Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Cornaro. Was man vom trinkbarn Golde rühmt, daß es uns nicht nur unser Leben Auf hundert Jahr, verlängern soll, in unzerstörlicher Gesundheit; Daß es zugleich, die sanfte Ruh, und ein vergnügtes Herz zu geben, Der Leidenschaften Wut zu dämpfen, der Seelen Kräfte zu erheben, Bequem, geschickt und fähig sey: liest man in dunklen Schriften wohl. Allein, hier hab ich das Recept. Cornaro giebt es uns zu lesen, Jn unverfälschter Deutlichkeit: es ist probat; es ist nicht schwehr, Nicht kostbar. Jst es denn wohl möglich, daß es noch nie gebraucht gewesen? Daß nicht einmal ein Philosoph, die doch, vor allen andern, mehr, Um ihrer Seelen Kraft zu schärfen, sich zu bemühen suchen sollten, Den sichern Weg nicht eingeschlagen? Der, wenn sie nur vernünftig wollten, Nicht schwer, und gar nicht unersteiglich; und der, zur Wissenschaft, zur Ehr, Zur Tugend, zur Geselligkeit, zum Gottes-Dienst, zu allen Pflichten, Die wir, auf diesem Wunder-Bau der Welt, gehalten, zu verrichten, Bey K k 2
Cornaro. Was man vom trinkbarn Golde ruͤhmt, daß es uns nicht nur unſer Leben Auf hundert Jahr, verlaͤngern ſoll, in unzerſtoͤrlicher Geſundheit; Daß es zugleich, die ſanfte Ruh, und ein vergnuͤgtes Herz zu geben, Der Leidenſchaften Wut zu daͤmpfen, der Seelen Kraͤfte zu erheben, Bequem, geſchickt und faͤhig ſey: lieſt man in dunklen Schriften wohl. Allein, hier hab ich das Recept. Cornaro giebt es uns zu leſen, Jn unverfaͤlſchter Deutlichkeit: es iſt probat; es iſt nicht ſchwehr, Nicht koſtbar. Jſt es denn wohl moͤglich, daß es noch nie gebraucht geweſen? Daß nicht einmal ein Philoſoph, die doch, vor allen andern, mehr, Um ihrer Seelen Kraft zu ſchaͤrfen, ſich zu bemuͤhen ſuchen ſollten, Den ſichern Weg nicht eingeſchlagen? Der, wenn ſie nur vernuͤnftig wollten, Nicht ſchwer, und gar nicht unerſteiglich; und der, zur Wiſſenſchaft, zur Ehr, Zur Tugend, zur Geſelligkeit, zum Gottes-Dienſt, zu allen Pflichten, Die wir, auf dieſem Wunder-Bau der Welt, gehalten, zu verrichten, Bey K k 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0529" n="515"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Cornaro.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>as man vom trinkbarn Golde ruͤhmt, daß es uns<lb/><hi rendition="#et">nicht nur unſer Leben</hi></l><lb/> <l>Auf hundert Jahr, verlaͤngern ſoll, in unzerſtoͤrlicher<lb/><hi rendition="#et">Geſundheit;</hi></l><lb/> <l>Daß es zugleich, die ſanfte Ruh, und ein vergnuͤgtes<lb/><hi rendition="#et">Herz zu geben,</hi></l><lb/> <l>Der Leidenſchaften Wut zu daͤmpfen, der Seelen Kraͤfte<lb/><hi rendition="#et">zu erheben,</hi></l><lb/> <l>Bequem, geſchickt und faͤhig ſey: lieſt man in dunklen<lb/><hi rendition="#et">Schriften wohl.</hi></l><lb/> <l>Allein, hier hab ich das Recept. <hi rendition="#fr">Cornaro</hi> giebt es<lb/><hi rendition="#et">uns zu leſen,</hi></l><lb/> <l>Jn unverfaͤlſchter Deutlichkeit: es iſt probat; es iſt<lb/><hi rendition="#et">nicht ſchwehr,</hi></l><lb/> <l>Nicht koſtbar. Jſt es denn wohl moͤglich, daß es noch<lb/><hi rendition="#et">nie gebraucht geweſen?</hi></l><lb/> <l>Daß nicht einmal ein Philoſoph, die doch, vor allen<lb/><hi rendition="#et">andern, mehr,</hi></l><lb/> <l>Um ihrer Seelen Kraft zu ſchaͤrfen, ſich zu bemuͤhen<lb/><hi rendition="#et">ſuchen ſollten,</hi></l><lb/> <l>Den ſichern Weg nicht eingeſchlagen? Der, wenn ſie<lb/><hi rendition="#et">nur vernuͤnftig wollten,</hi></l><lb/> <l>Nicht ſchwer, und gar nicht unerſteiglich; und der, zur<lb/><hi rendition="#et">Wiſſenſchaft, zur Ehr,</hi></l><lb/> <l>Zur Tugend, zur Geſelligkeit, zum Gottes-Dienſt, zu<lb/><hi rendition="#et">allen Pflichten,</hi></l><lb/> <l>Die wir, auf dieſem Wunder-Bau der Welt, gehalten,<lb/><hi rendition="#et">zu verrichten,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [515/0529]
Cornaro.
Was man vom trinkbarn Golde ruͤhmt, daß es uns
nicht nur unſer Leben
Auf hundert Jahr, verlaͤngern ſoll, in unzerſtoͤrlicher
Geſundheit;
Daß es zugleich, die ſanfte Ruh, und ein vergnuͤgtes
Herz zu geben,
Der Leidenſchaften Wut zu daͤmpfen, der Seelen Kraͤfte
zu erheben,
Bequem, geſchickt und faͤhig ſey: lieſt man in dunklen
Schriften wohl.
Allein, hier hab ich das Recept. Cornaro giebt es
uns zu leſen,
Jn unverfaͤlſchter Deutlichkeit: es iſt probat; es iſt
nicht ſchwehr,
Nicht koſtbar. Jſt es denn wohl moͤglich, daß es noch
nie gebraucht geweſen?
Daß nicht einmal ein Philoſoph, die doch, vor allen
andern, mehr,
Um ihrer Seelen Kraft zu ſchaͤrfen, ſich zu bemuͤhen
ſuchen ſollten,
Den ſichern Weg nicht eingeſchlagen? Der, wenn ſie
nur vernuͤnftig wollten,
Nicht ſchwer, und gar nicht unerſteiglich; und der, zur
Wiſſenſchaft, zur Ehr,
Zur Tugend, zur Geſelligkeit, zum Gottes-Dienſt, zu
allen Pflichten,
Die wir, auf dieſem Wunder-Bau der Welt, gehalten,
zu verrichten,
Bey
K k 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |