Des grossen Schöpfers Wunder-Macht Hab ich so manches mahl besungen. Von Seiner Creaturen Pracht Hat oft mein Saiten-Spiel geklungen. Jch habe von der schönen Welt Verschiednes andern vorgestellt. Jch hab' auch dann und wann gespühret, Daß manchen mein Gesang gerühret, Und daß, was man von mir gelesen, Nicht immer ohne Nutz gewesen.
Allein, Wenn ich nun alles überlege, Und alles, was ich schrieb, erwege; Was ist doch wohl, von allem, mein? Nicht die von mir besungne Pracht, Nicht das, was ich davon gedacht, Nicht das, was ich davon geschrieben, Nicht, was mich dazu angetrieben, Nicht der Verstand, nicht das Vermögen, Die Sinnen nicht, nicht das Erwegen, Nicht Zeit, nicht Umständ', Ort und Ruh, Ja kaum der Wille hört mir zu. Jndem wir alle gute Gaben Vom Schöpfer bloß empfangen haben. So opfre ich denn meine Lieder Dem, Der sie mir geschenket, wieder, Und schreibe denen, die sie lesen, Da die Natur, in meinem Klang, Sich selber, und nicht ich, besang, Daß ich das Werkzeug bloß gewesen.
Verzeichniß
Schluß.
Des groſſen Schoͤpfers Wunder-Macht Hab ich ſo manches mahl beſungen. Von Seiner Creaturen Pracht Hat oft mein Saiten-Spiel geklungen. Jch habe von der ſchoͤnen Welt Verſchiednes andern vorgeſtellt. Jch hab’ auch dann und wann geſpuͤhret, Daß manchen mein Geſang geruͤhret, Und daß, was man von mir geleſen, Nicht immer ohne Nutz geweſen.
Allein, Wenn ich nun alles uͤberlege, Und alles, was ich ſchrieb, erwege; Was iſt doch wohl, von allem, mein? Nicht die von mir beſungne Pracht, Nicht das, was ich davon gedacht, Nicht das, was ich davon geſchrieben, Nicht, was mich dazu angetrieben, Nicht der Verſtand, nicht das Vermoͤgen, Die Sinnen nicht, nicht das Erwegen, Nicht Zeit, nicht Umſtaͤnd’, Ort und Ruh, Ja kaum der Wille hoͤrt mir zu. Jndem wir alle gute Gaben Vom Schoͤpfer bloß empfangen haben. So opfre ich denn meine Lieder Dem, Der ſie mir geſchenket, wieder, Und ſchreibe denen, die ſie leſen, Da die Natur, in meinem Klang, Sich ſelber, und nicht ich, beſang, Daß ich das Werkzeug bloß geweſen.
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Schluß.
Des groſſen Schoͤpfers Wunder-Macht
Hab ich ſo manches mahl beſungen.
Von Seiner Creaturen Pracht
Hat oft mein Saiten-Spiel geklungen.
Jch habe von der ſchoͤnen Welt
Verſchiednes andern vorgeſtellt.
Jch hab’ auch dann und wann geſpuͤhret,
Daß manchen mein Geſang geruͤhret,
Und daß, was man von mir geleſen,
Nicht immer ohne Nutz geweſen.
Allein,
Wenn ich nun alles uͤberlege,
Und alles, was ich ſchrieb, erwege;
Was iſt doch wohl, von allem, mein?
Nicht die von mir beſungne Pracht,
Nicht das, was ich davon gedacht,
Nicht das, was ich davon geſchrieben,
Nicht, was mich dazu angetrieben,
Nicht der Verſtand, nicht das Vermoͤgen,
Die Sinnen nicht, nicht das Erwegen,
Nicht Zeit, nicht Umſtaͤnd’, Ort und Ruh,
Ja kaum der Wille hoͤrt mir zu.
Jndem wir alle gute Gaben
Vom Schoͤpfer bloß empfangen haben.
So opfre ich denn meine Lieder
Dem, Der ſie mir geſchenket, wieder,
Und ſchreibe denen, die ſie leſen,
Da die Natur, in meinem Klang,
Sich ſelber, und nicht ich, beſang,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/758>, abgerufen am 21.12.2024.
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