Es sieht die Seele, durchs Gesicht, Von kleinen Körpern nicht zu sagen, Die allergrößten Körper nicht: Sie kann die Luft, sie kann das Licht, Wie scharf sie sonst auch sieht, nicht sehn. Mit welchem Recht kann sie denn wagen, Der Geister Wesen zu verstehn?
Ja, laßt uns etwas weiter gehn. Würd' eine Seel', in Finsternissen, Und ohne Sonne, von der Welt, Und aller Schönheit, etwas wissen? Sie wird durchs Licht ihr vorgestellt. So weiß sie, wenn ein geistigs Licht Die Geister-Welt ihr nicht entdecket, Von Geistern das geringste nicht: Sie ist für sich ja selbst verstecket.
Wie kann sie sich denn unterwinden, Die Welt der Geister einzusehn? Wie kann sie gar sich unterstehn, Der Gottheit Wesen zu ergründen?
Gedan-
Schwaͤche des menſchlichen Begriffes.
Es ſieht die Seele, durchs Geſicht, Von kleinen Koͤrpern nicht zu ſagen, Die allergroͤßten Koͤrper nicht: Sie kann die Luft, ſie kann das Licht, Wie ſcharf ſie ſonſt auch ſieht, nicht ſehn. Mit welchem Recht kann ſie denn wagen, Der Geiſter Weſen zu verſtehn?
Ja, laßt uns etwas weiter gehn. Wuͤrd’ eine Seel’, in Finſterniſſen, Und ohne Sonne, von der Welt, Und aller Schoͤnheit, etwas wiſſen? Sie wird durchs Licht ihr vorgeſtellt. So weiß ſie, wenn ein geiſtigs Licht Die Geiſter-Welt ihr nicht entdecket, Von Geiſtern das geringſte nicht: Sie iſt fuͤr ſich ja ſelbſt verſtecket.
Wie kann ſie ſich denn unterwinden, Die Welt der Geiſter einzuſehn? Wie kann ſie gar ſich unterſtehn, Der Gottheit Weſen zu ergruͤnden?
Gedan-
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Schwaͤche
des menſchlichen Begriffes.
Es ſieht die Seele, durchs Geſicht,
Von kleinen Koͤrpern nicht zu ſagen,
Die allergroͤßten Koͤrper nicht:
Sie kann die Luft, ſie kann das Licht,
Wie ſcharf ſie ſonſt auch ſieht, nicht ſehn.
Mit welchem Recht kann ſie denn wagen,
Der Geiſter Weſen zu verſtehn?
Ja, laßt uns etwas weiter gehn.
Wuͤrd’ eine Seel’, in Finſterniſſen,
Und ohne Sonne, von der Welt,
Und aller Schoͤnheit, etwas wiſſen?
Sie wird durchs Licht ihr vorgeſtellt.
So weiß ſie, wenn ein geiſtigs Licht
Die Geiſter-Welt ihr nicht entdecket,
Von Geiſtern das geringſte nicht:
Sie iſt fuͤr ſich ja ſelbſt verſtecket.
Wie kann ſie ſich denn unterwinden,
Die Welt der Geiſter einzuſehn?
Wie kann ſie gar ſich unterſtehn,
Der Gottheit Weſen zu ergruͤnden?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/187>, abgerufen am 21.11.2024.
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