An eines breiten Wasser-Grabens dem Spiegel gleichen glatten Fluht, Die, zwischen Bäume, Schilf und Stauden, in ungestörter Stille, ruht, Beschäftigt' ich mich jüngst, um von den schönen Bildern, Die, durch den holden Wiederschein, Verschönert und verdoppelt seyn, Den Schmuck, zu Gottes Ruhm, in Versen abzuschildern; Da denn mein fröhlicher Gesang, Bey diesem Gegenwurf, wie folgt, erklang:
Jn dem beschatteten Gebüsche Hör ich vom scharfen Schilf ein lispelndes Gezische, Und recht als wie ein flüsternd Schwätzen. Jch seh die theils gerad- und theils gebogne Spitzen Jm Strahl der Sonnen schimmernd blitzen, Und ihren Fuß das klare Wasser netzen, Auf dessen Fläche die Figur Der zierlichen Structur Vom schwanken Rohr so deutlich schwimmt, Jm holden Wiederschein, daß, in der glatten Klahrheit, Der Schein und die Copie fast von der Wahrheit, Und dem Original, das Wesen an sich nimmt. Es ist fürwahr nicht auszudrücken, Wie alles das so wunderschön, (Wenn wir mit Menschen-Augen sehn) Was wir an solchem Ort erblicken, Den selbst der Himmel scheint zu schmücken,
Jm
B b 5
Der Schwahn.
An eines breiten Waſſer-Grabens dem Spiegel gleichen glatten Fluht, Die, zwiſchen Baͤume, Schilf und Stauden, in ungeſtoͤrter Stille, ruht, Beſchaͤftigt’ ich mich juͤngſt, um von den ſchoͤnen Bildern, Die, durch den holden Wiederſchein, Verſchoͤnert und verdoppelt ſeyn, Den Schmuck, zu Gottes Ruhm, in Verſen abzuſchildern; Da denn mein froͤhlicher Geſang, Bey dieſem Gegenwurf, wie folgt, erklang:
Jn dem beſchatteten Gebuͤſche Hoͤr ich vom ſcharfen Schilf ein liſpelndes Geziſche, Und recht als wie ein fluͤſternd Schwaͤtzen. Jch ſeh die theils gerad- und theils gebogne Spitzen Jm Strahl der Sonnen ſchimmernd blitzen, Und ihren Fuß das klare Waſſer netzen, Auf deſſen Flaͤche die Figur Der zierlichen Structur Vom ſchwanken Rohr ſo deutlich ſchwimmt, Jm holden Wiederſchein, daß, in der glatten Klahrheit, Der Schein und die Copie faſt von der Wahrheit, Und dem Original, das Weſen an ſich nimmt. Es iſt fuͤrwahr nicht auszudruͤcken, Wie alles das ſo wunderſchoͤn, (Wenn wir mit Menſchen-Augen ſehn) Was wir an ſolchem Ort erblicken, Den ſelbſt der Himmel ſcheint zu ſchmuͤcken,
Jm
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Der Schwahn.
An eines breiten Waſſer-Grabens dem Spiegel gleichen
glatten Fluht,
Die, zwiſchen Baͤume, Schilf und Stauden, in ungeſtoͤrter
Stille, ruht,
Beſchaͤftigt’ ich mich juͤngſt, um von den ſchoͤnen Bildern,
Die, durch den holden Wiederſchein,
Verſchoͤnert und verdoppelt ſeyn,
Den Schmuck, zu Gottes Ruhm, in Verſen abzuſchildern;
Da denn mein froͤhlicher Geſang,
Bey dieſem Gegenwurf, wie folgt, erklang:
Jn dem beſchatteten Gebuͤſche
Hoͤr ich vom ſcharfen Schilf ein liſpelndes Geziſche,
Und recht als wie ein fluͤſternd Schwaͤtzen.
Jch ſeh die theils gerad- und theils gebogne Spitzen
Jm Strahl der Sonnen ſchimmernd blitzen,
Und ihren Fuß das klare Waſſer netzen,
Auf deſſen Flaͤche die Figur
Der zierlichen Structur
Vom ſchwanken Rohr ſo deutlich ſchwimmt,
Jm holden Wiederſchein, daß, in der glatten Klahrheit,
Der Schein und die Copie faſt von der Wahrheit,
Und dem Original, das Weſen an ſich nimmt.
Es iſt fuͤrwahr nicht auszudruͤcken,
Wie alles das ſo wunderſchoͤn,
(Wenn wir mit Menſchen-Augen ſehn)
Was wir an ſolchem Ort erblicken,
Den ſelbſt der Himmel ſcheint zu ſchmuͤcken,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/411>, abgerufen am 30.12.2024.
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