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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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von Bosse, bereits eine höhere
Stellung am westfälischen Königs-
hofe einnahm (siehe Auguste von Bosse
Bd. I, S. 307!). Nach Auflösung des
westfälischen Reiches begleiteten Hen-
riettens Eltern die Königsfamilie
erst nach Haimburg in Österreich und
dann nach Schönau bei Wien, welche
Besitzung der Exkönig Jerome käuf-
lich erwarb und 13 Jahre bewohnte.
Seine Schwester, die Exkönigin Ka-
roline Murat von Neapel, kaufte die
nahe gelegene Herrschaft Frohsdorf,
und zu den Hofkreisen beider Königs-
familien stand die Familie Bosse in
engster Beziehung; ja als die letztere
nach Verkauf der Herrschaft Schönau
in ihr Heimatland Braunschweig zu-
rückkehrte, bot die Murat ihre ganze
Überredungskunst auf, Henriette bei
sich zu behalten; diese aber mochte
ihre Eltern und kleineren Geschwister
nicht allein lassen. Während des Be-
suchs bei einer Tante in Kassel lernte
Henriette 1832 dort den Obergerichts-
referendar Ernst Koch (s. d.), den Dich-
ter des "Prinz Rosa-Stramin," ken-
nen und verlobte sich unter Zustim-
mung der Eltern mit ihm. Leider
sahen sich letztere genötigt, nach zwei
Jahren die Verlobung aufzulösen.
Eine spätere Verlobung mit dem Leut-
nant Ernst von Woltersdorff löste
der Tod, indem der begabte und ge-
schätzte Offizier kurz vor der Verhei-
ratung am Nervenfieber starb. Jm
Jahre 1842 reichte H. aber einem
80jährigen Witwer, dem General W.
H. Viktor Freiherrn Treusch v. Butt-
lar-Brandenfels, Stadtkommandan-
ten in Wolfenbüttel, die Hand zum
Ehebunde und fand einen schönen
Lebenszweck in dem Bestreben, die
letzten Lebensjahre ihres Gatten (+
2. März 1847) zu verschönern. Jm
Jahre 1848 siedelte Henriette nach
Meiningen über, wo sie am herzog-
lichen Hofe besonderer Auszeichnung
genoß. Die furchtbare Feuersbrunst,
die im September 1874 halb Mei-
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ningen verheerte, verschlang auch die
ganze Habe der Generalin von Butt-
lar und ihrer Schwester samt allen
kostbaren Schmucksachen u. Andenken,
welche ihre Eltern von der westfäli-
schen Königsfamilie und der Königin
von Neapel erhalten hatten. Der
Landgraf Alexis von Hessen stellte
nun der Frau von Buttlar ein Land-
haus im Park zu Barchfeld zur Ver-
fügung, welches sie auch hinfort be-
wohnte. Von hier aus machte sie mit
der jungen Gräfin Schmettau eine
Reise nach Jtalien; aus dem anfangs
nur kurz geplanten Aufenthalt im
Süden wurden acht Jahre, und am
6. August 1889 starb Henriette v. B.
in der Nähe von Pisa.

S:

König
Jerome und seine Familie, 1870. -
Palast u. Bürgerhaus, 1872. - Schat-
ten und Licht (R.), 1875.

*Treutler, Clara,

wurde am 15.
August 1826 als die jüngste Tochter
eines Kaufmanns zu Breslau geboren
und verlor frühe ihre Eltern u. damit
ein glückliches Familienheim. Ver-
mögenslosigkeit machte den Erwerb
zum nächsten Lebensziel, und so be-
suchte Clara das Lehrerinnenseminar
in Breslau. Nach abgelegter Prü-
fung ging sie als Erzieherin nach
England, wo sie den größten Teil der
Zeit in London zubrachte, und ließ
sich nach ihrer Rückkehr in Berlin als
Privatlehrerin nieder. Einige Jahre
später gründete sie ein Pensionat für
junge Mädchen, das sie aber wegen
Kränklichkeit nach drei Jahren auf-
geben mußte. Sie gründete nun mit
ihrer Schwester in Bonn eine neue
Häuslichkeit und fand hier auch Ruhe
u. Anregung zu weiterer literarischer
Tätigkeit. Außer mehreren Schul-
schriften gab sie heraus

S:

Ein ge-
leisteter Eid (N. a. d. Tagebuch einer
Großmutter), 1893. - Bürgerlich (N.),
1893. - Unter dem Zeichen des Krie-
ges (R.), 1894.

*Treutler, Maximilian Karl
Friedrich,

geb. am 30. August 1861

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Tre
von Boſſe, bereits eine höhere
Stellung am weſtfäliſchen Königs-
hofe einnahm (ſiehe Auguſte von Boſſe
Bd. I, S. 307!). Nach Auflöſung des
weſtfäliſchen Reiches begleiteten Hen-
riettens Eltern die Königsfamilie
erſt nach Haimburg in Öſterreich und
dann nach Schönau bei Wien, welche
Beſitzung der Exkönig Jérôme käuf-
lich erwarb und 13 Jahre bewohnte.
Seine Schweſter, die Exkönigin Ka-
roline Murat von Neapel, kaufte die
nahe gelegene Herrſchaft Frohsdorf,
und zu den Hofkreiſen beider Königs-
familien ſtand die Familie Boſſe in
engſter Beziehung; ja als die letztere
nach Verkauf der Herrſchaft Schönau
in ihr Heimatland Braunſchweig zu-
rückkehrte, bot die Murat ihre ganze
Überredungskunſt auf, Henriette bei
ſich zu behalten; dieſe aber mochte
ihre Eltern und kleineren Geſchwiſter
nicht allein laſſen. Während des Be-
ſuchs bei einer Tante in Kaſſel lernte
Henriette 1832 dort den Obergerichts-
referendar Ernſt Koch (ſ. d.), den Dich-
ter des „Prinz Roſa-Stramin,“ ken-
nen und verlobte ſich unter Zuſtim-
mung der Eltern mit ihm. Leider
ſahen ſich letztere genötigt, nach zwei
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Eine ſpätere Verlobung mit dem Leut-
nant Ernſt von Woltersdorff löſte
der Tod, indem der begabte und ge-
ſchätzte Offizier kurz vor der Verhei-
ratung am Nervenfieber ſtarb. Jm
Jahre 1842 reichte H. aber einem
80jährigen Witwer, dem General W.
H. Viktor Freiherrn Treuſch v. Butt-
lar-Brandenfels, Stadtkommandan-
ten in Wolfenbüttel, die Hand zum
Ehebunde und fand einen ſchönen
Lebenszweck in dem Beſtreben, die
letzten Lebensjahre ihres Gatten (†
2. März 1847) zu verſchönern. Jm
Jahre 1848 ſiedelte Henriette nach
Meiningen über, wo ſie am herzog-
lichen Hofe beſonderer Auszeichnung
genoß. Die furchtbare Feuersbrunſt,
die im September 1874 halb Mei-
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Tre
ningen verheerte, verſchlang auch die
ganze Habe der Generalin von Butt-
lar und ihrer Schweſter ſamt allen
koſtbaren Schmuckſachen u. Andenken,
welche ihre Eltern von der weſtfäli-
ſchen Königsfamilie und der Königin
von Neapel erhalten hatten. Der
Landgraf Alexis von Heſſen ſtellte
nun der Frau von Buttlar ein Land-
haus im Park zu Barchfeld zur Ver-
fügung, welches ſie auch hinfort be-
wohnte. Von hier aus machte ſie mit
der jungen Gräfin Schmettau eine
Reiſe nach Jtalien; aus dem anfangs
nur kurz geplanten Aufenthalt im
Süden wurden acht Jahre, und am
6. Auguſt 1889 ſtarb Henriette v. B.
in der Nähe von Piſa.

S:

König
Jérôme und ſeine Familie, 1870. –
Palaſt u. Bürgerhaus, 1872. – Schat-
ten und Licht (R.), 1875.

*Treutler, Clara,

wurde am 15.
Auguſt 1826 als die jüngſte Tochter
eines Kaufmanns zu Breslau geboren
und verlor frühe ihre Eltern u. damit
ein glückliches Familienheim. Ver-
mögensloſigkeit machte den Erwerb
zum nächſten Lebensziel, und ſo be-
ſuchte Clara das Lehrerinnenſeminar
in Breslau. Nach abgelegter Prü-
fung ging ſie als Erzieherin nach
England, wo ſie den größten Teil der
Zeit in London zubrachte, und ließ
ſich nach ihrer Rückkehr in Berlin als
Privatlehrerin nieder. Einige Jahre
ſpäter gründete ſie ein Penſionat für
junge Mädchen, das ſie aber wegen
Kränklichkeit nach drei Jahren auf-
geben mußte. Sie gründete nun mit
ihrer Schweſter in Bonn eine neue
Häuslichkeit und fand hier auch Ruhe
u. Anregung zu weiterer literariſcher
Tätigkeit. Außer mehreren Schul-
ſchriften gab ſie heraus

S:

Ein ge-
leiſteter Eid (N. a. d. Tagebuch einer
Großmutter), 1893. – Bürgerlich (N.),
1893. – Unter dem Zeichen des Krie-
ges (R.), 1894.

*Treutler, Maximilian Karl
Friedrich,

geb. am 30. Auguſt 1861

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[217/0221] Tre Tre von Boſſe, bereits eine höhere Stellung am weſtfäliſchen Königs- hofe einnahm (ſiehe Auguſte von Boſſe Bd. I, S. 307!). Nach Auflöſung des weſtfäliſchen Reiches begleiteten Hen- riettens Eltern die Königsfamilie erſt nach Haimburg in Öſterreich und dann nach Schönau bei Wien, welche Beſitzung der Exkönig Jérôme käuf- lich erwarb und 13 Jahre bewohnte. Seine Schweſter, die Exkönigin Ka- roline Murat von Neapel, kaufte die nahe gelegene Herrſchaft Frohsdorf, und zu den Hofkreiſen beider Königs- familien ſtand die Familie Boſſe in engſter Beziehung; ja als die letztere nach Verkauf der Herrſchaft Schönau in ihr Heimatland Braunſchweig zu- rückkehrte, bot die Murat ihre ganze Überredungskunſt auf, Henriette bei ſich zu behalten; dieſe aber mochte ihre Eltern und kleineren Geſchwiſter nicht allein laſſen. Während des Be- ſuchs bei einer Tante in Kaſſel lernte Henriette 1832 dort den Obergerichts- referendar Ernſt Koch (ſ. d.), den Dich- ter des „Prinz Roſa-Stramin,“ ken- nen und verlobte ſich unter Zuſtim- mung der Eltern mit ihm. Leider ſahen ſich letztere genötigt, nach zwei Jahren die Verlobung aufzulöſen. Eine ſpätere Verlobung mit dem Leut- nant Ernſt von Woltersdorff löſte der Tod, indem der begabte und ge- ſchätzte Offizier kurz vor der Verhei- ratung am Nervenfieber ſtarb. Jm Jahre 1842 reichte H. aber einem 80jährigen Witwer, dem General W. H. Viktor Freiherrn Treuſch v. Butt- lar-Brandenfels, Stadtkommandan- ten in Wolfenbüttel, die Hand zum Ehebunde und fand einen ſchönen Lebenszweck in dem Beſtreben, die letzten Lebensjahre ihres Gatten († 2. März 1847) zu verſchönern. Jm Jahre 1848 ſiedelte Henriette nach Meiningen über, wo ſie am herzog- lichen Hofe beſonderer Auszeichnung genoß. Die furchtbare Feuersbrunſt, die im September 1874 halb Mei- ningen verheerte, verſchlang auch die ganze Habe der Generalin von Butt- lar und ihrer Schweſter ſamt allen koſtbaren Schmuckſachen u. Andenken, welche ihre Eltern von der weſtfäli- ſchen Königsfamilie und der Königin von Neapel erhalten hatten. Der Landgraf Alexis von Heſſen ſtellte nun der Frau von Buttlar ein Land- haus im Park zu Barchfeld zur Ver- fügung, welches ſie auch hinfort be- wohnte. Von hier aus machte ſie mit der jungen Gräfin Schmettau eine Reiſe nach Jtalien; aus dem anfangs nur kurz geplanten Aufenthalt im Süden wurden acht Jahre, und am 6. Auguſt 1889 ſtarb Henriette v. B. in der Nähe von Piſa. S: König Jérôme und ſeine Familie, 1870. – Palaſt u. Bürgerhaus, 1872. – Schat- ten und Licht (R.), 1875. *Treutler, Clara, wurde am 15. Auguſt 1826 als die jüngſte Tochter eines Kaufmanns zu Breslau geboren und verlor frühe ihre Eltern u. damit ein glückliches Familienheim. Ver- mögensloſigkeit machte den Erwerb zum nächſten Lebensziel, und ſo be- ſuchte Clara das Lehrerinnenſeminar in Breslau. Nach abgelegter Prü- fung ging ſie als Erzieherin nach England, wo ſie den größten Teil der Zeit in London zubrachte, und ließ ſich nach ihrer Rückkehr in Berlin als Privatlehrerin nieder. Einige Jahre ſpäter gründete ſie ein Penſionat für junge Mädchen, das ſie aber wegen Kränklichkeit nach drei Jahren auf- geben mußte. Sie gründete nun mit ihrer Schweſter in Bonn eine neue Häuslichkeit und fand hier auch Ruhe u. Anregung zu weiterer literariſcher Tätigkeit. Außer mehreren Schul- ſchriften gab ſie heraus S: Ein ge- leiſteter Eid (N. a. d. Tagebuch einer Großmutter), 1893. – Bürgerlich (N.), 1893. – Unter dem Zeichen des Krie- ges (R.), 1894. *Treutler, Maximilian Karl Friedrich, geb. am 30. Auguſt 1861 *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/221>, abgerufen am 21.12.2024.