Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Zel ließ sich in Stuttgart als Rechts-anwalt nieder. Neben seiner Praxis beteiligte er sich vielfach am öffent- lichen Leben, wurde zum Obmann des Bürgerausschusses, in den Ge- meinderat und in die evangelische Landessynode gewählt. Seit 1880 hatte er sich von seiner Praxis und der politischen Tätigkeit zurückgezogen und widmete sich nun literarischen Studien. Er starb in Stuttgart am 7. Septbr. 1903. S: Geistliche Lieder, *Zeller, Heinrich, wurde am 7. Zel kalischer Ausbildung sein Engage-ment in Weimar an und wurde am 2. Juli 1897 zum großherzoglichen Kammersänger ernannt. S: Grüaß *Zeller, Luise, bekannt unter ihrem * 6
[Spaltenumbruch] Zel ließ ſich in Stuttgart als Rechts-anwalt nieder. Neben ſeiner Praxis beteiligte er ſich vielfach am öffent- lichen Leben, wurde zum Obmann des Bürgerausſchuſſes, in den Ge- meinderat und in die evangeliſche Landesſynode gewählt. Seit 1880 hatte er ſich von ſeiner Praxis und der politiſchen Tätigkeit zurückgezogen und widmete ſich nun literariſchen Studien. Er ſtarb in Stuttgart am 7. Septbr. 1903. S: Geiſtliche Lieder, *Zeller, Heinrich, wurde am 7. Zel kaliſcher Ausbildung ſein Engage-ment in Weimar an und wurde am 2. Juli 1897 zum großherzoglichen Kammerſänger ernannt. S: Grüaß *Zeller, Luiſe, bekannt unter ihrem * 6
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Zel
Zel
ließ ſich in Stuttgart als Rechts-
anwalt nieder. Neben ſeiner Praxis
beteiligte er ſich vielfach am öffent-
lichen Leben, wurde zum Obmann
des Bürgerausſchuſſes, in den Ge-
meinderat und in die evangeliſche
Landesſynode gewählt. Seit 1880
hatte er ſich von ſeiner Praxis und
der politiſchen Tätigkeit zurückgezogen
und widmete ſich nun literariſchen
Studien. Er ſtarb in Stuttgart am
7. Septbr. 1903.
S: Geiſtliche Lieder,
1882. – Geiſtliche Lieder zu den Evan-
gelien. 1. Kirchenjahr, 1891. – Vier
Märchen in Verſen, 1900.
*Zeller, Heinrich, wurde am 7.
Juni 1856 zu Voitswinkel, Bezirk
Laufen, in Bayern geboren und kam
bald darauf mit ſeinen Eltern nach
Traunſtein, wo er unter ärmlichen
Verhältniſſen aufwuchs. Nach ſeiner
Konfirmation beſuchte er die Präpa-
randenanſtalt zu Roſenheim, war
1873–75 Zögling des Lehrerſeminars
zu Freiſing, wurde 1876 Hilfslehrer
in Vohburg an der Donau, im Herbſt
1877 in Landsberg am Lech und hier
1880 definitiv angeſtellt. Jm Jahre
1887 wurde die Generalintendanz
des Münchener Hoftheaters auf Zel-
lers ſchöne Tenorſtimme aufmerkſam
gemacht; ſie erwirkte Z. einen Urlaub
und ließ ihm durch Hofkapellmeiſter
Strauß und die Kammerſänger Fedor
von Milde und Benno Stolpenberg
muſikaliſchen Unterricht zuteil wer-
den, während Frau Franziska Ritter,
eine Nichte Richard Wagners, ſeine
dramatiſche Ausbildung übernahm.
Da indeſſen in München ſelbſt zu jener
Zeit kein entſprechender Platz für Z.
frei war, ſo verpflichtete ihn der
Generalintendant von Bronſart, der
den jungen Sänger gehört hatte, an
das Hoftheater in Weimar, wo Z.
am 20. Novbr. 1888, ohne daß er vor-
her einen regelrechten Bühnenverſuch
gewagt hätte, als „Lohengrin“ zum
erſtenmal auftrat. Am 15. Septbr.
1889 trat er nach vollendeter muſi-
kaliſcher Ausbildung ſein Engage-
ment in Weimar an und wurde am
2. Juli 1897 zum großherzoglichen
Kammerſänger ernannt.
S: Grüaß
Gott! (Ge. in altbayr. Mdt.), 1884.
2. A. 1905. – Aus’n Leb’n (Ge. in
oberbayr. Mdt.), 1887. – Friſch auf!
(Ge. in oberbayr. Mdt.), 1903.
*Zeller, Luiſe, bekannt unter ihrem
Mädchennamen Luiſe Pichler,
wurde am 16. Jan. 1823 zu Wangen,
Oberamts Göppingen in Württem-
berg geboren. Jhr Vater, der be-
gabte Geiſtliche u. Kanzelredner P.,
der zuletzt Pfarrer in Möſſingen bei
Tübingen war, erteilte ihr mit den
jüngeren Brüdern gemeinſchaftlich
Unterricht und führte ſie ſogar ins
Lateiniſche ein. Die Mutter, die eine
zahlreiche Familie zu verſorgen hatte,
fand in der Tochter bald eine ge-
ſchickte und willige Gehilfin für ihre
Wirtſchaft und die Pflege der kleine-
ren Kinder, und in dem Verkehr mit
den letzteren legte Luiſe die erſten
Proben ihres Erzählertalentes ab.
Jn der Stille der Sonntage gab es
für die heranwachſende Jungfrau
keine größere Freude, als die Biblio-
thek ihres Vaters auszunutzen; am
meiſten fühlte ſie ſich angezogen von
Walter Scotts Romanen, die ſie denn
auch immer wieder las und in ſich
aufnahm. Den äußeren Anlaß zu
ihrem Auftreten als Schriftſtellerin
bot die Krankheit ihres Vaters. Die
Koſten derſelben weniger fühlbar zu
machen, glaubte ſie nichts Beſſeres
tun zu können, als ihre geiſtige Be-
gabung in Erzählungen zum Aus-
druck zu bringen. Jhre Abſicht hatte
den gehofften Erfolg, und gleich ihre
erſte Erzählung, die ſie am Kranken-
bett des Vaters ſchrieb und dann,
ohne daß dieſer eine Ahnung davon
hatte, an den Verlagsbuchhändler
Steinkopf in Stuttgart ſandte, brachte
ihr ein ihre beſcheidenen Anſprüche
weit überſteigendes Honorar. Ein-
mal in der literariſchen Laufbahn
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