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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Fre
Freytag, Gustav,

wurde am 13.
Juli 1816 zu Kreuznach in Schlesien
als der Sohn eines praktischen Arz-
tes und nachmaligen Bürgermeisters
geboren, erhielt im elterlichen Hause
eine sorgfältige Erziehung und bezog,
nachdem er von 1829 an das Gym-
nasium in Öls besucht hatte, 1835 die
Universität Breslau, wo er unter
Hoffmann v. Fallersleben sein Stu-
dium der deutschen Philologie be-
gann, das er nach drei Semestern in
Berlin unter Lachmann fortsetzte.
Nachdem er an letzterem Orte 1838
die Doktorwürde erlangt hatte, trat
er 1839 in Breslau als Privatdozent
für deutsche Sprache u. Literatur auf.
Jn unabhängiger und materiell ge-
sicherter Lebensstellung wandte sich
F. bald poetischer Tätigkeit zu, und
sein zweites Drama "Die Valentine"
konnte sich schon eines großen Erfol-
ges rühmen. Jm Jahre 1844 gab F.
die akademische Lehrtätigkeit auf, weil
man ihm nicht gestatten wollte, eine
rein geschichtliche Vorlesung zu hal-
ten; er zog 1847 nach Dresden, wo
er sich im Herbst d. J. mit einer
wohlhabenden Landsmännin Emilie
Scholz, geschiedener Gräfin Dyhrn,
vermählte, die ihm in kinderloser Ehe
jahrzehntelang wohlgemut zur Seite
stand. Jm folgenden Jahre ließ sich
das junge Ehepaar in Leipzig nieder,
wo F. mit Julian Schmidt die Re-
daktion der "Grenzboten" übernahm.
Dieselbe führte er seit 1851, wo er
sich in dem Dorfe Siebleben b. Gotha
ein einfach behagliches Landhaus mit
ausgedehntem Garten erstand, in der
Weise, daß er für die Wintermonate
als Redakteur zeichnete, während J.
Schmidt die Leitung der Zeitschrift
für die Sommermonate übernahm.
Nach Schmidts Abgang nach Berlin
(1861) galt bis 1866 Moritz Busch u.
bis 1870 Julius Eckardt als öffent-
lich bestellter Redakteur. Jm konsti-
tuierenden Norddeutschen Reichstage
übernahm Fr. 1867 ein Mandat für
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einen Thüringer Wahlkreis u. schloß
sich dort den Nationalliberalen an;
doch verzichtete er nach Schluß der
Session für immer auf parlamenta-
rische Tätigkeit. Dagegen schloß er
sich gern im französischen Feldzuge
von 1870 auf Wunsch des preußischen
Kronprinzen, der ihn in den letzten
Jahren offenkundig ausgezeichnet
hatte, dessen Hauptquartier an und
begleitete dieses über Wörth und
Sedan bis nach Reims, wo er, des
müßigen Umherziehens müde, Urlaub
nahm. Nach seiner Heimkehr sah sich
Fr. aus der Redaktion der "Grenz-
boten" hinausgedrängt, und widmete
er nun seine journalistische Tätigkeit
der neubegründeten Wochenschrift für
das Leben des deutschen Volkes in
Staat, Wissenschaft und Kunst "Jm
deutschen Reich", bis er sich 1873 von
der Journalistik still auf sich zurück-
zog. Jm Sommer lebte F. zumeist
auf seiner Besitzung Siebleben bei
Gotha oder am Hofe des Herzogs
Ernst von Koburg, der ihn schon 1854
zum Hofrat und zu seinem Vorleser
ernannt hatte, und verbrachte den
Winter wie gewöhnlich in Leipzig,
bis er im Jahre 1879 seinen Wohn-
sitz für die Wintermonate nach Wies-
baden verlegte. Bei Gelegenheit sei-
nes 70. Geburtstages (1886) erhielt
F. vom Herzoge von Koburg-Gotha
den Titel eines Geh. Hofrats und
1893 seine Ernennung zum Wirkl.
Geh. Rat mit dem Prädikate Exzel-
lenz. Der König von Preußen er-
nannte ihn 1886 zum stimmfähigen
Ritter des Ordens pour le merite
und verfügte die Beschaffung seines
Bildes für die Berliner National-
galerie. F. starb in Wiesbaden am
30. April 1895 und wurde auf seiner
Besitzung in Siebleben bestattet. Am
28. Mai 1905 wurde das ihm in
Wiesbaden errichtete Standbild ent-
hüllt.

S:

Dichtungen; 1. Bdchn.: Die
Brautfahrt, oder: Kunz von der Ro-
sen (Lsp.), 1844. 2. A. 1889. - Der

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Fre
Freytag, Guſtav,

wurde am 13.
Juli 1816 zu Kreuznach in Schleſien
als der Sohn eines praktiſchen Arz-
tes und nachmaligen Bürgermeiſters
geboren, erhielt im elterlichen Hauſe
eine ſorgfältige Erziehung und bezog,
nachdem er von 1829 an das Gym-
naſium in Öls beſucht hatte, 1835 die
Univerſität Breslau, wo er unter
Hoffmann v. Fallersleben ſein Stu-
dium der deutſchen Philologie be-
gann, das er nach drei Semeſtern in
Berlin unter Lachmann fortſetzte.
Nachdem er an letzterem Orte 1838
die Doktorwürde erlangt hatte, trat
er 1839 in Breslau als Privatdozent
für deutſche Sprache u. Literatur auf.
Jn unabhängiger und materiell ge-
ſicherter Lebensſtellung wandte ſich
F. bald poetiſcher Tätigkeit zu, und
ſein zweites Drama „Die Valentine“
konnte ſich ſchon eines großen Erfol-
ges rühmen. Jm Jahre 1844 gab F.
die akademiſche Lehrtätigkeit auf, weil
man ihm nicht geſtatten wollte, eine
rein geſchichtliche Vorleſung zu hal-
ten; er zog 1847 nach Dresden, wo
er ſich im Herbſt d. J. mit einer
wohlhabenden Landsmännin Emilie
Scholz, geſchiedener Gräfin Dyhrn,
vermählte, die ihm in kinderloſer Ehe
jahrzehntelang wohlgemut zur Seite
ſtand. Jm folgenden Jahre ließ ſich
das junge Ehepaar in Leipzig nieder,
wo F. mit Julian Schmidt die Re-
daktion der „Grenzboten“ übernahm.
Dieſelbe führte er ſeit 1851, wo er
ſich in dem Dorfe Siebleben b. Gotha
ein einfach behagliches Landhaus mit
ausgedehntem Garten erſtand, in der
Weiſe, daß er für die Wintermonate
als Redakteur zeichnete, während J.
Schmidt die Leitung der Zeitſchrift
für die Sommermonate übernahm.
Nach Schmidts Abgang nach Berlin
(1861) galt bis 1866 Moritz Buſch u.
bis 1870 Julius Eckardt als öffent-
lich beſtellter Redakteur. Jm konſti-
tuierenden Norddeutſchen Reichstage
übernahm Fr. 1867 ein Mandat für
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einen Thüringer Wahlkreis u. ſchloß
ſich dort den Nationalliberalen an;
doch verzichtete er nach Schluß der
Seſſion für immer auf parlamenta-
riſche Tätigkeit. Dagegen ſchloß er
ſich gern im franzöſiſchen Feldzuge
von 1870 auf Wunſch des preußiſchen
Kronprinzen, der ihn in den letzten
Jahren offenkundig ausgezeichnet
hatte, deſſen Hauptquartier an und
begleitete dieſes über Wörth und
Sedan bis nach Reims, wo er, des
müßigen Umherziehens müde, Urlaub
nahm. Nach ſeiner Heimkehr ſah ſich
Fr. aus der Redaktion der „Grenz-
boten“ hinausgedrängt, und widmete
er nun ſeine journaliſtiſche Tätigkeit
der neubegründeten Wochenſchrift für
das Leben des deutſchen Volkes in
Staat, Wiſſenſchaft und Kunſt „Jm
deutſchen Reich“, bis er ſich 1873 von
der Journaliſtik ſtill auf ſich zurück-
zog. Jm Sommer lebte F. zumeiſt
auf ſeiner Beſitzung Siebleben bei
Gotha oder am Hofe des Herzogs
Ernſt von Koburg, der ihn ſchon 1854
zum Hofrat und zu ſeinem Vorleſer
ernannt hatte, und verbrachte den
Winter wie gewöhnlich in Leipzig,
bis er im Jahre 1879 ſeinen Wohn-
ſitz für die Wintermonate nach Wies-
baden verlegte. Bei Gelegenheit ſei-
nes 70. Geburtstages (1886) erhielt
F. vom Herzoge von Koburg-Gotha
den Titel eines Geh. Hofrats und
1893 ſeine Ernennung zum Wirkl.
Geh. Rat mit dem Prädikate Exzel-
lenz. Der König von Preußen er-
nannte ihn 1886 zum ſtimmfähigen
Ritter des Ordens pour le mérite
und verfügte die Beſchaffung ſeines
Bildes für die Berliner National-
galerie. F. ſtarb in Wiesbaden am
30. April 1895 und wurde auf ſeiner
Beſitzung in Siebleben beſtattet. Am
28. Mai 1905 wurde das ihm in
Wiesbaden errichtete Standbild ent-
hüllt.

S:

Dichtungen; 1. Bdchn.: Die
Brautfahrt, oder: Kunz von der Ro-
ſen (Lſp.), 1844. 2. A. 1889. – Der

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[272/0276] Fre Fre Freytag, Guſtav, wurde am 13. Juli 1816 zu Kreuznach in Schleſien als der Sohn eines praktiſchen Arz- tes und nachmaligen Bürgermeiſters geboren, erhielt im elterlichen Hauſe eine ſorgfältige Erziehung und bezog, nachdem er von 1829 an das Gym- naſium in Öls beſucht hatte, 1835 die Univerſität Breslau, wo er unter Hoffmann v. Fallersleben ſein Stu- dium der deutſchen Philologie be- gann, das er nach drei Semeſtern in Berlin unter Lachmann fortſetzte. Nachdem er an letzterem Orte 1838 die Doktorwürde erlangt hatte, trat er 1839 in Breslau als Privatdozent für deutſche Sprache u. Literatur auf. Jn unabhängiger und materiell ge- ſicherter Lebensſtellung wandte ſich F. bald poetiſcher Tätigkeit zu, und ſein zweites Drama „Die Valentine“ konnte ſich ſchon eines großen Erfol- ges rühmen. Jm Jahre 1844 gab F. die akademiſche Lehrtätigkeit auf, weil man ihm nicht geſtatten wollte, eine rein geſchichtliche Vorleſung zu hal- ten; er zog 1847 nach Dresden, wo er ſich im Herbſt d. J. mit einer wohlhabenden Landsmännin Emilie Scholz, geſchiedener Gräfin Dyhrn, vermählte, die ihm in kinderloſer Ehe jahrzehntelang wohlgemut zur Seite ſtand. Jm folgenden Jahre ließ ſich das junge Ehepaar in Leipzig nieder, wo F. mit Julian Schmidt die Re- daktion der „Grenzboten“ übernahm. Dieſelbe führte er ſeit 1851, wo er ſich in dem Dorfe Siebleben b. Gotha ein einfach behagliches Landhaus mit ausgedehntem Garten erſtand, in der Weiſe, daß er für die Wintermonate als Redakteur zeichnete, während J. Schmidt die Leitung der Zeitſchrift für die Sommermonate übernahm. Nach Schmidts Abgang nach Berlin (1861) galt bis 1866 Moritz Buſch u. bis 1870 Julius Eckardt als öffent- lich beſtellter Redakteur. Jm konſti- tuierenden Norddeutſchen Reichstage übernahm Fr. 1867 ein Mandat für einen Thüringer Wahlkreis u. ſchloß ſich dort den Nationalliberalen an; doch verzichtete er nach Schluß der Seſſion für immer auf parlamenta- riſche Tätigkeit. Dagegen ſchloß er ſich gern im franzöſiſchen Feldzuge von 1870 auf Wunſch des preußiſchen Kronprinzen, der ihn in den letzten Jahren offenkundig ausgezeichnet hatte, deſſen Hauptquartier an und begleitete dieſes über Wörth und Sedan bis nach Reims, wo er, des müßigen Umherziehens müde, Urlaub nahm. Nach ſeiner Heimkehr ſah ſich Fr. aus der Redaktion der „Grenz- boten“ hinausgedrängt, und widmete er nun ſeine journaliſtiſche Tätigkeit der neubegründeten Wochenſchrift für das Leben des deutſchen Volkes in Staat, Wiſſenſchaft und Kunſt „Jm deutſchen Reich“, bis er ſich 1873 von der Journaliſtik ſtill auf ſich zurück- zog. Jm Sommer lebte F. zumeiſt auf ſeiner Beſitzung Siebleben bei Gotha oder am Hofe des Herzogs Ernſt von Koburg, der ihn ſchon 1854 zum Hofrat und zu ſeinem Vorleſer ernannt hatte, und verbrachte den Winter wie gewöhnlich in Leipzig, bis er im Jahre 1879 ſeinen Wohn- ſitz für die Wintermonate nach Wies- baden verlegte. Bei Gelegenheit ſei- nes 70. Geburtstages (1886) erhielt F. vom Herzoge von Koburg-Gotha den Titel eines Geh. Hofrats und 1893 ſeine Ernennung zum Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikate Exzel- lenz. Der König von Preußen er- nannte ihn 1886 zum ſtimmfähigen Ritter des Ordens pour le mérite und verfügte die Beſchaffung ſeines Bildes für die Berliner National- galerie. F. ſtarb in Wiesbaden am 30. April 1895 und wurde auf ſeiner Beſitzung in Siebleben beſtattet. Am 28. Mai 1905 wurde das ihm in Wiesbaden errichtete Standbild ent- hüllt. S: Dichtungen; 1. Bdchn.: Die Brautfahrt, oder: Kunz von der Ro- ſen (Lſp.), 1844. 2. A. 1889. – Der *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/276>, abgerufen am 21.11.2024.