Vermehrtes Vergnügen in vermehrter Eintheilung der Jahrs-Zeiten.
Die schwühle Sommers-Zeit ist mehrentheils ver- gangen, Der Aecker Schmuck, der Felder Prangen Jst, mit vergnügter Aemsigkeit, Zu unserm Nutzen, abgemeit. Das Feld, das neulich noch vom güldnen Segen schwehr, Jst itzt entblösset, flach und leer. Die ebne Flache läßt noch eins so weit, Noch eins so lang, noch eins so breit. Die ungehemmte Blicke gleiten, Und fliessen recht auf allen Seiten Auf einer flachen Bahn, Theils über Stoppeln hin, theils wo es schon gepflüget, Das Auge trifft fast keinen Vorwurf an. Nur wird es hier und dar, Nicht ohne Lust, der weissen Gänse Schaar, Bey ihrem schnatternden Getön, gewahr; Doch sieht man auch noch Schaf' auf selbigem mit Freuden, Jn sanfter Still', auf Gras und Stoppeln weiden, Woselbst sie, auf dem Kräuter-reichen Grünen, Roch einst so weiß im hellen Sonnenschein, Als etwan sonsten, schienen.
Mir
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Vermehrtes Vergnuͤgen in vermehrter Eintheilung der Jahrs-Zeiten.
Die ſchwuͤhle Sommers-Zeit iſt mehrentheils ver- gangen, Der Aecker Schmuck, der Felder Prangen Jſt, mit vergnuͤgter Aemſigkeit, Zu unſerm Nutzen, abgemeit. Das Feld, das neulich noch vom guͤldnen Segen ſchwehr, Jſt itzt entbloͤſſet, flach und leer. Die ebne Flache laͤßt noch eins ſo weit, Noch eins ſo lang, noch eins ſo breit. Die ungehemmte Blicke gleiten, Und flieſſen recht auf allen Seiten Auf einer flachen Bahn, Theils uͤber Stoppeln hin, theils wo es ſchon gepfluͤget, Das Auge trifft faſt keinen Vorwurf an. Nur wird es hier und dar, Nicht ohne Luſt, der weiſſen Gaͤnſe Schaar, Bey ihrem ſchnatternden Getoͤn, gewahr; Doch ſieht man auch noch Schaf’ auf ſelbigem mit Freuden, Jn ſanfter Still’, auf Gras und Stoppeln weiden, Woſelbſt ſie, auf dem Kraͤuter-reichen Gruͤnen, Roch einſt ſo weiß im hellen Sonnenſchein, Als etwan ſonſten, ſchienen.
Mir
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[[423]/0441]
Vermehrtes Vergnuͤgen
in vermehrter
Eintheilung der Jahrs-Zeiten.
Die ſchwuͤhle Sommers-Zeit iſt mehrentheils ver-
gangen,
Der Aecker Schmuck, der Felder Prangen
Jſt, mit vergnuͤgter Aemſigkeit,
Zu unſerm Nutzen, abgemeit.
Das Feld, das neulich noch vom guͤldnen Segen ſchwehr,
Jſt itzt entbloͤſſet, flach und leer.
Die ebne Flache laͤßt noch eins ſo weit,
Noch eins ſo lang, noch eins ſo breit.
Die ungehemmte Blicke gleiten,
Und flieſſen recht auf allen Seiten
Auf einer flachen Bahn,
Theils uͤber Stoppeln hin, theils wo es ſchon gepfluͤget,
Das Auge trifft faſt keinen Vorwurf an.
Nur wird es hier und dar,
Nicht ohne Luſt, der weiſſen Gaͤnſe Schaar,
Bey ihrem ſchnatternden Getoͤn, gewahr;
Doch ſieht man auch noch Schaf’ auf ſelbigem mit Freuden,
Jn ſanfter Still’, auf Gras und Stoppeln weiden,
Woſelbſt ſie, auf dem Kraͤuter-reichen Gruͤnen,
Roch einſt ſo weiß im hellen Sonnenſchein,
Als etwan ſonſten, ſchienen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. [423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/441>, abgerufen am 21.12.2024.
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