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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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sitz hat er 1904 nach Strausberg (in
der Mark) verlegt. Außer einer gro-
ßen Anzahl sozialpolitischer Broschü-
ren veröffentlichte er

S:

Das Urteil
der Welt (Schsp.), 1894. N. Ausg.
u. d. T.: Das Ende der Lüge (Schsp.),
1895. - Der Renegat (Dr.), 1895. -
Leidvoll und freudvoll (R.), 1898. -
Einfache Menschen (Nn.), 1903. (Jn-
halt: Unsichtbare Mächte. - Der Alt-
geselle.) - Seelengift (Schsp.), 1902.

Schneidt, Laura,

geb. im Jan.
1824 zu München als die Tochter
eines Obertaxators, genoß für ihre
Zeit u. Verhältnisse eine gute Schul-
bildung und suchte dieselbe später
als Erzieherin in einigen adeligen
Familien zu verwerten. Als sie spä-
ter erblindete, gab sie in ihrer Häus-
lichkeit Unterrichtsstunden u. sorgte
so in liebreichster Weise für ihre
gänzlich gelähmte Mutter. Nach dem
Tode der letzteren übertrug sie ihre
Mildtätigkeit auf andere ärmere Mit-
menschen u. gab auch zu deren Besten
ihre Gedichte heraus. Sie starb,
hochgeachtet von allen, die sie kann-
ten, am 12. Mai 1897 in München.

S:

Floras Tagebuch (Ge., zum Besten
einiger im Feldzuge 1870 erblindeten
Bayern), 1875. 2. A. 1896.

Schnell, Joseph von,

geb. am 22.
Novbr. 1822 zu Jnnsbruck, stammte
aus einer adligen Tiroler Familie.
Von Jugend auf gründlichen philo-
sophischen, historischen u. linguisti-
schen Studien zugetan, studierte er
nach Absolvierung des Jnnsbrucker
Gymnasiums in Wien die Rechte u.
betrat dann zuerst die politische Lauf-
bahn. Jm Jahre 1848 nahm er an
der Landesverteidigung teil und zog
mit der ersten Wiltauer Kompagnie
an die südtirolische Grenze. Nach-
dem er später einige Zeit bei der ti-
rolischen Landschaft Dienstpraxis ge-
nommen, beschloß er, sich der Konsu-
lats-Karriere zu widmen, wozu ihn
seine vielseitige Bildung u. sein gro-
ßes Sprachtalent besonders befähig-
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ten. Jm Jahre 1854 wurde er zum
Vizekanzler beim Konsulate in Tra-
pezunt, einige Jahre darauf zum
Kanzler in Galatz ernannt und so-
dann in gleicher Eigenschaft nach
Konstantinopel u. 1859 nach Alexan-
drien versetzt. Bei seiner durch den
langen Aufenthalt im Orient und
durch weite Reisen in Ländern mit
tropischem Klima geschwächten Ge-
sundheit wurde er im Oktober 1863
von einem heftigen Dysenterie-An-
falle ergriffen, dem er nach schmerz-
lichem Krankenlager am 30. Dezbr.
1863 zu Alexandrien erlag. Seine
Dichtungen finden sich zerstreut in
verschiedenen Zeitschriften, unter
andern auch in Ad. Pichlers "Früh-
lieder aus Tirol" (1846).

Schnell, Ludwig von,

Bruder des
Vorigen, geb. 1825, bildete zu jenem
einen auffallenden Gegensatz. Er
war phantasievoll, witzsprudelnd, be-
saß eine mehr ausgedehnte, denn
gründliche Belesenheit u. schwärmte
für die modernen Freiheits-Jdeen.
Seinem abenteuerlichen, ins Ferne
schweifenden Sinne ist es wohl zu-
zuschreiben, daß er keine seinen Fä-
higkeiten entsprechende soziale Stel-
lung zu erlangen vermochte, obgleich
er sein Glück in der militärischen,
literarischen, journalistischen Lauf-
bahn versucht, und daß er endlich be-
schloß, jenseits des Ozeans sich eine
neue Heimat zu gründen. An den
Ufern des Rio Colorado schlug der
europamüde Wanderer im Jahre
1854 seinen Wohnsitz als Farmer
auf, durchzog später einen großen
Teil der Unionsstaaten, hielt sich in
Handelsgeschäften einige Zeit in den
einsamen Forts des Jndianer-Ter-
ritoriums auf, worüber interessante
Mitteilungen in seine Heimat ge-
langten, und lebte zuletzt in, wie es
scheint, nicht ungünstigen Verhält-
nissen zu Burnet in Texas. Seit
Jahrzehnten fehlen sichere Nachrich-
ten über ihn.

S:

Die Vertreibung

*


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Schn
ſitz hat er 1904 nach Strausberg (in
der Mark) verlegt. Außer einer gro-
ßen Anzahl ſozialpolitiſcher Broſchü-
ren veröffentlichte er

S:

Das Urteil
der Welt (Schſp.), 1894. N. Ausg.
u. d. T.: Das Ende der Lüge (Schſp.),
1895. – Der Renegat (Dr.), 1895. –
Leidvoll und freudvoll (R.), 1898. –
Einfache Menſchen (Nn.), 1903. (Jn-
halt: Unſichtbare Mächte. – Der Alt-
geſelle.) – Seelengift (Schſp.), 1902.

Schneidt, Laura,

geb. im Jan.
1824 zu München als die Tochter
eines Obertaxators, genoß für ihre
Zeit u. Verhältniſſe eine gute Schul-
bildung und ſuchte dieſelbe ſpäter
als Erzieherin in einigen adeligen
Familien zu verwerten. Als ſie ſpä-
ter erblindete, gab ſie in ihrer Häus-
lichkeit Unterrichtsſtunden u. ſorgte
ſo in liebreichſter Weiſe für ihre
gänzlich gelähmte Mutter. Nach dem
Tode der letzteren übertrug ſie ihre
Mildtätigkeit auf andere ärmere Mit-
menſchen u. gab auch zu deren Beſten
ihre Gedichte heraus. Sie ſtarb,
hochgeachtet von allen, die ſie kann-
ten, am 12. Mai 1897 in München.

S:

Floras Tagebuch (Ge., zum Beſten
einiger im Feldzuge 1870 erblindeten
Bayern), 1875. 2. A. 1896.

Schnell, Joſeph von,

geb. am 22.
Novbr. 1822 zu Jnnsbruck, ſtammte
aus einer adligen Tiroler Familie.
Von Jugend auf gründlichen philo-
ſophiſchen, hiſtoriſchen u. linguiſti-
ſchen Studien zugetan, ſtudierte er
nach Abſolvierung des Jnnsbrucker
Gymnaſiums in Wien die Rechte u.
betrat dann zuerſt die politiſche Lauf-
bahn. Jm Jahre 1848 nahm er an
der Landesverteidigung teil und zog
mit der erſten Wiltauer Kompagnie
an die ſüdtiroliſche Grenze. Nach-
dem er ſpäter einige Zeit bei der ti-
roliſchen Landſchaft Dienſtpraxis ge-
nommen, beſchloß er, ſich der Konſu-
lats-Karriere zu widmen, wozu ihn
ſeine vielſeitige Bildung u. ſein gro-
ßes Sprachtalent beſonders befähig-
[Spaltenumbruch]

Schn
ten. Jm Jahre 1854 wurde er zum
Vizekanzler beim Konſulate in Tra-
pezunt, einige Jahre darauf zum
Kanzler in Galatz ernannt und ſo-
dann in gleicher Eigenſchaft nach
Konſtantinopel u. 1859 nach Alexan-
drien verſetzt. Bei ſeiner durch den
langen Aufenthalt im Orient und
durch weite Reiſen in Ländern mit
tropiſchem Klima geſchwächten Ge-
ſundheit wurde er im Oktober 1863
von einem heftigen Dyſenterie-An-
falle ergriffen, dem er nach ſchmerz-
lichem Krankenlager am 30. Dezbr.
1863 zu Alexandrien erlag. Seine
Dichtungen finden ſich zerſtreut in
verſchiedenen Zeitſchriften, unter
andern auch in Ad. Pichlers „Früh-
lieder aus Tirol“ (1846).

Schnell, Ludwig von,

Bruder des
Vorigen, geb. 1825, bildete zu jenem
einen auffallenden Gegenſatz. Er
war phantaſievoll, witzſprudelnd, be-
ſaß eine mehr ausgedehnte, denn
gründliche Beleſenheit u. ſchwärmte
für die modernen Freiheits-Jdeen.
Seinem abenteuerlichen, ins Ferne
ſchweifenden Sinne iſt es wohl zu-
zuſchreiben, daß er keine ſeinen Fä-
higkeiten entſprechende ſoziale Stel-
lung zu erlangen vermochte, obgleich
er ſein Glück in der militäriſchen,
literariſchen, journaliſtiſchen Lauf-
bahn verſucht, und daß er endlich be-
ſchloß, jenſeits des Ozeans ſich eine
neue Heimat zu gründen. An den
Ufern des Rio Colorado ſchlug der
europamüde Wanderer im Jahre
1854 ſeinen Wohnſitz als Farmer
auf, durchzog ſpäter einen großen
Teil der Unionsſtaaten, hielt ſich in
Handelsgeſchäften einige Zeit in den
einſamen Forts des Jndianer-Ter-
ritoriums auf, worüber intereſſante
Mitteilungen in ſeine Heimat ge-
langten, und lebte zuletzt in, wie es
ſcheint, nicht ungünſtigen Verhält-
niſſen zu Burnet in Texas. Seit
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ten über ihn.

S:

Die Vertreibung

*
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[268/0272] Schn Schn ſitz hat er 1904 nach Strausberg (in der Mark) verlegt. Außer einer gro- ßen Anzahl ſozialpolitiſcher Broſchü- ren veröffentlichte er S: Das Urteil der Welt (Schſp.), 1894. N. Ausg. u. d. T.: Das Ende der Lüge (Schſp.), 1895. – Der Renegat (Dr.), 1895. – Leidvoll und freudvoll (R.), 1898. – Einfache Menſchen (Nn.), 1903. (Jn- halt: Unſichtbare Mächte. – Der Alt- geſelle.) – Seelengift (Schſp.), 1902. Schneidt, Laura, geb. im Jan. 1824 zu München als die Tochter eines Obertaxators, genoß für ihre Zeit u. Verhältniſſe eine gute Schul- bildung und ſuchte dieſelbe ſpäter als Erzieherin in einigen adeligen Familien zu verwerten. Als ſie ſpä- ter erblindete, gab ſie in ihrer Häus- lichkeit Unterrichtsſtunden u. ſorgte ſo in liebreichſter Weiſe für ihre gänzlich gelähmte Mutter. Nach dem Tode der letzteren übertrug ſie ihre Mildtätigkeit auf andere ärmere Mit- menſchen u. gab auch zu deren Beſten ihre Gedichte heraus. Sie ſtarb, hochgeachtet von allen, die ſie kann- ten, am 12. Mai 1897 in München. S: Floras Tagebuch (Ge., zum Beſten einiger im Feldzuge 1870 erblindeten Bayern), 1875. 2. A. 1896. Schnell, Joſeph von, geb. am 22. Novbr. 1822 zu Jnnsbruck, ſtammte aus einer adligen Tiroler Familie. Von Jugend auf gründlichen philo- ſophiſchen, hiſtoriſchen u. linguiſti- ſchen Studien zugetan, ſtudierte er nach Abſolvierung des Jnnsbrucker Gymnaſiums in Wien die Rechte u. betrat dann zuerſt die politiſche Lauf- bahn. Jm Jahre 1848 nahm er an der Landesverteidigung teil und zog mit der erſten Wiltauer Kompagnie an die ſüdtiroliſche Grenze. Nach- dem er ſpäter einige Zeit bei der ti- roliſchen Landſchaft Dienſtpraxis ge- nommen, beſchloß er, ſich der Konſu- lats-Karriere zu widmen, wozu ihn ſeine vielſeitige Bildung u. ſein gro- ßes Sprachtalent beſonders befähig- ten. Jm Jahre 1854 wurde er zum Vizekanzler beim Konſulate in Tra- pezunt, einige Jahre darauf zum Kanzler in Galatz ernannt und ſo- dann in gleicher Eigenſchaft nach Konſtantinopel u. 1859 nach Alexan- drien verſetzt. Bei ſeiner durch den langen Aufenthalt im Orient und durch weite Reiſen in Ländern mit tropiſchem Klima geſchwächten Ge- ſundheit wurde er im Oktober 1863 von einem heftigen Dyſenterie-An- falle ergriffen, dem er nach ſchmerz- lichem Krankenlager am 30. Dezbr. 1863 zu Alexandrien erlag. Seine Dichtungen finden ſich zerſtreut in verſchiedenen Zeitſchriften, unter andern auch in Ad. Pichlers „Früh- lieder aus Tirol“ (1846). Schnell, Ludwig von, Bruder des Vorigen, geb. 1825, bildete zu jenem einen auffallenden Gegenſatz. Er war phantaſievoll, witzſprudelnd, be- ſaß eine mehr ausgedehnte, denn gründliche Beleſenheit u. ſchwärmte für die modernen Freiheits-Jdeen. Seinem abenteuerlichen, ins Ferne ſchweifenden Sinne iſt es wohl zu- zuſchreiben, daß er keine ſeinen Fä- higkeiten entſprechende ſoziale Stel- lung zu erlangen vermochte, obgleich er ſein Glück in der militäriſchen, literariſchen, journaliſtiſchen Lauf- bahn verſucht, und daß er endlich be- ſchloß, jenſeits des Ozeans ſich eine neue Heimat zu gründen. An den Ufern des Rio Colorado ſchlug der europamüde Wanderer im Jahre 1854 ſeinen Wohnſitz als Farmer auf, durchzog ſpäter einen großen Teil der Unionsſtaaten, hielt ſich in Handelsgeſchäften einige Zeit in den einſamen Forts des Jndianer-Ter- ritoriums auf, worüber intereſſante Mitteilungen in ſeine Heimat ge- langten, und lebte zuletzt in, wie es ſcheint, nicht ungünſtigen Verhält- niſſen zu Burnet in Texas. Seit Jahrzehnten fehlen ſichere Nachrich- ten über ihn. S: Die Vertreibung *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/272>, abgerufen am 30.12.2024.