Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Vermischte Gedichte Untersuchung der Unempfindlich- keit über unsere Gesund- heit. Wenn unsers Blutes reger Lauf in seinem richtgen Zirkel gehet, Wenn sonder äußerlichen Schmerz es wohl um die Gesund- heit stehet, So scheints, ob fühle man darüber kein recht, kein wirk- liches Vergnügen. Allein, dieß kömmt nur bloß daher, weil etwan andre Lust uns rührt, Wie oder daß sich andre Vorwürf' zu unseren Gedanken fügen. Es ist gewiß, daß man im Denken: man sey gesund, Vergnügen spürt, Ob solche Lust gleich nicht so lebhaft, als wie die strenge Lust der Liebe, Wovon die aufgebrachten Triebe Sich einer Art von Anfall gleichen. Wann aber der Gesundheit Stand Jn einer Ebenmaaß bestehet, im sanft- und langsamen Be- wegen Der Feuchtigkeit in unserm Körper; so wird man durch so sanftes Regen Jn eine Art von Zubereitung zu mancher nahen Lust gesetzt, Jn eine Art von Fähigkeit, daß man sich gern und leicht ergetzt. Die Seel empfindet ein Vergnügen von Ruh und stillem Ueberlegen, Sowohl,
Vermiſchte Gedichte Unterſuchung der Unempfindlich- keit uͤber unſere Geſund- heit. Wenn unſers Blutes reger Lauf in ſeinem richtgen Zirkel gehet, Wenn ſonder aͤußerlichen Schmerz es wohl um die Geſund- heit ſtehet, So ſcheints, ob fuͤhle man daruͤber kein recht, kein wirk- liches Vergnuͤgen. Allein, dieß koͤmmt nur bloß daher, weil etwan andre Luſt uns ruͤhrt, Wie oder daß ſich andre Vorwuͤrf’ zu unſeren Gedanken fuͤgen. Es iſt gewiß, daß man im Denken: man ſey geſund, Vergnuͤgen ſpuͤrt, Ob ſolche Luſt gleich nicht ſo lebhaft, als wie die ſtrenge Luſt der Liebe, Wovon die aufgebrachten Triebe Sich einer Art von Anfall gleichen. Wann aber der Geſundheit Stand Jn einer Ebenmaaß beſtehet, im ſanft- und langſamen Be- wegen Der Feuchtigkeit in unſerm Koͤrper; ſo wird man durch ſo ſanftes Regen Jn eine Art von Zubereitung zu mancher nahen Luſt geſetzt, Jn eine Art von Faͤhigkeit, daß man ſich gern und leicht ergetzt. Die Seel empfindet ein Vergnuͤgen von Ruh und ſtillem Ueberlegen, Sowohl,
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Vermiſchte Gedichte
Unterſuchung der Unempfindlich-
keit uͤber unſere Geſund-
heit.
Wenn unſers Blutes reger Lauf in ſeinem richtgen
Zirkel gehet,
Wenn ſonder aͤußerlichen Schmerz es wohl um die Geſund-
heit ſtehet,
So ſcheints, ob fuͤhle man daruͤber kein recht, kein wirk-
liches Vergnuͤgen.
Allein, dieß koͤmmt nur bloß daher, weil etwan andre
Luſt uns ruͤhrt,
Wie oder daß ſich andre Vorwuͤrf’ zu unſeren Gedanken
fuͤgen.
Es iſt gewiß, daß man im Denken: man ſey geſund,
Vergnuͤgen ſpuͤrt,
Ob ſolche Luſt gleich nicht ſo lebhaft, als wie die ſtrenge
Luſt der Liebe,
Wovon die aufgebrachten Triebe
Sich einer Art von Anfall gleichen. Wann aber der
Geſundheit Stand
Jn einer Ebenmaaß beſtehet, im ſanft- und langſamen Be-
wegen
Der Feuchtigkeit in unſerm Koͤrper; ſo wird man durch
ſo ſanftes Regen
Jn eine Art von Zubereitung zu mancher nahen Luſt
geſetzt,
Jn eine Art von Faͤhigkeit, daß man ſich gern und leicht
ergetzt.
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Ueberlegen,
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