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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Ost
*Ostwald, Hans,

geb. am 31. Juli
1873 in Berlin als der Sohn eines
geschickten Schmiedes, der seine Mag-
deburger Schmiede aufgegeben und
eine Stelle als Schürmeister in der
Schwarzkopfschen Maschinenfabrik in
Berlin angenommen hatte, verlebte
in beschränkten Verhältnissen den
größten Teil seiner Kinderjahre in
Stargard in Pommern und kehrte
1886 mit der Familie nach Berlin
zurück, wo er nach seiner Konfirma-
tion bei einem Hofgoldschmied in die
Lehre trat und während seiner Lehr-
zeit des Abends und des Sonntags
die Handwerkerschule besuchte. Schon
damals wurde in ihm, der mit sehen-
den Augen die verschiedensten Men-
schen und Dinge betrachtete, das
Jnteresse für das Berliner Prole-
tariat geweckt und manche Schilde-
rung desselben zu Papier gebracht.
Dann kamen Jahre, wo kurze Perio-
den von Beschäftigung mit Monaten
von Arbeitslosigkeit abwechselten u.
er mit den verschiedensten Arbeiten
sein Brot verdienen mußte. Schließ-
lich ging er auf die Wanderschaft,
arbeitete kurze Zeit in Hanau bei
einem Großjuwelier, kehrte dann nach
Berlin zurück und wandte sich hier
nach einigen Monaten beruflicher
Arbeit der Schriftstellerei zu. Felix
Holländer (s. d.) führte ihn in der von
ihm gegründeten "Welt am Montag"
als Schriftsteller ein und nahm ihn
auch als Hilfsarbeiter in die Redak-
tion auf. Jm Sommer 1897 ging O.
als Feuilleton-Redakteur nach Leip-
zig, kehrte aber im Herbst d. J. nach
Berlin zurück, wo er seitdem als
freier Schriftsteller lebt. Auch heute
noch gilt sein Jnteresse den Prole-
tariern, den Ausgestoßenen, den Wun-
den, die vom Wege abgestürzt sind.
Seit 1904 gibt er die "Großstadt-
Dokumente" heraus, zwanglose Hefte
über das Leben und Treiben in den
Großstädten (Berlin, Wien etc.), dem
sich 1905 ein großes darstellendes
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Osw
Werk über "Das Berliner Dirnen-
tum", und 1907 ein anderes "Das
Berliner Spielertum" anschlossen.
Seit 1910 leitet er die Monatsschrift
"Diskussion".

S:

Vagabunden (R.),
1900. N. A. 1907. - Die Tippel-
Schickse (Szene f. d. Überbrettl), 1901.
- Verworfene (Nn.), 1902. - Lieder
aus dem Rinnstein (Anthologie) ;III,
1903-06. - Berliner Nachtbilder (En.),
1903. 30. A. 1910. - Der Kaiserjäger
(Märk. Volksst., mit Hans Brennert),
1904. - Zwei Gesellen (R.), 1904. -
Dunkle Winkel in Berlin, 1.-3. A.
1904. - Berliner Tanzlokale, 1905. -
Berliner Kaffeehäuser, 1904. - Das
Zuhältertum in Berlin, 1905. - Jns
Freie! (Nn.), 1905. - Frau Meyen
(E.), 1906. - Berlin und die Berline-
rinnen (Kultur- und Sittengesch.),
1910. - Redoute Fridericiana (Fest-
schrift), 1910. - Walli und ihre Liebe
(Berliner Geschn.), 1910. - Liebes-
jahre (R.), 1910. - Die Sieger (Eine
Romanreihe); 1. Bd. 1910. - Ur-
berliner Humor (Lustiges a. Alt-Ber-
lin), 1911. - Die Versuchungen des
Herrn Welsch (Kom. Berliner Gesch.),
1911. - Landstreichergeschichten, 1911.

Oswald, E.,

Pseud. für Bern-
hardine Schulze-Smidt;
s. d.!

*Oswald, Hugo,

geb. am 9. Sept.
1865 in Domb bei Kattowitz in Ober-
schlesien, kam schon mit zwei Jahren,
da seine Mutter beständig krank war,
zu fremden Leuten nach Breslau, ver-
blieb hier auch nach dem Tode seiner
Mutter (1872) und erhielt von seinen
Pflegeeltern eine überaus liebevolle
Erziehung. Er besuchte das Gymna-
sium in Breslau, mußte aber auf das
akademische Studium verzichten und
widmete sich nun dem Buchhandel.
Jn diesem Berufe war er später etwa
fünfzehn Jahre Mitarbeiter u. Ver-
treter eines Münchener Kunstverlags
und sammelte auf Reisen, die er für
denselben im Jn- und Auslande
machte, eine außergewöhnliche Le-
benserfahrung und Menschenkennt-

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Oſt
*Oſtwald, Hans,

geb. am 31. Juli
1873 in Berlin als der Sohn eines
geſchickten Schmiedes, der ſeine Mag-
deburger Schmiede aufgegeben und
eine Stelle als Schürmeiſter in der
Schwarzkopfſchen Maſchinenfabrik in
Berlin angenommen hatte, verlebte
in beſchränkten Verhältniſſen den
größten Teil ſeiner Kinderjahre in
Stargard in Pommern und kehrte
1886 mit der Familie nach Berlin
zurück, wo er nach ſeiner Konfirma-
tion bei einem Hofgoldſchmied in die
Lehre trat und während ſeiner Lehr-
zeit des Abends und des Sonntags
die Handwerkerſchule beſuchte. Schon
damals wurde in ihm, der mit ſehen-
den Augen die verſchiedenſten Men-
ſchen und Dinge betrachtete, das
Jntereſſe für das Berliner Prole-
tariat geweckt und manche Schilde-
rung desſelben zu Papier gebracht.
Dann kamen Jahre, wo kurze Perio-
den von Beſchäftigung mit Monaten
von Arbeitsloſigkeit abwechſelten u.
er mit den verſchiedenſten Arbeiten
ſein Brot verdienen mußte. Schließ-
lich ging er auf die Wanderſchaft,
arbeitete kurze Zeit in Hanau bei
einem Großjuwelier, kehrte dann nach
Berlin zurück und wandte ſich hier
nach einigen Monaten beruflicher
Arbeit der Schriftſtellerei zu. Felix
Holländer (ſ. d.) führte ihn in der von
ihm gegründeten „Welt am Montag“
als Schriftſteller ein und nahm ihn
auch als Hilfsarbeiter in die Redak-
tion auf. Jm Sommer 1897 ging O.
als Feuilleton-Redakteur nach Leip-
zig, kehrte aber im Herbſt d. J. nach
Berlin zurück, wo er ſeitdem als
freier Schriftſteller lebt. Auch heute
noch gilt ſein Jntereſſe den Prole-
tariern, den Ausgeſtoßenen, den Wun-
den, die vom Wege abgeſtürzt ſind.
Seit 1904 gibt er die „Großſtadt-
Dokumente“ heraus, zwangloſe Hefte
über das Leben und Treiben in den
Großſtädten (Berlin, Wien ꝛc.), dem
ſich 1905 ein großes darſtellendes
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Osw
Werk über „Das Berliner Dirnen-
tum“, und 1907 ein anderes „Das
Berliner Spielertum“ anſchloſſen.
Seit 1910 leitet er die Monatsſchrift
„Diskuſſion“.

S:

Vagabunden (R.),
1900. N. A. 1907. ‒ Die Tippel-
Schickſe (Szene f. d. Überbrettl), 1901.
‒ Verworfene (Nn.), 1902. ‒ Lieder
aus dem Rinnſtein (Anthologie) ;III,
1903‒06. ‒ Berliner Nachtbilder (En.),
1903. 30. A. 1910. ‒ Der Kaiſerjäger
(Märk. Volksſt., mit Hans Brennert),
1904. ‒ Zwei Geſellen (R.), 1904. ‒
Dunkle Winkel in Berlin, 1.‒3. A.
1904. ‒ Berliner Tanzlokale, 1905. ‒
Berliner Kaffeehäuſer, 1904. ‒ Das
Zuhältertum in Berlin, 1905. ‒ Jns
Freie! (Nn.), 1905. ‒ Frau Meyen
(E.), 1906. ‒ Berlin und die Berline-
rinnen (Kultur- und Sittengeſch.),
1910. ‒ Redoute Fridericiana (Feſt-
ſchrift), 1910. ‒ Walli und ihre Liebe
(Berliner Geſchn.), 1910. ‒ Liebes-
jahre (R.), 1910. ‒ Die Sieger (Eine
Romanreihe); 1. Bd. 1910. ‒ Ur-
berliner Humor (Luſtiges a. Alt-Ber-
lin), 1911. ‒ Die Verſuchungen des
Herrn Welſch (Kom. Berliner Geſch.),
1911. ‒ Landſtreichergeſchichten, 1911.

Oswald, E.,

Pſeud. für Bern-
hardine Schulze-Smidt;
ſ. d.!

*Oswald, Hugo,

geb. am 9. Sept.
1865 in Domb bei Kattowitz in Ober-
ſchleſien, kam ſchon mit zwei Jahren,
da ſeine Mutter beſtändig krank war,
zu fremden Leuten nach Breslau, ver-
blieb hier auch nach dem Tode ſeiner
Mutter (1872) und erhielt von ſeinen
Pflegeeltern eine überaus liebevolle
Erziehung. Er beſuchte das Gymna-
ſium in Breslau, mußte aber auf das
akademiſche Studium verzichten und
widmete ſich nun dem Buchhandel.
Jn dieſem Berufe war er ſpäter etwa
fünfzehn Jahre Mitarbeiter u. Ver-
treter eines Münchener Kunſtverlags
und ſammelte auf Reiſen, die er für
denſelben im Jn- und Auslande
machte, eine außergewöhnliche Le-
benserfahrung und Menſchenkennt-

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[205/0209] Oſt Osw *Oſtwald, Hans, geb. am 31. Juli 1873 in Berlin als der Sohn eines geſchickten Schmiedes, der ſeine Mag- deburger Schmiede aufgegeben und eine Stelle als Schürmeiſter in der Schwarzkopfſchen Maſchinenfabrik in Berlin angenommen hatte, verlebte in beſchränkten Verhältniſſen den größten Teil ſeiner Kinderjahre in Stargard in Pommern und kehrte 1886 mit der Familie nach Berlin zurück, wo er nach ſeiner Konfirma- tion bei einem Hofgoldſchmied in die Lehre trat und während ſeiner Lehr- zeit des Abends und des Sonntags die Handwerkerſchule beſuchte. Schon damals wurde in ihm, der mit ſehen- den Augen die verſchiedenſten Men- ſchen und Dinge betrachtete, das Jntereſſe für das Berliner Prole- tariat geweckt und manche Schilde- rung desſelben zu Papier gebracht. Dann kamen Jahre, wo kurze Perio- den von Beſchäftigung mit Monaten von Arbeitsloſigkeit abwechſelten u. er mit den verſchiedenſten Arbeiten ſein Brot verdienen mußte. Schließ- lich ging er auf die Wanderſchaft, arbeitete kurze Zeit in Hanau bei einem Großjuwelier, kehrte dann nach Berlin zurück und wandte ſich hier nach einigen Monaten beruflicher Arbeit der Schriftſtellerei zu. Felix Holländer (ſ. d.) führte ihn in der von ihm gegründeten „Welt am Montag“ als Schriftſteller ein und nahm ihn auch als Hilfsarbeiter in die Redak- tion auf. Jm Sommer 1897 ging O. als Feuilleton-Redakteur nach Leip- zig, kehrte aber im Herbſt d. J. nach Berlin zurück, wo er ſeitdem als freier Schriftſteller lebt. Auch heute noch gilt ſein Jntereſſe den Prole- tariern, den Ausgeſtoßenen, den Wun- den, die vom Wege abgeſtürzt ſind. Seit 1904 gibt er die „Großſtadt- Dokumente“ heraus, zwangloſe Hefte über das Leben und Treiben in den Großſtädten (Berlin, Wien ꝛc.), dem ſich 1905 ein großes darſtellendes Werk über „Das Berliner Dirnen- tum“, und 1907 ein anderes „Das Berliner Spielertum“ anſchloſſen. Seit 1910 leitet er die Monatsſchrift „Diskuſſion“. S: Vagabunden (R.), 1900. N. A. 1907. ‒ Die Tippel- Schickſe (Szene f. d. Überbrettl), 1901. ‒ Verworfene (Nn.), 1902. ‒ Lieder aus dem Rinnſtein (Anthologie) ;III, 1903‒06. ‒ Berliner Nachtbilder (En.), 1903. 30. A. 1910. ‒ Der Kaiſerjäger (Märk. Volksſt., mit Hans Brennert), 1904. ‒ Zwei Geſellen (R.), 1904. ‒ Dunkle Winkel in Berlin, 1.‒3. A. 1904. ‒ Berliner Tanzlokale, 1905. ‒ Berliner Kaffeehäuſer, 1904. ‒ Das Zuhältertum in Berlin, 1905. ‒ Jns Freie! (Nn.), 1905. ‒ Frau Meyen (E.), 1906. ‒ Berlin und die Berline- rinnen (Kultur- und Sittengeſch.), 1910. ‒ Redoute Fridericiana (Feſt- ſchrift), 1910. ‒ Walli und ihre Liebe (Berliner Geſchn.), 1910. ‒ Liebes- jahre (R.), 1910. ‒ Die Sieger (Eine Romanreihe); 1. Bd. 1910. ‒ Ur- berliner Humor (Luſtiges a. Alt-Ber- lin), 1911. ‒ Die Verſuchungen des Herrn Welſch (Kom. Berliner Geſch.), 1911. ‒ Landſtreichergeſchichten, 1911. Oswald, E., Pſeud. für Bern- hardine Schulze-Smidt; ſ. d.! *Oswald, Hugo, geb. am 9. Sept. 1865 in Domb bei Kattowitz in Ober- ſchleſien, kam ſchon mit zwei Jahren, da ſeine Mutter beſtändig krank war, zu fremden Leuten nach Breslau, ver- blieb hier auch nach dem Tode ſeiner Mutter (1872) und erhielt von ſeinen Pflegeeltern eine überaus liebevolle Erziehung. Er beſuchte das Gymna- ſium in Breslau, mußte aber auf das akademiſche Studium verzichten und widmete ſich nun dem Buchhandel. Jn dieſem Berufe war er ſpäter etwa fünfzehn Jahre Mitarbeiter u. Ver- treter eines Münchener Kunſtverlags und ſammelte auf Reiſen, die er für denſelben im Jn- und Auslande machte, eine außergewöhnliche Le- benserfahrung und Menſchenkennt- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/209>, abgerufen am 21.11.2024.