Von der Kälte ausgepreßte Seufzer. Den 11 Jun. 1741.
Mildre doch den kalten Duft Jn der Luft, Welcher alle Lust vermindert, Und uns hindert, Des beblühmten Schmucks der Erden Froh zu werden!
Laß (wie unsre schönste Zeit, Jn den abgewichnen Jahren, Durch der Kälte Widrigkeit, Ungeprüft, davon gefahren) Auch nicht abermal ein Theil Unsrer Zeit, in strenger Eil', Ohne, daß wir es verspühren, Uns, auch heuer, nicht verlieren!
Zwar verdienten wir es wohl: Weil wir nicht (wie man doch soll) Deine Lieb', in Deinen Werken, Mit vergnügtem Ernst, bemerken; Sondern, durch Gewohnheit blind, Lust-Geruch- und Fühl-los sind. Aber, da wir es erkennen; Ach! so senke laue Düfte, Statt der kalten, in die Lüfte: Daß auch wir, von Andacht heiß, Jn vernünftger Lust entbrennen, Unsers Lebens hier geniessen; Dir Dank, Ehre, Lob und Preis, Jn bequemlicher Betrachtung Deiner Wunder, geben können!
Der
Von der Kaͤlte ausgepreßte Seufzer. Den 11 Jun. 1741.
Mildre doch den kalten Duft Jn der Luft, Welcher alle Luſt vermindert, Und uns hindert, Des bebluͤhmten Schmucks der Erden Froh zu werden!
Laß (wie unſre ſchoͤnſte Zeit, Jn den abgewichnen Jahren, Durch der Kaͤlte Widrigkeit, Ungepruͤft, davon gefahren) Auch nicht abermal ein Theil Unſrer Zeit, in ſtrenger Eil’, Ohne, daß wir es verſpuͤhren, Uns, auch heuer, nicht verlieren!
Zwar verdienten wir es wohl: Weil wir nicht (wie man doch ſoll) Deine Lieb’, in Deinen Werken, Mit vergnuͤgtem Ernſt, bemerken; Sondern, durch Gewohnheit blind, Luſt-Geruch- und Fuͤhl-los ſind. Aber, da wir es erkennen; Ach! ſo ſenke laue Duͤfte, Statt der kalten, in die Luͤfte: Daß auch wir, von Andacht heiß, Jn vernuͤnftger Luſt entbrennen, Unſers Lebens hier genieſſen; Dir Dank, Ehre, Lob und Preis, Jn bequemlicher Betrachtung Deiner Wunder, geben koͤnnen!
Der
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Von der Kaͤlte ausgepreßte Seufzer.
Den 11 Jun. 1741.
Mildre doch den kalten Duft
Jn der Luft,
Welcher alle Luſt vermindert,
Und uns hindert,
Des bebluͤhmten Schmucks der Erden
Froh zu werden!
Laß (wie unſre ſchoͤnſte Zeit,
Jn den abgewichnen Jahren,
Durch der Kaͤlte Widrigkeit,
Ungepruͤft, davon gefahren)
Auch nicht abermal ein Theil
Unſrer Zeit, in ſtrenger Eil’,
Ohne, daß wir es verſpuͤhren,
Uns, auch heuer, nicht verlieren!
Zwar verdienten wir es wohl:
Weil wir nicht (wie man doch ſoll)
Deine Lieb’, in Deinen Werken,
Mit vergnuͤgtem Ernſt, bemerken;
Sondern, durch Gewohnheit blind,
Luſt-Geruch- und Fuͤhl-los ſind.
Aber, da wir es erkennen;
Ach! ſo ſenke laue Duͤfte,
Statt der kalten, in die Luͤfte:
Daß auch wir, von Andacht heiß,
Jn vernuͤnftger Luſt entbrennen,
Unſers Lebens hier genieſſen; Dir Dank, Ehre,
Lob und Preis,
Jn bequemlicher Betrachtung Deiner Wunder,
geben koͤnnen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/297>, abgerufen am 30.12.2024.
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