zusammenstellungen von Busssätzen
der Lex. Eine derselben führt den Titel Septem causas und gehört
noch der merowingischen Zeit an52). Karolingisch sind die vorhandenen
Remissorien, von welchen sich eines als Recapitulatio legis Salicae
bezeichnet, denn sie kennen die Emendata. In Italien entstand
frühestens um die Mitte des neunten Jahrhunderts53) eine Privat-
aufzeichnung über salisches Recht, welche uns in einer Handschrift
aus Ivrea, leider lückenhaft, überliefert ist54).

§ 40. Die Lex Ribuaria.

Herausgegeben von R. Sohm in Mon. Germ. Leges V 185 ff., davon ein
Textabdruck in 8° 1883. Berichtigungen aus zwei Pariser Handschriften gab
Karl Lehmann, NA 1885 S 414 ff.
Litteratur: Rogge, Observationes de peculiari Legis Ripuariae cum Salica
nexu, 1823. Sohm, Über die Entstehung der Lex Ribuaria, Z f. RG V 380 und

49) So Cap. 1 c. 2 zu Tit. 41 hinter § 8 in Cod. 7--10 und in der Emendata.
Cap. 1 c. 4 zu Tit. 24 in allen Textformen ausgenommen Cod. 1, der das Cap. 1
c. 1--4 als Nachtrag zu den 65 Titeln der Lex Sal. bringt. Cap. 6 c. 3 § 4 als
Zusatz zu Lex Sal. 2, 1 Cod. 5--10 und Emendata. Cap. 6 c. 17 als Lex Sal. 15
Cod. 2--10 und Emendata. Cap. 3 c. 1. 2 ist in den Heroldschen Text 19, 5. 6,
Hessels Tit. 96, col. 411 übergegangen, ebenso Cap. 2 c. 6 in Herold 32 am
Ende, Hessels Tit. 104.
50) Über die Streitfrage, ob der Pactus pro tenore pacis von Chlothar I. und
Childebert I. oder von Chlothar II. und Childebert II. herstamme, s. Boretius
bei Behrend, Lex Sal. S 99 und in seiner Kapitularienausgabe S 4. Der von Waitz,
VG II 1 S 405 Anm 3 geäusserten Meinung, dass Cap. I c. 1: si quis truste ...
battere praesumpserit .., jünger sei als der Pactus pro tenore pacis, vermag ich
in keiner Weise zuzustimmen.
51) Cap. I 292. Vgl. über die salischen Novellen unten § 54 S 376.
52) Sie kennt zwar schon das dreifache Wergeld des Bischofs (E. Mayer,
Zur Entst. der Lex Rib. S 15), kann aber wegen 8, 7: si quis andrustione, qui
inter duos reges pagaverit .., nicht karolingisch sein.
53) Extravag. c. 5.
54) Als Extravaganten B bei Behrend S 120, bei Hessels col. 421.

§ 40. Die Lex Ribuaria.
handschriftlich in den Text des Volksrechtes eingeschaltet worden49).
Eines der gedachten Kapitularien stellt sich als ein Landfriedensgesetz
Chlothars I. und Childeberts I. aus den Jahren 511—55850), ein
anderes als ein Edikt König Chilperichs von 561—584 dar; den
jüngsten Anhang bildet ein 819 oder bald darnach abgefaſstes Weis-
tum, welches die Lex im Anschluſs an die Titelzählung der Emendata
ergänzt und von Kaiser Ludwig I. als Zusatz zum Volksrechte ge-
nehmigt worden ist51).

Etliche Privatarbeiten geben Zusammenstellungen von Buſssätzen
der Lex. Eine derselben führt den Titel Septem causas und gehört
noch der merowingischen Zeit an52). Karolingisch sind die vorhandenen
Remissorien, von welchen sich eines als Recapitulatio legis Salicae
bezeichnet, denn sie kennen die Emendata. In Italien entstand
frühestens um die Mitte des neunten Jahrhunderts53) eine Privat-
aufzeichnung über salisches Recht, welche uns in einer Handschrift
aus Ivrea, leider lückenhaft, überliefert ist54).

§ 40. Die Lex Ribuaria.

Herausgegeben von R. Sohm in Mon. Germ. Leges V 185 ff., davon ein
Textabdruck in 8° 1883. Berichtigungen aus zwei Pariser Handschriften gab
Karl Lehmann, NA 1885 S 414 ff.
Litteratur: Rogge, Observationes de peculiari Legis Ripuariae cum Salica
nexu, 1823. Sohm, Über die Entstehung der Lex Ribuaria, Z f. RG V 380 und

49) So Cap. 1 c. 2 zu Tit. 41 hinter § 8 in Cod. 7—10 und in der Emendata.
Cap. 1 c. 4 zu Tit. 24 in allen Textformen ausgenommen Cod. 1, der das Cap. 1
c. 1—4 als Nachtrag zu den 65 Titeln der Lex Sal. bringt. Cap. 6 c. 3 § 4 als
Zusatz zu Lex Sal. 2, 1 Cod. 5—10 und Emendata. Cap. 6 c. 17 als Lex Sal. 15
Cod. 2—10 und Emendata. Cap. 3 c. 1. 2 ist in den Heroldschen Text 19, 5. 6,
Hessels Tit. 96, col. 411 übergegangen, ebenso Cap. 2 c. 6 in Herold 32 am
Ende, Hessels Tit. 104.
50) Über die Streitfrage, ob der Pactus pro tenore pacis von Chlothar I. und
Childebert I. oder von Chlothar II. und Childebert II. herstamme, s. Boretius
bei Behrend, Lex Sal. S 99 und in seiner Kapitularienausgabe S 4. Der von Waitz,
VG II 1 S 405 Anm 3 geäuſserten Meinung, daſs Cap. I c. 1: si quis truste …
battere praesumpserit .., jünger sei als der Pactus pro tenore pacis, vermag ich
in keiner Weise zuzustimmen.
51) Cap. I 292. Vgl. über die salischen Novellen unten § 54 S 376.
52) Sie kennt zwar schon das dreifache Wergeld des Bischofs (E. Mayer,
Zur Entst. der Lex Rib. S 15), kann aber wegen 8, 7: si quis andrustione, qui
inter duos reges pagaverit .., nicht karolingisch sein.
53) Extravag. c. 5.
54) Als Extravaganten B bei Behrend S 120, bei Hessels col. 421.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0321" n="303"/><fw place="top" type="header">§ 40. Die Lex Ribuaria.</fw><lb/>
handschriftlich in den Text des Volksrechtes eingeschaltet worden<note place="foot" n="49)">So Cap. 1 c. 2 zu Tit. 41 hinter § 8 in Cod. 7&#x2014;10 und in der Emendata.<lb/>
Cap. 1 c. 4 zu Tit. 24 in allen Textformen ausgenommen Cod. 1, der das Cap. 1<lb/>
c. 1&#x2014;4 als Nachtrag zu den 65 Titeln der Lex Sal. bringt. Cap. 6 c. 3 § 4 als<lb/>
Zusatz zu Lex Sal. 2, 1 Cod. 5&#x2014;10 und Emendata. Cap. 6 c. 17 als Lex Sal. 15<lb/>
Cod. 2&#x2014;10 und Emendata. Cap. 3 c. 1. 2 ist in den <hi rendition="#g">Herolds</hi>chen Text 19, 5. 6,<lb/><hi rendition="#g">Hessels</hi> Tit. 96, col. 411 übergegangen, ebenso Cap. 2 c. 6 in <hi rendition="#g">Herold</hi> 32 am<lb/>
Ende, <hi rendition="#g">Hessels</hi> Tit. 104.</note>.<lb/>
Eines der gedachten Kapitularien stellt sich als ein Landfriedensgesetz<lb/>
Chlothars I. und Childeberts I. aus den Jahren 511&#x2014;558<note place="foot" n="50)">Über die Streitfrage, ob der Pactus pro tenore pacis von Chlothar I. und<lb/>
Childebert I. oder von Chlothar II. und Childebert II. herstamme, s. <hi rendition="#g">Boretius</hi><lb/>
bei Behrend, Lex Sal. S 99 und in seiner Kapitularienausgabe S 4. Der von <hi rendition="#g">Waitz</hi>,<lb/>
VG II 1 S 405 Anm 3 geäu&#x017F;serten Meinung, da&#x017F;s Cap. I c. 1: si quis truste &#x2026;<lb/>
battere praesumpserit .., jünger sei als der Pactus pro tenore pacis, vermag ich<lb/>
in keiner Weise zuzustimmen.</note>, ein<lb/>
anderes als ein Edikt König Chilperichs von 561&#x2014;584 dar; den<lb/>
jüngsten Anhang bildet ein 819 oder bald darnach abgefa&#x017F;stes Weis-<lb/>
tum, welches die Lex im Anschlu&#x017F;s an die Titelzählung der Emendata<lb/>
ergänzt und von Kaiser Ludwig I. als Zusatz zum Volksrechte ge-<lb/>
nehmigt worden ist<note place="foot" n="51)">Cap. I 292. Vgl. über die salischen Novellen unten § 54 S 376.</note>.</p><lb/>
            <p>Etliche Privatarbeiten geben Zusammenstellungen von Bu&#x017F;ssätzen<lb/>
der Lex. Eine derselben führt den Titel Septem causas und gehört<lb/>
noch der merowingischen Zeit an<note place="foot" n="52)">Sie kennt zwar schon das dreifache Wergeld des Bischofs (E. <hi rendition="#g">Mayer</hi>,<lb/>
Zur Entst. der Lex Rib. S 15), kann aber wegen 8, 7: si quis andrustione, qui<lb/>
inter duos reges pagaverit .., nicht karolingisch sein.</note>. Karolingisch sind die vorhandenen<lb/>
Remissorien, von welchen sich eines als Recapitulatio legis Salicae<lb/>
bezeichnet, denn sie kennen die Emendata. In Italien entstand<lb/>
frühestens um die Mitte des neunten Jahrhunderts<note place="foot" n="53)">Extravag. c. 5.</note> eine Privat-<lb/>
aufzeichnung über salisches Recht, welche uns in einer Handschrift<lb/>
aus Ivrea, leider lückenhaft, überliefert ist<note place="foot" n="54)">Als Extravaganten B bei <hi rendition="#g">Behrend</hi> S 120, bei <hi rendition="#g">Hessels</hi> col. 421.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 40. <hi rendition="#g">Die Lex Ribuaria</hi>.</head><lb/>
            <p>
              <bibl><hi rendition="#g">Herausgegeben</hi> von R. <hi rendition="#g">Sohm</hi> in Mon. Germ. Leges V 185 ff., davon ein<lb/>
Textabdruck in 8° 1883. Berichtigungen aus zwei Pariser Handschriften gab<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Karl Lehmann</hi>, NA 1885 S 414 ff.</hi><lb/><hi rendition="#g">Litteratur: Rogge</hi>, Observationes de peculiari Legis Ripuariae cum Salica<lb/>
nexu, 1823. <hi rendition="#g">Sohm</hi>, Über die Entstehung der Lex Ribuaria, Z f. RG V 380 und<lb/></bibl>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0321] § 40. Die Lex Ribuaria. handschriftlich in den Text des Volksrechtes eingeschaltet worden 49). Eines der gedachten Kapitularien stellt sich als ein Landfriedensgesetz Chlothars I. und Childeberts I. aus den Jahren 511—558 50), ein anderes als ein Edikt König Chilperichs von 561—584 dar; den jüngsten Anhang bildet ein 819 oder bald darnach abgefaſstes Weis- tum, welches die Lex im Anschluſs an die Titelzählung der Emendata ergänzt und von Kaiser Ludwig I. als Zusatz zum Volksrechte ge- nehmigt worden ist 51). Etliche Privatarbeiten geben Zusammenstellungen von Buſssätzen der Lex. Eine derselben führt den Titel Septem causas und gehört noch der merowingischen Zeit an 52). Karolingisch sind die vorhandenen Remissorien, von welchen sich eines als Recapitulatio legis Salicae bezeichnet, denn sie kennen die Emendata. In Italien entstand frühestens um die Mitte des neunten Jahrhunderts 53) eine Privat- aufzeichnung über salisches Recht, welche uns in einer Handschrift aus Ivrea, leider lückenhaft, überliefert ist 54). § 40. Die Lex Ribuaria. Herausgegeben von R. Sohm in Mon. Germ. Leges V 185 ff., davon ein Textabdruck in 8° 1883. Berichtigungen aus zwei Pariser Handschriften gab Karl Lehmann, NA 1885 S 414 ff. Litteratur: Rogge, Observationes de peculiari Legis Ripuariae cum Salica nexu, 1823. Sohm, Über die Entstehung der Lex Ribuaria, Z f. RG V 380 und 49) So Cap. 1 c. 2 zu Tit. 41 hinter § 8 in Cod. 7—10 und in der Emendata. Cap. 1 c. 4 zu Tit. 24 in allen Textformen ausgenommen Cod. 1, der das Cap. 1 c. 1—4 als Nachtrag zu den 65 Titeln der Lex Sal. bringt. Cap. 6 c. 3 § 4 als Zusatz zu Lex Sal. 2, 1 Cod. 5—10 und Emendata. Cap. 6 c. 17 als Lex Sal. 15 Cod. 2—10 und Emendata. Cap. 3 c. 1. 2 ist in den Heroldschen Text 19, 5. 6, Hessels Tit. 96, col. 411 übergegangen, ebenso Cap. 2 c. 6 in Herold 32 am Ende, Hessels Tit. 104. 50) Über die Streitfrage, ob der Pactus pro tenore pacis von Chlothar I. und Childebert I. oder von Chlothar II. und Childebert II. herstamme, s. Boretius bei Behrend, Lex Sal. S 99 und in seiner Kapitularienausgabe S 4. Der von Waitz, VG II 1 S 405 Anm 3 geäuſserten Meinung, daſs Cap. I c. 1: si quis truste … battere praesumpserit .., jünger sei als der Pactus pro tenore pacis, vermag ich in keiner Weise zuzustimmen. 51) Cap. I 292. Vgl. über die salischen Novellen unten § 54 S 376. 52) Sie kennt zwar schon das dreifache Wergeld des Bischofs (E. Mayer, Zur Entst. der Lex Rib. S 15), kann aber wegen 8, 7: si quis andrustione, qui inter duos reges pagaverit .., nicht karolingisch sein. 53) Extravag. c. 5. 54) Als Extravaganten B bei Behrend S 120, bei Hessels col. 421.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/321
Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/321>, abgerufen am 03.12.2024.