Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
Der wunderbare Triangel.
Wir sahen unsrer Erden Fläche sich von der Sonne
abwerts lenken,

Es schien der Sonnenkörper sich allmählig in das Meer
zu senken,

Es streifte noch ihr niedrig Licht, das immer güldner
ward, der Queer

Auf unsre schön beblümte Wiesen und über unsre Felder
her,

Es rötheten sich Büsch und Wälder, der güldnen Stra-
len zarte Flut,

Die alle Vorwürf' überströmet, und auf schmaragdnem
Grunde ruht,

Vergüldet' alle Gegenwürfe und machte sie noch einst so
schön:

Was man erblickt, schien fast verklärt, in einer güldnen
Glut zu stehn.

Das blumichte Gefilde schien
Mit Licht und Schimmer übergossen,
Der Büsch und aller Kräuter Grün
Schien, mit gefärbtem Glanz, beflossen.
Es streckten, durch den Gegensatz das Licht zu mehren,
lange Schatten,

Jn einer riesenförmgen Länge, sich über die beblümten
Matten:

Durch deren klares Dunkelgrün,
Das Licht der überstralten Stellen, erhaben, desto hel-
ler schien.

So vieler schöner Gegenwürfe Glanz, Anmuth, Lieb-
lichkeit und Menge
Formir-
Vermiſchte Gedichte
Der wunderbare Triangel.
Wir ſahen unſrer Erden Flaͤche ſich von der Sonne
abwerts lenken,

Es ſchien der Sonnenkoͤrper ſich allmaͤhlig in das Meer
zu ſenken,

Es ſtreifte noch ihr niedrig Licht, das immer guͤldner
ward, der Queer

Auf unſre ſchoͤn bebluͤmte Wieſen und uͤber unſre Felder
her,

Es roͤtheten ſich Buͤſch und Waͤlder, der guͤldnen Stra-
len zarte Flut,

Die alle Vorwuͤrf’ uͤberſtroͤmet, und auf ſchmaragdnem
Grunde ruht,

Verguͤldet’ alle Gegenwuͤrfe und machte ſie noch einſt ſo
ſchoͤn:

Was man erblickt, ſchien faſt verklaͤrt, in einer guͤldnen
Glut zu ſtehn.

Das blumichte Gefilde ſchien
Mit Licht und Schimmer uͤbergoſſen,
Der Buͤſch und aller Kraͤuter Gruͤn
Schien, mit gefaͤrbtem Glanz, befloſſen.
Es ſtreckten, durch den Gegenſatz das Licht zu mehren,
lange Schatten,

Jn einer rieſenfoͤrmgen Laͤnge, ſich uͤber die bebluͤmten
Matten:

Durch deren klares Dunkelgruͤn,
Das Licht der uͤberſtralten Stellen, erhaben, deſto hel-
ler ſchien.

So vieler ſchoͤner Gegenwuͤrfe Glanz, Anmuth, Lieb-
lichkeit und Menge
Formir-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0382" n="362"/>
        <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der wunderbare Triangel.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ir &#x017F;ahen un&#x017F;rer Erden Fla&#x0364;che &#x017F;ich von der Sonne<lb/><hi rendition="#et">abwerts lenken,</hi></l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chien der Sonnenko&#x0364;rper &#x017F;ich allma&#x0364;hlig in das Meer<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;enken,</hi></l><lb/>
            <l>Es &#x017F;treifte noch ihr niedrig Licht, das immer gu&#x0364;ldner<lb/><hi rendition="#et">ward, der Queer</hi></l><lb/>
            <l>Auf un&#x017F;re &#x017F;cho&#x0364;n beblu&#x0364;mte Wie&#x017F;en und u&#x0364;ber un&#x017F;re Felder<lb/><hi rendition="#et">her,</hi></l><lb/>
            <l>Es ro&#x0364;theten &#x017F;ich Bu&#x0364;&#x017F;ch und Wa&#x0364;lder, der gu&#x0364;ldnen Stra-<lb/><hi rendition="#et">len zarte Flut,</hi></l><lb/>
            <l>Die alle Vorwu&#x0364;rf&#x2019; u&#x0364;ber&#x017F;tro&#x0364;met, und auf &#x017F;chmaragdnem<lb/><hi rendition="#et">Grunde ruht,</hi></l><lb/>
            <l>Vergu&#x0364;ldet&#x2019; alle Gegenwu&#x0364;rfe und machte &#x017F;ie noch ein&#x017F;t &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n:</hi></l><lb/>
            <l>Was man erblickt, &#x017F;chien fa&#x017F;t verkla&#x0364;rt, in einer gu&#x0364;ldnen<lb/><hi rendition="#et">Glut zu &#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
            <l>Das blumichte Gefilde &#x017F;chien</l><lb/>
            <l>Mit Licht und Schimmer u&#x0364;bergo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Der Bu&#x0364;&#x017F;ch und aller Kra&#x0364;uter Gru&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Schien, mit gefa&#x0364;rbtem Glanz, beflo&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;treckten, durch den Gegen&#x017F;atz das Licht zu mehren,<lb/><hi rendition="#et">lange Schatten,</hi></l><lb/>
            <l>Jn einer rie&#x017F;enfo&#x0364;rmgen La&#x0364;nge, &#x017F;ich u&#x0364;ber die beblu&#x0364;mten<lb/><hi rendition="#et">Matten:</hi></l><lb/>
            <l>Durch deren klares Dunkelgru&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Das Licht der u&#x0364;ber&#x017F;tralten Stellen, erhaben, de&#x017F;to hel-<lb/><hi rendition="#et">ler &#x017F;chien.</hi></l><lb/>
            <l>So vieler &#x017F;cho&#x0364;ner Gegenwu&#x0364;rfe Glanz, Anmuth, Lieb-<lb/><hi rendition="#et">lichkeit und Menge</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Formir-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0382] Vermiſchte Gedichte Der wunderbare Triangel. Wir ſahen unſrer Erden Flaͤche ſich von der Sonne abwerts lenken, Es ſchien der Sonnenkoͤrper ſich allmaͤhlig in das Meer zu ſenken, Es ſtreifte noch ihr niedrig Licht, das immer guͤldner ward, der Queer Auf unſre ſchoͤn bebluͤmte Wieſen und uͤber unſre Felder her, Es roͤtheten ſich Buͤſch und Waͤlder, der guͤldnen Stra- len zarte Flut, Die alle Vorwuͤrf’ uͤberſtroͤmet, und auf ſchmaragdnem Grunde ruht, Verguͤldet’ alle Gegenwuͤrfe und machte ſie noch einſt ſo ſchoͤn: Was man erblickt, ſchien faſt verklaͤrt, in einer guͤldnen Glut zu ſtehn. Das blumichte Gefilde ſchien Mit Licht und Schimmer uͤbergoſſen, Der Buͤſch und aller Kraͤuter Gruͤn Schien, mit gefaͤrbtem Glanz, befloſſen. Es ſtreckten, durch den Gegenſatz das Licht zu mehren, lange Schatten, Jn einer rieſenfoͤrmgen Laͤnge, ſich uͤber die bebluͤmten Matten: Durch deren klares Dunkelgruͤn, Das Licht der uͤberſtralten Stellen, erhaben, deſto hel- ler ſchien. So vieler ſchoͤner Gegenwuͤrfe Glanz, Anmuth, Lieb- lichkeit und Menge Formir-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/382
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/382>, abgerufen am 21.12.2024.