Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Bul
Siebenbürgens. Hier lernte sie den
k. k. Rittmeister Arthur Baron B.
kennen und vermählte sich mit ihm
im Februar 1868 in Hermannstadt.
Noch vier Jahre blieb sie in Sieben-
bürgen, u. als dann der Gatte krank-
heitshalber seinen Abschied nahm, zog
sich das Ehepaar auf seinen Landsitz
Teesdorf an der Aspangbahn in Nie-
derösterreich zurück, wo es drei Jahr-
zehnte seinen Wohnsitz behielt, um
dann nach Wien zu übersiedeln. Eine
angeborene Neigung zur Beobach-
tung, noch verstärkt durch die Berüh-
rung mit verschiedenen Nationen und
Gesellschaftskreisen, sowie große Rei-
sen durch Frankreich, die Schweiz,
Jtalien und Deutschland entwickelten
in der Dichterin den Trieb, ihre Ge-
danken mit der Feder auszudrücken.

S:

Gedachtes u. Empfundenes (Apho-
rismen), 1896. - Ohne Herz (Strand-
idyll), 1899. - Adrienne, ein Kloster-
kind (E.), 1900. - Die schlimme Lori
und die brave Addi (Lehrreiche Hei-
ratsgesch.), 1902. - Ohne Basis (R.),
1904. - Bengalisches Feuer (Nn.),
1907.

*Bulthaupt, Heinrich Alfred,


* zu Bremen am 26. Oktbr. 1849, wo
sein Vater Schulvorsteher war, be-
suchte das Gymnasium daselbst und
studierte von 1868-72 in Würzburg,
Göttingen, Berlin und Leipzig die
Rechte, nebenbei aber auch Ästhetik
und Literatur. Auch machten die viel-
fachen Anregungen, die das Theater
schon dem Knaben in früher Jugend
gegeben, der besonders auf das Dra-
matische gerichtete poetische Drang u.
eine der starken Neigung dahin ent-
sprechende eifrige Pflege der Musik
während der Studienzeit ihre Rechte
geltend, und schon während derselben
(1869) entstand sein erstes Drama
"Saul". Nachdem B. in Leipzig die
juristische Doktorwürde erlangt und
danach eine Reise durch Süddeutsch-
land unternommen hatte, folgte er
einem jungen Russen als Hauslehrer
[Spaltenumbruch]

Bul
nach Kiew. Eine längere Reise durch
Kleinasien, Griechenland, Tunis schloß
sich 1873 daran, und über Jtalien
kehrte er nach Deutschland zurück, wo
er zunächst seiner Militärpflicht in
Leipzig genügte und sich dann (1875)
als Advokat in Bremen niederließ.
Am 1. Jan. 1879 wurde er als Nach-
folger J. G. Kohls Stadtbibliothekar
daselbst, u. nachdem er einen ehren-
vollen Ruf als Professor an die Kunst-
akademie in Düsseldorf abgelehnt,
vom Senat 1892 zum Professor er-
nannt. Der Alltagsarbeit in seiner
Stellung entrückt, nahmen seine lite-
rarischen Studien und Arbeiten und
sein dichterisches Schaffen den glück-
lichsten Aufschwung. Er begab sich
zunächst auf das kritische und literar-
historische Gebiet, auf dem er sich be-
reits durch seine "Dramaturgischen
Skizzen" (1878), "Streifzüge auf
dramaturgischem und kritischem Ge-
biet" (1879) u. "Das Münchener Ge-
samtgastspiel" (1880) versucht hatte,
und schuf sein Hauptwerk "Drama-
turgie der Klassiker" (II, 1880-82),
das dann mit dem 3. u. 4. Bde. unter
dem Titel "Dramaturgie des Schau-
spiels" (1888-1901) erschien. Er un-
terzieht in diesem Werke die Dramen
der klassischen Zeit bis auf Grillpar-
zer, Gutzkow u. Laube einer eingehen-
den Kritik. Sein ästhetischer Stand-
punkt wurzelte ganz in der Welt der
Klassiker; der Entwicklung des moder-
nen Dramas stand er, wenigstens im
Anfang, zweifelnd und ablehnend
gegenüber; doch hat er in dem letzten
Bande auch das junge Drama (Jbsen,
Wildenbruch, Sudermann, Haupt-
mann) zu verstehen versucht. Seine
stark ausgebildete musikalische Ver-
anlagung ließ ihn dann auch der Ent-
wicklung der Musik nahe treten und
ihn Studien treiben, als deren Er-
gebnis seine "Dramaturgie der Oper"
(II, 1887) anzusehen ist. B. war auch
Präsident des Künstlervereins in Bre-
men u. stellte bei allen sich bietenden

*


[Spaltenumbruch]

Bul
Siebenbürgens. Hier lernte ſie den
k. k. Rittmeiſter Arthur Baron B.
kennen und vermählte ſich mit ihm
im Februar 1868 in Hermannſtadt.
Noch vier Jahre blieb ſie in Sieben-
bürgen, u. als dann der Gatte krank-
heitshalber ſeinen Abſchied nahm, zog
ſich das Ehepaar auf ſeinen Landſitz
Teesdorf an der Aſpangbahn in Nie-
deröſterreich zurück, wo es drei Jahr-
zehnte ſeinen Wohnſitz behielt, um
dann nach Wien zu überſiedeln. Eine
angeborene Neigung zur Beobach-
tung, noch verſtärkt durch die Berüh-
rung mit verſchiedenen Nationen und
Geſellſchaftskreiſen, ſowie große Rei-
ſen durch Frankreich, die Schweiz,
Jtalien und Deutſchland entwickelten
in der Dichterin den Trieb, ihre Ge-
danken mit der Feder auszudrücken.

S:

Gedachtes u. Empfundenes (Apho-
rismen), 1896. – Ohne Herz (Strand-
idyll), 1899. – Adrienne, ein Kloſter-
kind (E.), 1900. – Die ſchlimme Lori
und die brave Addi (Lehrreiche Hei-
ratsgeſch.), 1902. – Ohne Baſis (R.),
1904. – Bengaliſches Feuer (Nn.),
1907.

*Bulthaupt, Heinrich Alfred,


* zu Bremen am 26. Oktbr. 1849, wo
ſein Vater Schulvorſteher war, be-
ſuchte das Gymnaſium daſelbſt und
ſtudierte von 1868–72 in Würzburg,
Göttingen, Berlin und Leipzig die
Rechte, nebenbei aber auch Äſthetik
und Literatur. Auch machten die viel-
fachen Anregungen, die das Theater
ſchon dem Knaben in früher Jugend
gegeben, der beſonders auf das Dra-
matiſche gerichtete poetiſche Drang u.
eine der ſtarken Neigung dahin ent-
ſprechende eifrige Pflege der Muſik
während der Studienzeit ihre Rechte
geltend, und ſchon während derſelben
(1869) entſtand ſein erſtes Drama
„Saul“. Nachdem B. in Leipzig die
juriſtiſche Doktorwürde erlangt und
danach eine Reiſe durch Süddeutſch-
land unternommen hatte, folgte er
einem jungen Ruſſen als Hauslehrer
[Spaltenumbruch]

Bul
nach Kiew. Eine längere Reiſe durch
Kleinaſien, Griechenland, Tunis ſchloß
ſich 1873 daran, und über Jtalien
kehrte er nach Deutſchland zurück, wo
er zunächſt ſeiner Militärpflicht in
Leipzig genügte und ſich dann (1875)
als Advokat in Bremen niederließ.
Am 1. Jan. 1879 wurde er als Nach-
folger J. G. Kohls Stadtbibliothekar
daſelbſt, u. nachdem er einen ehren-
vollen Ruf als Profeſſor an die Kunſt-
akademie in Düſſeldorf abgelehnt,
vom Senat 1892 zum Profeſſor er-
nannt. Der Alltagsarbeit in ſeiner
Stellung entrückt, nahmen ſeine lite-
rariſchen Studien und Arbeiten und
ſein dichteriſches Schaffen den glück-
lichſten Aufſchwung. Er begab ſich
zunächſt auf das kritiſche und literar-
hiſtoriſche Gebiet, auf dem er ſich be-
reits durch ſeine „Dramaturgiſchen
Skizzen“ (1878), „Streifzüge auf
dramaturgiſchem und kritiſchem Ge-
biet“ (1879) u. „Das Münchener Ge-
ſamtgaſtſpiel“ (1880) verſucht hatte,
und ſchuf ſein Hauptwerk „Drama-
turgie der Klaſſiker“ (II, 1880–82),
das dann mit dem 3. u. 4. Bde. unter
dem Titel „Dramaturgie des Schau-
ſpiels“ (1888–1901) erſchien. Er un-
terzieht in dieſem Werke die Dramen
der klaſſiſchen Zeit bis auf Grillpar-
zer, Gutzkow u. Laube einer eingehen-
den Kritik. Sein äſthetiſcher Stand-
punkt wurzelte ganz in der Welt der
Klaſſiker; der Entwicklung des moder-
nen Dramas ſtand er, wenigſtens im
Anfang, zweifelnd und ablehnend
gegenüber; doch hat er in dem letzten
Bande auch das junge Drama (Jbſen,
Wildenbruch, Sudermann, Haupt-
mann) zu verſtehen verſucht. Seine
ſtark ausgebildete muſikaliſche Ver-
anlagung ließ ihn dann auch der Ent-
wicklung der Muſik nahe treten und
ihn Studien treiben, als deren Er-
gebnis ſeine „Dramaturgie der Oper“
(II, 1887) anzuſehen iſt. B. war auch
Präſident des Künſtlervereins in Bre-
men u. ſtellte bei allen ſich bietenden

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0385" n="381"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Bul</hi></fw><lb/>
Siebenbürgens. Hier lernte &#x017F;ie den<lb/>
k. k. Rittmei&#x017F;ter Arthur Baron B.<lb/>
kennen und vermählte &#x017F;ich mit ihm<lb/>
im Februar 1868 in Hermann&#x017F;tadt.<lb/>
Noch vier Jahre blieb &#x017F;ie in Sieben-<lb/>
bürgen, u. als dann der Gatte krank-<lb/>
heitshalber &#x017F;einen Ab&#x017F;chied nahm, zog<lb/>
&#x017F;ich das Ehepaar auf &#x017F;einen Land&#x017F;itz<lb/>
Teesdorf an der A&#x017F;pangbahn in Nie-<lb/>
derö&#x017F;terreich zurück, wo es drei Jahr-<lb/>
zehnte &#x017F;einen Wohn&#x017F;itz behielt, um<lb/>
dann nach Wien zu über&#x017F;iedeln. Eine<lb/>
angeborene Neigung zur Beobach-<lb/>
tung, noch ver&#x017F;tärkt durch die Berüh-<lb/>
rung mit ver&#x017F;chiedenen Nationen und<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftskrei&#x017F;en, &#x017F;owie große Rei-<lb/>
&#x017F;en durch Frankreich, die Schweiz,<lb/>
Jtalien und Deut&#x017F;chland entwickelten<lb/>
in der Dichterin den Trieb, ihre Ge-<lb/>
danken mit der Feder auszudrücken.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Gedachtes u. Empfundenes (Apho-<lb/>
rismen), 1896. &#x2013; Ohne Herz (Strand-<lb/>
idyll), 1899. &#x2013; Adrienne, ein Klo&#x017F;ter-<lb/>
kind (E.), 1900. &#x2013; Die &#x017F;chlimme Lori<lb/>
und die brave Addi (Lehrreiche Hei-<lb/>
ratsge&#x017F;ch.), 1902. &#x2013; Ohne Ba&#x017F;is (R.),<lb/>
1904. &#x2013; Bengali&#x017F;ches Feuer (Nn.),<lb/>
1907.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<hi rendition="#b">Bulthaupt,</hi> Heinrich <hi rendition="#g">Alfred,</hi></head>
        <p><lb/>
* zu Bremen am 26. Oktbr. 1849, wo<lb/>
&#x017F;ein Vater Schulvor&#x017F;teher war, be-<lb/>
&#x017F;uchte das Gymna&#x017F;ium da&#x017F;elb&#x017F;t und<lb/>
&#x017F;tudierte von 1868&#x2013;72 in Würzburg,<lb/>
Göttingen, Berlin und Leipzig die<lb/>
Rechte, nebenbei aber auch Ä&#x017F;thetik<lb/>
und Literatur. Auch machten die viel-<lb/>
fachen Anregungen, die das Theater<lb/>
&#x017F;chon dem Knaben in früher Jugend<lb/>
gegeben, der be&#x017F;onders auf das Dra-<lb/>
mati&#x017F;che gerichtete poeti&#x017F;che Drang u.<lb/>
eine der &#x017F;tarken Neigung dahin ent-<lb/>
&#x017F;prechende eifrige Pflege der Mu&#x017F;ik<lb/>
während der Studienzeit ihre Rechte<lb/>
geltend, und &#x017F;chon während der&#x017F;elben<lb/>
(1869) ent&#x017F;tand &#x017F;ein er&#x017F;tes Drama<lb/>
&#x201E;Saul&#x201C;. Nachdem B. in Leipzig die<lb/>
juri&#x017F;ti&#x017F;che Doktorwürde erlangt und<lb/>
danach eine Rei&#x017F;e durch Süddeut&#x017F;ch-<lb/>
land unternommen hatte, folgte er<lb/>
einem jungen Ru&#x017F;&#x017F;en als Hauslehrer<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Bul</hi></fw><lb/>
nach Kiew. Eine längere Rei&#x017F;e durch<lb/>
Kleina&#x017F;ien, Griechenland, Tunis &#x017F;chloß<lb/>
&#x017F;ich 1873 daran, und über Jtalien<lb/>
kehrte er nach Deut&#x017F;chland zurück, wo<lb/>
er zunäch&#x017F;t &#x017F;einer Militärpflicht in<lb/>
Leipzig genügte und &#x017F;ich dann (1875)<lb/>
als Advokat in Bremen niederließ.<lb/>
Am 1. Jan. 1879 wurde er als Nach-<lb/>
folger J. G. Kohls Stadtbibliothekar<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t, u. nachdem er einen ehren-<lb/>
vollen Ruf als Profe&#x017F;&#x017F;or an die Kun&#x017F;t-<lb/>
akademie in Dü&#x017F;&#x017F;eldorf abgelehnt,<lb/>
vom Senat 1892 zum Profe&#x017F;&#x017F;or er-<lb/>
nannt. Der Alltagsarbeit in &#x017F;einer<lb/>
Stellung entrückt, nahmen &#x017F;eine lite-<lb/>
rari&#x017F;chen Studien und Arbeiten und<lb/>
&#x017F;ein dichteri&#x017F;ches Schaffen den glück-<lb/>
lich&#x017F;ten Auf&#x017F;chwung. Er begab &#x017F;ich<lb/>
zunäch&#x017F;t auf das kriti&#x017F;che und literar-<lb/>
hi&#x017F;tori&#x017F;che Gebiet, auf dem er &#x017F;ich be-<lb/>
reits durch &#x017F;eine &#x201E;Dramaturgi&#x017F;chen<lb/>
Skizzen&#x201C; (1878), &#x201E;Streifzüge auf<lb/>
dramaturgi&#x017F;chem und kriti&#x017F;chem Ge-<lb/>
biet&#x201C; (1879) u. &#x201E;Das Münchener Ge-<lb/>
&#x017F;amtga&#x017F;t&#x017F;piel&#x201C; (1880) ver&#x017F;ucht hatte,<lb/>
und &#x017F;chuf &#x017F;ein Hauptwerk &#x201E;Drama-<lb/>
turgie der Kla&#x017F;&#x017F;iker&#x201C; (<hi rendition="#aq">II,</hi> 1880&#x2013;82),<lb/>
das dann mit dem 3. u. 4. Bde. unter<lb/>
dem Titel &#x201E;Dramaturgie des Schau-<lb/>
&#x017F;piels&#x201C; (1888&#x2013;1901) er&#x017F;chien. Er un-<lb/>
terzieht in die&#x017F;em Werke die Dramen<lb/>
der kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Zeit bis auf Grillpar-<lb/>
zer, Gutzkow u. Laube einer eingehen-<lb/>
den Kritik. Sein ä&#x017F;theti&#x017F;cher Stand-<lb/>
punkt wurzelte ganz in der Welt der<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;iker; der Entwicklung des moder-<lb/>
nen Dramas &#x017F;tand er, wenig&#x017F;tens im<lb/>
Anfang, zweifelnd und ablehnend<lb/>
gegenüber; doch hat er in dem letzten<lb/>
Bande auch das junge Drama (Jb&#x017F;en,<lb/>
Wildenbruch, Sudermann, Haupt-<lb/>
mann) zu ver&#x017F;tehen ver&#x017F;ucht. Seine<lb/>
&#x017F;tark ausgebildete mu&#x017F;ikali&#x017F;che Ver-<lb/>
anlagung ließ ihn dann auch der Ent-<lb/>
wicklung der Mu&#x017F;ik nahe treten und<lb/>
ihn Studien treiben, als deren Er-<lb/>
gebnis &#x017F;eine &#x201E;Dramaturgie der Oper&#x201C;<lb/>
(<hi rendition="#aq">II,</hi> 1887) anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t. B. war auch<lb/>
Prä&#x017F;ident des Kün&#x017F;tlervereins in Bre-<lb/>
men u. &#x017F;tellte bei allen &#x017F;ich bietenden<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0385] Bul Bul Siebenbürgens. Hier lernte ſie den k. k. Rittmeiſter Arthur Baron B. kennen und vermählte ſich mit ihm im Februar 1868 in Hermannſtadt. Noch vier Jahre blieb ſie in Sieben- bürgen, u. als dann der Gatte krank- heitshalber ſeinen Abſchied nahm, zog ſich das Ehepaar auf ſeinen Landſitz Teesdorf an der Aſpangbahn in Nie- deröſterreich zurück, wo es drei Jahr- zehnte ſeinen Wohnſitz behielt, um dann nach Wien zu überſiedeln. Eine angeborene Neigung zur Beobach- tung, noch verſtärkt durch die Berüh- rung mit verſchiedenen Nationen und Geſellſchaftskreiſen, ſowie große Rei- ſen durch Frankreich, die Schweiz, Jtalien und Deutſchland entwickelten in der Dichterin den Trieb, ihre Ge- danken mit der Feder auszudrücken. S: Gedachtes u. Empfundenes (Apho- rismen), 1896. – Ohne Herz (Strand- idyll), 1899. – Adrienne, ein Kloſter- kind (E.), 1900. – Die ſchlimme Lori und die brave Addi (Lehrreiche Hei- ratsgeſch.), 1902. – Ohne Baſis (R.), 1904. – Bengaliſches Feuer (Nn.), 1907. *Bulthaupt, Heinrich Alfred, * zu Bremen am 26. Oktbr. 1849, wo ſein Vater Schulvorſteher war, be- ſuchte das Gymnaſium daſelbſt und ſtudierte von 1868–72 in Würzburg, Göttingen, Berlin und Leipzig die Rechte, nebenbei aber auch Äſthetik und Literatur. Auch machten die viel- fachen Anregungen, die das Theater ſchon dem Knaben in früher Jugend gegeben, der beſonders auf das Dra- matiſche gerichtete poetiſche Drang u. eine der ſtarken Neigung dahin ent- ſprechende eifrige Pflege der Muſik während der Studienzeit ihre Rechte geltend, und ſchon während derſelben (1869) entſtand ſein erſtes Drama „Saul“. Nachdem B. in Leipzig die juriſtiſche Doktorwürde erlangt und danach eine Reiſe durch Süddeutſch- land unternommen hatte, folgte er einem jungen Ruſſen als Hauslehrer nach Kiew. Eine längere Reiſe durch Kleinaſien, Griechenland, Tunis ſchloß ſich 1873 daran, und über Jtalien kehrte er nach Deutſchland zurück, wo er zunächſt ſeiner Militärpflicht in Leipzig genügte und ſich dann (1875) als Advokat in Bremen niederließ. Am 1. Jan. 1879 wurde er als Nach- folger J. G. Kohls Stadtbibliothekar daſelbſt, u. nachdem er einen ehren- vollen Ruf als Profeſſor an die Kunſt- akademie in Düſſeldorf abgelehnt, vom Senat 1892 zum Profeſſor er- nannt. Der Alltagsarbeit in ſeiner Stellung entrückt, nahmen ſeine lite- rariſchen Studien und Arbeiten und ſein dichteriſches Schaffen den glück- lichſten Aufſchwung. Er begab ſich zunächſt auf das kritiſche und literar- hiſtoriſche Gebiet, auf dem er ſich be- reits durch ſeine „Dramaturgiſchen Skizzen“ (1878), „Streifzüge auf dramaturgiſchem und kritiſchem Ge- biet“ (1879) u. „Das Münchener Ge- ſamtgaſtſpiel“ (1880) verſucht hatte, und ſchuf ſein Hauptwerk „Drama- turgie der Klaſſiker“ (II, 1880–82), das dann mit dem 3. u. 4. Bde. unter dem Titel „Dramaturgie des Schau- ſpiels“ (1888–1901) erſchien. Er un- terzieht in dieſem Werke die Dramen der klaſſiſchen Zeit bis auf Grillpar- zer, Gutzkow u. Laube einer eingehen- den Kritik. Sein äſthetiſcher Stand- punkt wurzelte ganz in der Welt der Klaſſiker; der Entwicklung des moder- nen Dramas ſtand er, wenigſtens im Anfang, zweifelnd und ablehnend gegenüber; doch hat er in dem letzten Bande auch das junge Drama (Jbſen, Wildenbruch, Sudermann, Haupt- mann) zu verſtehen verſucht. Seine ſtark ausgebildete muſikaliſche Ver- anlagung ließ ihn dann auch der Ent- wicklung der Muſik nahe treten und ihn Studien treiben, als deren Er- gebnis ſeine „Dramaturgie der Oper“ (II, 1887) anzuſehen iſt. B. war auch Präſident des Künſtlervereins in Bre- men u. ſtellte bei allen ſich bietenden *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/385
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/385>, abgerufen am 16.11.2024.