Der Engel, aller Seligen, ja aller Geister, Schul- digkeit, Jst, von der unumschränkten Gottheit unendlichen Voll- kommenheit, Das allerbest- und herrlichste, wozu sie fähig, zu ge- denken, Und alle, zu so edlem Zweck, des Sinnes Kräfte hinzu- lenken. Nun ist der Glaub': "Es werde Gott dem, was Er, Sich zur Ehr, gemacht, "Und was Er, auch zugleich aus Liebe, für Sein Ge- schöpf, hervorgebracht, "(Da Er ja nichts geschaffen hat, wozu Er Haß hat) Gutes gönnen; Nach unserem Begriff, das Beste, was alle Geister den- ken können. Der Will' ist da: Er ist die Liebe. Die Macht nicht minder. Er ist weise, Und weiß, wie Seiner Majestät, ohn' Abbruch Seiner Heiligkeit, Und Seinem stets gerechten Recht, genug geschehen könn'. Es zeigen Schrift, Werk, und unsrer Seelen Kräfte, daß dieses einer Gottheit eigen. So kann dann die Vernunft nicht anders, als glau- ben, unserm Gott zum Preise, Mit einem, voller Zuversicht, auf Gott allein gekehrten Muth: "Wie das, was Gott geschaffen, gut,
"Und
Schluͤſſe der Vernunft.
Der Engel, aller Seligen, ja aller Geiſter, Schul- digkeit, Jſt, von der unumſchraͤnkten Gottheit unendlichen Voll- kommenheit, Das allerbeſt- und herrlichſte, wozu ſie faͤhig, zu ge- denken, Und alle, zu ſo edlem Zweck, des Sinnes Kraͤfte hinzu- lenken. Nun iſt der Glaub’: “Es werde Gott dem, was Er, Sich zur Ehr, gemacht, “Und was Er, auch zugleich aus Liebe, fuͤr Sein Ge- ſchoͤpf, hervorgebracht, “(Da Er ja nichts geſchaffen hat, wozu Er Haß hat) Gutes goͤnnen; Nach unſerem Begriff, das Beſte, was alle Geiſter den- ken koͤnnen. Der Will’ iſt da: Er iſt die Liebe. Die Macht nicht minder. Er iſt weiſe, Und weiß, wie Seiner Majeſtaͤt, ohn’ Abbruch Seiner Heiligkeit, Und Seinem ſtets gerechten Recht, genug geſchehen koͤnn’. Es zeigen Schrift, Werk, und unſrer Seelen Kraͤfte, daß dieſes einer Gottheit eigen. So kann dann die Vernunft nicht anders, als glau- ben, unſerm Gott zum Preiſe, Mit einem, voller Zuverſicht, auf Gott allein gekehrten Muth: “Wie das, was Gott geſchaffen, gut,
“Und
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Schluͤſſe der Vernunft.
Der Engel, aller Seligen, ja aller Geiſter, Schul-
digkeit,
Jſt, von der unumſchraͤnkten Gottheit unendlichen Voll-
kommenheit,
Das allerbeſt- und herrlichſte, wozu ſie faͤhig, zu ge-
denken,
Und alle, zu ſo edlem Zweck, des Sinnes Kraͤfte hinzu-
lenken.
Nun iſt der Glaub’: “Es werde Gott dem, was
Er, Sich zur Ehr, gemacht,
“Und was Er, auch zugleich aus Liebe, fuͤr Sein Ge-
ſchoͤpf, hervorgebracht,
“(Da Er ja nichts geſchaffen hat, wozu Er Haß hat)
Gutes goͤnnen;
Nach unſerem Begriff, das Beſte, was alle Geiſter den-
ken koͤnnen.
Der Will’ iſt da: Er iſt die Liebe. Die Macht
nicht minder. Er iſt weiſe,
Und weiß, wie Seiner Majeſtaͤt, ohn’ Abbruch Seiner
Heiligkeit,
Und Seinem ſtets gerechten Recht, genug geſchehen koͤnn’.
Es zeigen
Schrift, Werk, und unſrer Seelen Kraͤfte, daß dieſes
einer Gottheit eigen.
So kann dann die Vernunft nicht anders, als glau-
ben, unſerm Gott zum Preiſe,
Mit einem, voller Zuverſicht, auf Gott allein gekehrten
Muth:
“Wie das, was Gott geſchaffen, gut,
“Und
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/555>, abgerufen am 22.02.2025.
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