Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Her Herzog, Xaver, * am 25. Januar S: Acht- Hesdin, Heinz, Pseud. für Harry Hesekiel, George Ludwig, Sohn Hes Fr. de la Motte Fouque getreten war,der einen entschiedenen Einfluß auf seine literarische und politische Rich- tung ausübte. H. studierte darauf in Berlin Geschichte und Philosophie, und noch als Student warf er sich der literarischen Tätigkeit in die Arme. Von Natur aristokratisch gesinnt, neigte sich H. von Anfang an einer konservativen Welt- und Lebens- anschauung zu, und wurde er in der- selben durch die Ereignisse des Jahres 1848 noch mehr bestärkt. Jn diesem Jahre siedelte er von Altenburg, wo er seit 1846 die Redaktion eines belle- tristischen Journals, "Die Rosen", geleitet hatte, nach Zeitz über, um dort ein konservatives Blatt, den "Pa- triotischen Hausfreund", zu begrün- den; als jedoch dies Unternehmen nach sechs Monaten gänzlich scheiterte, übernahm er 1849 die Redaktion der "Neuen Preuß. (Kreuz-)Zeitung" in Berlin, die er bis an seinen Tod mit seltener Treue u. Hingebung geführt hat. Jm Jahre 1855 war er auch Mitbegründer der sozialpolitischen Wochenschrift "Berliner Revue", in der fortan seine Romane zuerst er- schienen, später ein fleißiger Mitarbei- ter an der "Romanzeitung" und am "Daheim". Die Jahre 1864, 1866 und 1870 begeisterten ihn zu einer Menge patriotischer Lieder, von denen manches unvergessen bleiben wird. Dazwischen wanderte er zu Fuß in der Mark umher, Stoff für seine lite- rarischen Arbeiten sammelnd, und als ihn dann das Podagra peinigte, setzte er seine Ausflüge zu Wagen fort. H. starb als Hofrat und Ritter vieler Orden zu Berlin am 26. Febr. 1874. S: Der Saga Saal (Ep. G.), 1839. - *
[Spaltenumbruch] Her Herzog, Xaver, * am 25. Januar S: Acht- Hesdin, Heinz, Pſeud. für Harry Heſekiel, George Ludwig, Sohn Heſ Fr. de la Motte Fouqué getreten war,der einen entſchiedenen Einfluß auf ſeine literariſche und politiſche Rich- tung ausübte. H. ſtudierte darauf in Berlin Geſchichte und Philoſophie, und noch als Student warf er ſich der literariſchen Tätigkeit in die Arme. Von Natur ariſtokratiſch geſinnt, neigte ſich H. von Anfang an einer konſervativen Welt- und Lebens- anſchauung zu, und wurde er in der- ſelben durch die Ereigniſſe des Jahres 1848 noch mehr beſtärkt. Jn dieſem Jahre ſiedelte er von Altenburg, wo er ſeit 1846 die Redaktion eines belle- triſtiſchen Journals, „Die Roſen“, geleitet hatte, nach Zeitz über, um dort ein konſervatives Blatt, den „Pa- triotiſchen Hausfreund“, zu begrün- den; als jedoch dies Unternehmen nach ſechs Monaten gänzlich ſcheiterte, übernahm er 1849 die Redaktion der „Neuen Preuß. (Kreuz-)Zeitung“ in Berlin, die er bis an ſeinen Tod mit ſeltener Treue u. Hingebung geführt hat. Jm Jahre 1855 war er auch Mitbegründer der ſozialpolitiſchen Wochenſchrift „Berliner Revue“, in der fortan ſeine Romane zuerſt er- ſchienen, ſpäter ein fleißiger Mitarbei- ter an der „Romanzeitung“ und am „Daheim“. Die Jahre 1864, 1866 und 1870 begeiſterten ihn zu einer Menge patriotiſcher Lieder, von denen manches unvergeſſen bleiben wird. Dazwiſchen wanderte er zu Fuß in der Mark umher, Stoff für ſeine lite- rariſchen Arbeiten ſammelnd, und als ihn dann das Podagra peinigte, ſetzte er ſeine Ausflüge zu Wagen fort. H. ſtarb als Hofrat und Ritter vieler Orden zu Berlin am 26. Febr. 1874. S: Der Saga Saal (Ep. G.), 1839. – *
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Her
Heſ
Herzog, Xaver, * am 25. Januar
1810 zu Bernmünſter (Kant. Luzern)
als der Sohn eines Hufſchmiedes, be-
ſuchte die dortige Lateinſchule, kam
dann in das Ziſterzienſerkloſter St.
Urban, 1826 nach Freiburg zu den
Jeſuiten und endlich auf anderthalb
Jahre nach Luzern. Plötzlich gab er
die Studien auf u. erlernte das Hand-
werk ſeines Vaters, kehrte aber ſchon
nach einem halben Jahre zu der von
ſeinen Eltern gewählten Theologie
zurück, ſtudierte abermals in St. Ur-
ban, Solothurn, ſeit 1830 in Luzern
und ſeit 1834 in Tübingen, wurde
Vikar in Wohlhauſen, 1838 in Eich
u. 1841 Pfarrer zu Ballwyl (Kanton
Luzern), wo er bis Oſtern 1883 im
Amte ſtand. Dann ſiedelte er in ſeine
Vaterſtadt über u. ſtarb daſelbſt am
23. Dezbr. 1883. Von 1857–62 und
1865–71 gab er den „Luzernerbieter“,
eine Art Kalender, heraus.
S: Acht-
zehn neue luſtige Briefe zwiſchen
einem katholiſchen und einem refor-
mierten Geiſtlichen, 1845. – Einige
Bilder aus dem Leben des Joſeph
Leu von Unter-Eberſol, 1845. – Der
Beruf (E.), 1857. – Der Jdealiſt,
oder: Eine Paſtoral aus dem Leben
(N.), 1860. – Maria die Büßerin (N.),
1860. – Der Götti (N.), 1862. – Der
Leutnant (E. in 5 Tempi), 1862. –
Fridolin der Vikar (E.), 1862. – Der
Melancholiker. Der Pfarrer Jſidor
(2 En.), 1863. – Geſammelte Schrif-
ten, 1.–4. Bd., 1859–65.
Hesdin, Heinz, Pſeud. für Harry
Nitſch; ſ. d.!
Heſekiel, George Ludwig, Sohn
des General-Superintendenten und
Dichters Friedrich H., wurde am 12.
Auguſt 1819 zu Halle geboren, be-
ſuchte erſt die Bürgerſchule, dann das
Pädagogium daſelbſt, ſeit 1832 die
Kloſterſchule zu Roßleben u. ſtudierte
ſeit 1839 zu Jena und Halle auf den
Wunſch ſeines Vaters Theologie, gab
dieſes Studium aber bald wieder auf,
nachdem er in nähere Beziehungen zu
Fr. de la Motte Fouqué getreten war,
der einen entſchiedenen Einfluß auf
ſeine literariſche und politiſche Rich-
tung ausübte. H. ſtudierte darauf
in Berlin Geſchichte und Philoſophie,
und noch als Student warf er ſich der
literariſchen Tätigkeit in die Arme.
Von Natur ariſtokratiſch geſinnt,
neigte ſich H. von Anfang an einer
konſervativen Welt- und Lebens-
anſchauung zu, und wurde er in der-
ſelben durch die Ereigniſſe des Jahres
1848 noch mehr beſtärkt. Jn dieſem
Jahre ſiedelte er von Altenburg, wo
er ſeit 1846 die Redaktion eines belle-
triſtiſchen Journals, „Die Roſen“,
geleitet hatte, nach Zeitz über, um dort
ein konſervatives Blatt, den „Pa-
triotiſchen Hausfreund“, zu begrün-
den; als jedoch dies Unternehmen
nach ſechs Monaten gänzlich ſcheiterte,
übernahm er 1849 die Redaktion der
„Neuen Preuß. (Kreuz-)Zeitung“ in
Berlin, die er bis an ſeinen Tod mit
ſeltener Treue u. Hingebung geführt
hat. Jm Jahre 1855 war er auch
Mitbegründer der ſozialpolitiſchen
Wochenſchrift „Berliner Revue“, in
der fortan ſeine Romane zuerſt er-
ſchienen, ſpäter ein fleißiger Mitarbei-
ter an der „Romanzeitung“ und am
„Daheim“. Die Jahre 1864, 1866
und 1870 begeiſterten ihn zu einer
Menge patriotiſcher Lieder, von denen
manches unvergeſſen bleiben wird.
Dazwiſchen wanderte er zu Fuß in
der Mark umher, Stoff für ſeine lite-
rariſchen Arbeiten ſammelnd, und als
ihn dann das Podagra peinigte, ſetzte
er ſeine Ausflüge zu Wagen fort. H.
ſtarb als Hofrat und Ritter vieler
Orden zu Berlin am 26. Febr. 1874.
S: Der Saga Saal (Ep. G.), 1839. –
Gedichte eines Royaliſten, 1841. –
Licht und Schatten aus einem Dich-
terleben, 1841. – Der Kampf der Kir-
chen (Ge.), 1843. – Novellen, 1843. –
Ein Winternachtstraum (Eine Ara-
beske. G.), 1842. – Silhouetten von
Berlin und der Umgegend, 1843. –
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