Mich lockte jüngst ein heitres Wetter, Zum holden Schirm-Dach grüner Blätter, Jn einen dicken Wald, zu gehn. Jch sah daselbst, wie wunderschön, Jn denen dicht belaubten Büschen, Sich Licht und dunkle Schatten mischen, Und tausend Mischungen entstehn.
Darauf bezog sich schnell die Luft Mit einem schwarzen Wolken-Duft. Die vielen Lichterchen verschwunden; Die vielen Schatten, ihre Kinder, Verlohren sich zugleich nicht minder, Mit dem verschwundnen Sonnenschein. Ein dunkel Grün, das allgemein, Ward in dem ganzen Wald allein, Und keine Farbe sonst, gefunden.
Jndeß erhub sich überall Ein lispelnder und sanfter Schall. Auf hohen Wipfeln und in Büschen Verspührte man ein lautes Zischen. Es rauschte, durch des Regens Fall, Die Luft, das Laub, daß dem, ders hörte, Es seine Lust annoch vermehrte. Hiedurch nun wurden Laub und Gras, Die Wipfel und der Boden, naß.
Gleich
C 3
Der durch den Regen verſchoͤnerte Wald.
Mich lockte juͤngſt ein heitres Wetter, Zum holden Schirm-Dach gruͤner Blaͤtter, Jn einen dicken Wald, zu gehn. Jch ſah daſelbſt, wie wunderſchoͤn, Jn denen dicht belaubten Buͤſchen, Sich Licht und dunkle Schatten miſchen, Und tauſend Miſchungen entſtehn.
Darauf bezog ſich ſchnell die Luft Mit einem ſchwarzen Wolken-Duft. Die vielen Lichterchen verſchwunden; Die vielen Schatten, ihre Kinder, Verlohren ſich zugleich nicht minder, Mit dem verſchwundnen Sonnenſchein. Ein dunkel Gruͤn, das allgemein, Ward in dem ganzen Wald allein, Und keine Farbe ſonſt, gefunden.
Jndeß erhub ſich uͤberall Ein liſpelnder und ſanfter Schall. Auf hohen Wipfeln und in Buͤſchen Verſpuͤhrte man ein lautes Ziſchen. Es rauſchte, durch des Regens Fall, Die Luft, das Laub, daß dem, ders hoͤrte, Es ſeine Luſt annoch vermehrte. Hiedurch nun wurden Laub und Gras, Die Wipfel und der Boden, naß.
Gleich
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[37/0051]
Der durch den Regen verſchoͤnerte
Wald.
Mich lockte juͤngſt ein heitres Wetter,
Zum holden Schirm-Dach gruͤner Blaͤtter,
Jn einen dicken Wald, zu gehn.
Jch ſah daſelbſt, wie wunderſchoͤn,
Jn denen dicht belaubten Buͤſchen,
Sich Licht und dunkle Schatten miſchen,
Und tauſend Miſchungen entſtehn.
Darauf bezog ſich ſchnell die Luft
Mit einem ſchwarzen Wolken-Duft.
Die vielen Lichterchen verſchwunden;
Die vielen Schatten, ihre Kinder,
Verlohren ſich zugleich nicht minder,
Mit dem verſchwundnen Sonnenſchein.
Ein dunkel Gruͤn, das allgemein,
Ward in dem ganzen Wald allein,
Und keine Farbe ſonſt, gefunden.
Jndeß erhub ſich uͤberall
Ein liſpelnder und ſanfter Schall.
Auf hohen Wipfeln und in Buͤſchen
Verſpuͤhrte man ein lautes Ziſchen.
Es rauſchte, durch des Regens Fall,
Die Luft, das Laub, daß dem, ders hoͤrte,
Es ſeine Luſt annoch vermehrte.
Hiedurch nun wurden Laub und Gras,
Die Wipfel und der Boden, naß.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/51>, abgerufen am 03.12.2024.
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