Der schönste Monat Julius, der, mit verschwende- rischer Hand, Mit Blumen ungezählter Arten Nicht unsre Gärten nur, auch Wiesen, Feld und Land, Bedeckt und schmückt, bebrämt, bemahlt und zierte, Trat seine Herrschaft frölich an, belebet' alles, und re- gierte: Als ich, nach sanftgenossner Ruh, des Morgens früh in meinen Garten, Von seinem Glanz durchdrungen, trat. Der Sonnen Glanz war zwar versteckt, Bey einer sanften Stille war die Luft von klarem Duft bedeckt; Es hatte kurz vorher geregnet, der Kräuter Heer dadurch getränket, Gestärket und verschönert, prangt in einem kräftig Dun- kelgrünen, Worauf noch hin und wieder Tropfen, wie klare Dia- manten, schienen. Jn Blumen hatte sich zugleich des Himmels fruchtbar Naß gesenkt, Wodurch die Farben feuriger in ihren bunten Blättern glühten Und diese schöne Kreaturen noch schöner als vorhero blühten. Die lieblichglühnden rothen Lichter der Rosen rissen son- derlich Auf den Schmaragden ähnlichen Gebüschen Blick und Geist auf sich.
Allein,
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Einige Gedanken uͤber Roſen.
Der ſchoͤnſte Monat Julius, der, mit verſchwende- riſcher Hand, Mit Blumen ungezaͤhlter Arten Nicht unſre Gaͤrten nur, auch Wieſen, Feld und Land, Bedeckt und ſchmuͤckt, bebraͤmt, bemahlt und zierte, Trat ſeine Herrſchaft froͤlich an, belebet’ alles, und re- gierte: Als ich, nach ſanftgenoſſner Ruh, des Morgens fruͤh in meinen Garten, Von ſeinem Glanz durchdrungen, trat. Der Sonnen Glanz war zwar verſteckt, Bey einer ſanften Stille war die Luft von klarem Duft bedeckt; Es hatte kurz vorher geregnet, der Kraͤuter Heer dadurch getraͤnket, Geſtaͤrket und verſchoͤnert, prangt in einem kraͤftig Dun- kelgruͤnen, Worauf noch hin und wieder Tropfen, wie klare Dia- manten, ſchienen. Jn Blumen hatte ſich zugleich des Himmels fruchtbar Naß geſenkt, Wodurch die Farben feuriger in ihren bunten Blaͤttern gluͤhten Und dieſe ſchoͤne Kreaturen noch ſchoͤner als vorhero bluͤhten. Die lieblichgluͤhnden rothen Lichter der Roſen riſſen ſon- derlich Auf den Schmaragden aͤhnlichen Gebuͤſchen Blick und Geiſt auf ſich.
Allein,
Z 3
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Einige Gedanken uͤber Roſen.
Der ſchoͤnſte Monat Julius, der, mit verſchwende-
riſcher Hand,
Mit Blumen ungezaͤhlter Arten
Nicht unſre Gaͤrten nur, auch Wieſen, Feld und Land,
Bedeckt und ſchmuͤckt, bebraͤmt, bemahlt und zierte,
Trat ſeine Herrſchaft froͤlich an, belebet’ alles, und re-
gierte:
Als ich, nach ſanftgenoſſner Ruh, des Morgens fruͤh in
meinen Garten,
Von ſeinem Glanz durchdrungen, trat. Der Sonnen
Glanz war zwar verſteckt,
Bey einer ſanften Stille war die Luft von klarem Duft
bedeckt;
Es hatte kurz vorher geregnet, der Kraͤuter Heer dadurch
getraͤnket,
Geſtaͤrket und verſchoͤnert, prangt in einem kraͤftig Dun-
kelgruͤnen,
Worauf noch hin und wieder Tropfen, wie klare Dia-
manten, ſchienen.
Jn Blumen hatte ſich zugleich des Himmels fruchtbar
Naß geſenkt,
Wodurch die Farben feuriger in ihren bunten Blaͤttern
gluͤhten
Und dieſe ſchoͤne Kreaturen noch ſchoͤner als vorhero
bluͤhten.
Die lieblichgluͤhnden rothen Lichter der Roſen riſſen ſon-
derlich
Auf den Schmaragden aͤhnlichen Gebuͤſchen Blick und
Geiſt auf ſich.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/377>, abgerufen am 22.02.2025.
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