Jm vierzigsten nach siebzehn hundert Jahr, Da ein recht strenger Winter war, Am sechsten Tag' im Februar Hab ich halb fürchterlich, halb schön, Des strengen Winters weisse Pracht Nicht sonder Anmuht, mit Bedacht, Ein Schnee-Gestöber, angesehn. Und daß ichs nicht vergessen mögte, Auch damit andern es auch ein Vergnügen brächte, Wie folget, zu Papier gebracht:
Es cirkelten die Wirbel-Winde Den Schnee, wie einen weissen Rauch, Sie rissen, recht als einen Schmauch, Der Lüfte Schaum so heftig, so geschwinde, Auf eine sonst nicht leicht gesehne Weise, Jn langen Strichen bald, und bald im Kreise, Von allen Orten her, nach allen Orten hin, Von oben, unterwerts, von unten, über sich. Hier floß ein weisser Strohm, dort schoß ein strenger Strich, Durch einen andern hin. Was in dem Augenblick den Gegner preßte, wich Jm Augenblick zurück, von ihm gedrengt. Es schien Sich alles in der Luft zu jagen und zu fliehn. Eh' jedes Stäubchen Schnee den Grund, Worauf es doch nicht ruhen kunnt, Wie sehr es ihn gesucht, berühret; War es viel hundertmahl vorher empor geführet,
Ge-
Schnee-Geſtoͤber.
Jm vierzigſten nach ſiebzehn hundert Jahr, Da ein recht ſtrenger Winter war, Am ſechſten Tag’ im Februar Hab ich halb fuͤrchterlich, halb ſchoͤn, Des ſtrengen Winters weiſſe Pracht Nicht ſonder Anmuht, mit Bedacht, Ein Schnee-Geſtoͤber, angeſehn. Und daß ichs nicht vergeſſen moͤgte, Auch damit andern es auch ein Vergnuͤgen braͤchte, Wie folget, zu Papier gebracht:
Es cirkelten die Wirbel-Winde Den Schnee, wie einen weiſſen Rauch, Sie riſſen, recht als einen Schmauch, Der Luͤfte Schaum ſo heftig, ſo geſchwinde, Auf eine ſonſt nicht leicht geſehne Weiſe, Jn langen Strichen bald, und bald im Kreiſe, Von allen Orten her, nach allen Orten hin, Von oben, unterwerts, von unten, uͤber ſich. Hier floß ein weiſſer Strohm, dort ſchoß ein ſtrenger Strich, Durch einen andern hin. Was in dem Augenblick den Gegner preßte, wich Jm Augenblick zuruͤck, von ihm gedrengt. Es ſchien Sich alles in der Luft zu jagen und zu fliehn. Eh’ jedes Staͤubchen Schnee den Grund, Worauf es doch nicht ruhen kunnt, Wie ſehr es ihn geſucht, beruͤhret; War es viel hundertmahl vorher empor gefuͤhret,
Ge-
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Schnee-Geſtoͤber.
Jm vierzigſten nach ſiebzehn hundert Jahr,
Da ein recht ſtrenger Winter war,
Am ſechſten Tag’ im Februar
Hab ich halb fuͤrchterlich, halb ſchoͤn,
Des ſtrengen Winters weiſſe Pracht
Nicht ſonder Anmuht, mit Bedacht,
Ein Schnee-Geſtoͤber, angeſehn.
Und daß ichs nicht vergeſſen moͤgte,
Auch damit andern es auch ein Vergnuͤgen braͤchte,
Wie folget, zu Papier gebracht:
Es cirkelten die Wirbel-Winde
Den Schnee, wie einen weiſſen Rauch,
Sie riſſen, recht als einen Schmauch,
Der Luͤfte Schaum ſo heftig, ſo geſchwinde,
Auf eine ſonſt nicht leicht geſehne Weiſe,
Jn langen Strichen bald, und bald im Kreiſe,
Von allen Orten her, nach allen Orten hin,
Von oben, unterwerts, von unten, uͤber ſich.
Hier floß ein weiſſer Strohm, dort ſchoß ein ſtrenger Strich,
Durch einen andern hin.
Was in dem Augenblick den Gegner preßte, wich
Jm Augenblick zuruͤck, von ihm gedrengt. Es ſchien
Sich alles in der Luft zu jagen und zu fliehn.
Eh’ jedes Staͤubchen Schnee den Grund,
Worauf es doch nicht ruhen kunnt,
Wie ſehr es ihn geſucht, beruͤhret;
War es viel hundertmahl vorher empor gefuͤhret,
Ge-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/616>, abgerufen am 21.12.2024.
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