Jndem ich jüngst, zur kalten Winters-Zeit, Da Berg und Wald bereift, das Feld beschneyt, Die Fluht gefroren war, im Zimmer, beym Camin, Ein helles Feur theils lodern und theils glühn, Mit Freuden sah, mit Anmuht fühlte, Und, da ich eben ganz allein, Bald auf der Flamme regen Schein, Die mit gefärbten Spitzen spielte, Mein angestrahltes Auge lenket; Bald in der Kohlen rohte Gluht, Recht als in einer Feuer-Fluht, Die neu-begier'ge Blicke senket; Beschloß ich, nicht so sehr des Feuers Kraft Und dessen wärmend' Eigenschaft, (Dieweil es schon vorhin von mir geschehn) Als dessen Form und Farb', aufmerksam anzusehn.
Mein Gott! wie werd' ich hier und dar So viel Veränderung in dieser Gluht gewahr! Wie sehr vergnügt sich nicht Mein stark darauf gewandt Gesicht!
Jhrer Flammen wallend Licht Schnaubet, zischet, rauschet', sauset, Lodert, knallet, prasselt, brauset. Fast entsetzlich, und doch schön Jst ihr Glanz und ihr Getön.
Nicht
Einſame Betrachtung des Feuers im Winter.
Jndem ich juͤngſt, zur kalten Winters-Zeit, Da Berg und Wald bereift, das Feld beſchneyt, Die Fluht gefroren war, im Zimmer, beym Camin, Ein helles Feur theils lodern und theils gluͤhn, Mit Freuden ſah, mit Anmuht fuͤhlte, Und, da ich eben ganz allein, Bald auf der Flamme regen Schein, Die mit gefaͤrbten Spitzen ſpielte, Mein angeſtrahltes Auge lenket; Bald in der Kohlen rohte Gluht, Recht als in einer Feuer-Fluht, Die neu-begier’ge Blicke ſenket; Beſchloß ich, nicht ſo ſehr des Feuers Kraft Und deſſen waͤrmend’ Eigenſchaft, (Dieweil es ſchon vorhin von mir geſchehn) Als deſſen Form und Farb’, aufmerkſam anzuſehn.
Mein Gott! wie werd’ ich hier und dar So viel Veraͤnderung in dieſer Gluht gewahr! Wie ſehr vergnuͤgt ſich nicht Mein ſtark darauf gewandt Geſicht!
Jhrer Flammen wallend Licht Schnaubet, ziſchet, rauſchet’, ſauſet, Lodert, knallet, praſſelt, brauſet. Faſt entſetzlich, und doch ſchoͤn Jſt ihr Glanz und ihr Getoͤn.
Nicht
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[591/0609]
Einſame Betrachtung des Feuers
im Winter.
Jndem ich juͤngſt, zur kalten Winters-Zeit,
Da Berg und Wald bereift, das Feld beſchneyt,
Die Fluht gefroren war, im Zimmer, beym Camin,
Ein helles Feur theils lodern und theils gluͤhn,
Mit Freuden ſah, mit Anmuht fuͤhlte,
Und, da ich eben ganz allein,
Bald auf der Flamme regen Schein,
Die mit gefaͤrbten Spitzen ſpielte,
Mein angeſtrahltes Auge lenket;
Bald in der Kohlen rohte Gluht,
Recht als in einer Feuer-Fluht,
Die neu-begier’ge Blicke ſenket;
Beſchloß ich, nicht ſo ſehr des Feuers Kraft
Und deſſen waͤrmend’ Eigenſchaft,
(Dieweil es ſchon vorhin von mir geſchehn)
Als deſſen Form und Farb’, aufmerkſam anzuſehn.
Mein Gott! wie werd’ ich hier und dar
So viel Veraͤnderung in dieſer Gluht gewahr!
Wie ſehr vergnuͤgt ſich nicht
Mein ſtark darauf gewandt Geſicht!
Jhrer Flammen wallend Licht
Schnaubet, ziſchet, rauſchet’, ſauſet,
Lodert, knallet, praſſelt, brauſet.
Faſt entſetzlich, und doch ſchoͤn
Jſt ihr Glanz und ihr Getoͤn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/609>, abgerufen am 21.11.2024.
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