Wenn in die spiegelnde Crystallen Der Augen so viel Wunder fallen, Und wir von allen dem, was schön, So herrliche Gestalten sehn, Die uns durch Farb und Licht vergnügen, Warum will unsre Seele nicht Zu solcher Lust bey dem Gesicht Die Kraft der Ueberlegung fügen, Und nicht an den, der für die Pracht Der schönen Welt sie sinnlich macht, Jhr dazu Augen wollen schenken, Mit Dank, in ihrer Lust nicht denken? Warum will sie, nach ihrer Pflicht, Nicht wenigstens das Sonnenlicht, Und in ihr den, der ihre Pracht Zum Nutz der Kreatur gemacht, Nicht preisen, seiner sich nicht freuen, Ein froh Bewundern ihm nicht weihen?
4. Des
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
3. Des Geſichts.
Wenn in die ſpiegelnde Cryſtallen Der Augen ſo viel Wunder fallen, Und wir von allen dem, was ſchoͤn, So herrliche Geſtalten ſehn, Die uns durch Farb und Licht vergnuͤgen, Warum will unſre Seele nicht Zu ſolcher Luſt bey dem Geſicht Die Kraft der Ueberlegung fuͤgen, Und nicht an den, der fuͤr die Pracht Der ſchoͤnen Welt ſie ſinnlich macht, Jhr dazu Augen wollen ſchenken, Mit Dank, in ihrer Luſt nicht denken? Warum will ſie, nach ihrer Pflicht, Nicht wenigſtens das Sonnenlicht, Und in ihr den, der ihre Pracht Zum Nutz der Kreatur gemacht, Nicht preiſen, ſeiner ſich nicht freuen, Ein froh Bewundern ihm nicht weihen?
4. Des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0417"n="397"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">3. Des Geſichts.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>enn in die ſpiegelnde Cryſtallen</l><lb/><l>Der Augen ſo viel Wunder fallen,</l><lb/><l>Und wir von allen dem, was ſchoͤn,</l><lb/><l>So herrliche Geſtalten ſehn,</l><lb/><l>Die uns durch Farb und Licht vergnuͤgen,</l><lb/><l>Warum will unſre Seele nicht</l><lb/><l>Zu ſolcher Luſt bey dem Geſicht</l><lb/><l>Die Kraft der Ueberlegung fuͤgen,</l><lb/><l>Und nicht an den, der fuͤr die Pracht</l><lb/><l>Der ſchoͤnen Welt ſie ſinnlich macht,</l><lb/><l>Jhr dazu Augen wollen ſchenken,</l><lb/><l>Mit Dank, in ihrer Luſt nicht denken?</l><lb/><l>Warum will ſie, nach ihrer Pflicht,</l><lb/><l>Nicht wenigſtens das Sonnenlicht,</l><lb/><l>Und in ihr den, der ihre Pracht</l><lb/><l>Zum Nutz der Kreatur gemacht,</l><lb/><l>Nicht preiſen, ſeiner ſich nicht freuen,</l><lb/><l>Ein froh Bewundern ihm nicht weihen?</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">4. Des</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[397/0417]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
3. Des Geſichts.
Wenn in die ſpiegelnde Cryſtallen
Der Augen ſo viel Wunder fallen,
Und wir von allen dem, was ſchoͤn,
So herrliche Geſtalten ſehn,
Die uns durch Farb und Licht vergnuͤgen,
Warum will unſre Seele nicht
Zu ſolcher Luſt bey dem Geſicht
Die Kraft der Ueberlegung fuͤgen,
Und nicht an den, der fuͤr die Pracht
Der ſchoͤnen Welt ſie ſinnlich macht,
Jhr dazu Augen wollen ſchenken,
Mit Dank, in ihrer Luſt nicht denken?
Warum will ſie, nach ihrer Pflicht,
Nicht wenigſtens das Sonnenlicht,
Und in ihr den, der ihre Pracht
Zum Nutz der Kreatur gemacht,
Nicht preiſen, ſeiner ſich nicht freuen,
Ein froh Bewundern ihm nicht weihen?
4. Des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/417>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.