Ohimmlisches, von allen dem, was irdisch, unterschied- nes Wesen! O Sonne! dich hab' ich, von neuem, zu einem Vorwurf auserlesen, Um dich mit meiner Seelen Augen, voll Lust und Andacht, anzuseh'n, Und mit zwar kühn- doch wohlgemeynten Gesängen in dir zu erhöh'n Die Quell', aus Der du, so wie alles, doch auf ganz andre Weise, stammest, Den Born, aus welchem du so herrlich, zum Heyl der Crea- turen, flammest.
O herrlichs Licht, voll Fruchtbarkeit, voll Schönheit, An- muht, Nutz und Segen, Ohn' dessen überird'schen Glanz, und unerschöpfter Strah- len Pracht, Die Wesen aller Dinge fast in ein' unwesentliche Nacht Verwirret und versunken lägen, Ohn' dessen Licht, ohn' dessen Schein Wir nichts von aller Dinge Seyn Zu fassen, noch zu seh'n vermögen. Wir werden dich, mit allem Recht, Vom Schöpfer einen Ausfluß nennen, Und, da du nicht nur Licht und Schein, zu unsrer Anmuht, uns gewährest, Nein, da du uns zugleich erhältst, erwärmst, belebest und ernährest,
Dich
Einige Betrachtungen uͤber die Sonne.
Ohimmliſches, von allen dem, was irdiſch, unterſchied- nes Weſen! O Sonne! dich hab’ ich, von neuem, zu einem Vorwurf auserleſen, Um dich mit meiner Seelen Augen, voll Luſt und Andacht, anzuſeh’n, Und mit zwar kuͤhn- doch wohlgemeynten Geſaͤngen in dir zu erhoͤh’n Die Quell’, aus Der du, ſo wie alles, doch auf ganz andre Weiſe, ſtammeſt, Den Born, aus welchem du ſo herrlich, zum Heyl der Crea- turen, flammeſt.
O herrlichs Licht, voll Fruchtbarkeit, voll Schoͤnheit, An- muht, Nutz und Segen, Ohn’ deſſen uͤberird’ſchen Glanz, und unerſchoͤpfter Strah- len Pracht, Die Weſen aller Dinge faſt in ein’ unweſentliche Nacht Verwirret und verſunken laͤgen, Ohn’ deſſen Licht, ohn’ deſſen Schein Wir nichts von aller Dinge Seyn Zu faſſen, noch zu ſeh’n vermoͤgen. Wir werden dich, mit allem Recht, Vom Schoͤpfer einen Ausfluß nennen, Und, da du nicht nur Licht und Schein, zu unſrer Anmuht, uns gewaͤhreſt, Nein, da du uns zugleich erhaͤltſt, erwaͤrmſt, belebeſt und ernaͤhreſt,
Dich
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Einige
Betrachtungen uͤber die Sonne.
Ohimmliſches, von allen dem, was irdiſch, unterſchied-
nes Weſen!
O Sonne! dich hab’ ich, von neuem, zu einem Vorwurf
auserleſen,
Um dich mit meiner Seelen Augen, voll Luſt und Andacht,
anzuſeh’n,
Und mit zwar kuͤhn- doch wohlgemeynten Geſaͤngen in dir
zu erhoͤh’n
Die Quell’, aus Der du, ſo wie alles, doch auf ganz andre
Weiſe, ſtammeſt,
Den Born, aus welchem du ſo herrlich, zum Heyl der Crea-
turen, flammeſt.
O herrlichs Licht, voll Fruchtbarkeit, voll Schoͤnheit, An-
muht, Nutz und Segen,
Ohn’ deſſen uͤberird’ſchen Glanz, und unerſchoͤpfter Strah-
len Pracht,
Die Weſen aller Dinge faſt in ein’ unweſentliche Nacht
Verwirret und verſunken laͤgen,
Ohn’ deſſen Licht, ohn’ deſſen Schein
Wir nichts von aller Dinge Seyn
Zu faſſen, noch zu ſeh’n vermoͤgen.
Wir werden dich, mit allem Recht,
Vom Schoͤpfer einen Ausfluß nennen,
Und, da du nicht nur Licht und Schein, zu unſrer Anmuht,
uns gewaͤhreſt,
Nein, da du uns zugleich erhaͤltſt, erwaͤrmſt, belebeſt und
ernaͤhreſt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/366>, abgerufen am 30.12.2024.
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